© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/08 26. September 2008

Meldungen

Bautzen-Komitee: Ex- Vorsitzender gestorben

DRESDEN. Der Mitbegründer und ehemalige Vorsitzende des Bautzen-Komitees, Günter Mühle, ist am Mittwoch voriger Woche im Alter von 85 Jahren gestorben. "Sein Tod ist ein Verlust für alle, die sich in Sachsen und darüber hinaus für die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur engagieren", würdigte der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Michael Beleites, in Dresden den Verstorbenen. Mühle habe "für die Erhaltung einer lebendigen und ungeschönten Erinnerungskultur im Bezug auf die Schrecken der SED-Diktatur" gestanden, erklärte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. Aufgewachsen in der Nähe von Görlitz, kehrte Mühle nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft wieder in seine Heimatregion zurück. Dort engagierte er sich im Widerstand gegen die Etablierung der kommunistischen Diktatur in der Ostzone Deutschlands, indem er Flugblätter gegen die Sowjetherrschaft verteilte und SED-Versammlungen störte. 1949 wurde er verhaftet und im März 1950 vom Sowjetischen Militärtribunal in Dresden wegen "illegaler Gruppenbildung, Spionage, antisowjetischer Einstellung und undemokratischen Verhaltens" zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Bis zu einer Amnestie Anfang 1954 saß er in Bautzen im berüchtigten Zuchthaus "Gelbes Elend". Nach seiner Entlassung ging Mühle in den Westen, wo er sich in der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) engagierte. Nach dem Mauerfall setzte er sich für eine angemessene Erinnerungskultur in Bautzen ein und war entscheidend an der Zusammenführung ehemaliger Häftlinge im 1990 gegründeten Bautzen-Komitee beteiligt.

 

Synagoge in früherer Kirche eingeweiht

BIELEFELD. Erstmals ist in Deutschland eine Synagoge in einer früheren evangelischen Kirche eingeweiht worden. Nach einjähriger Umbauzeit feierte die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld am 21. September die Fertigstellung. Ihre neue Versammlungsstätte befindet sich in der ehemaligen Paul-Gerhardt-Kirche, die nach der Zusammenlegung von zwei Kirchengemeinden an die jüdische Gemeinde verkauft worden war. Dagegen hatte eine Bürgerinitiative protestiert und das Gebäude drei Monate besetzt gehalten (die JF berichtete mehrfach). An der Einweihung nahmen 530 Gäste teil, darunter NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß. "Wir freuen uns darüber, daß in diesen Räumen wieder Gottesdienste gefeiert werden", sagte Buß in seiner Rede. Die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld hat rund 300 Mitglieder. Der Kauf und Umbau des Gebäudes kostete 2,8 Millionen Euro, das Land Nordrhein-Westfalen übernimmt davon 1,75 Millionen Euro.

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