© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/08 26. September 2008

Meldungen

England: Debatte um Evolution neu entbrannt

LONDON. Die Debatte um Evolution und Kreationismus (Schöpfungslehre) ist in Großbritannien neu entbrannt. Der Bildungsdirektor an der Akademie der Wissenschaften (Royal Society), Michael Reiss, hat sein Amt am 16. September niedergelegt. Er war zuvor von Naturwissenschaftlern wegen Äußerungen zum Kreationismus heftig angegriffen worden. In einem Vortrag in Liverpool hatte er Anfang September dafür plädiert, an Schulen nicht nur Evolution zu lehren, sondern auch die Schöpfungslehre zu diskutieren. Lehrer sollten kreationistische Vorstellungen nicht als "falsche Auffassungen" ansehen, sondern als eine Weltanschauung behandeln. Reiss ist anglikanischer Theologe und Biologe und hat 20 Jahre lang als Lehrer gearbeitet hat. Seine schulische Erfahrung lehre ihn, daß das Beharren auf der Evolutionstheorie manche Schüler nicht überzeuge. Deshalb spreche viel dafür, zuzulassen, daß Schüler ihre Zweifel äußern. Der Mediziner und Nobelpreisträger Richard Roberts nannte die Ansichten von Reiss "schändlich" und forderte seine Entlassung. Wie die Londoner Zeitung Times weiter berichtet, stellte sich die Akademie der Wissenschaften zunächst hinter Reiss, ließ ihn dann aber fallen, weil er unbeabsichtigt dem Ruf der Einrichtung geschadet habe. Rückendeckung erhielt Reiss vom Londoner Professor für Naturwissenschaft und Gesellschaft, Lord Winston, der der Akademie nicht angehört. Nach seiner Ansicht hat sich die Royal Society keinen guten Dienst getan. Reiss habe argumentiert, "daß wir uns mit falschen Vorstellungen von der Naturwissenschaft auseinandersetzen sollten - das sollte die Royal Society begrüßen", erklärte Lord Winston. Der Begründer der Evolutionstheorie, Charles Darwin, war Mitglied der Royal Society. Im kommenden Jahr wird seiner aus Anlaß von zwei Jahrestagen gedacht: Vor 200 Jahren wurde der englische Naturforscher geboren, und vor 150 Jahren veröffentlichte er sein Hauptwerk "Die Entstehung der Arten".

 

Kehlmann kritisiert Deutschen Buchpreis

FRANKFURT/MAIN. Bestseller-Autor Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt") würde den Deutschen Buchpreis gern wieder abschaffen. "Ein solches Spektakel mag die Umsätze des Buchhandels erhöhen, für die Literatur ist es bedauerlich und für die Schriftsteller, die ja niemand gefragt hat, ob sie sich einer solchen Prozedur unterwerfen möchten, eine Quelle der Sorge und der Depression", schrieb der 33jährige Schriftsteller in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Bücher, die nicht auf der sogenannten Longlist stehen, würden kaum noch rezensiert, meint Kehlmann. Die Wertungen der Jury seien geprägt von "außerliterarischen Mechanismen eines zwar nicht korrupten, aber doch sehr verfilzten Milieus". Die nominierten Autoren würden inoffiziell gezwungen, bei der Preisverleihung dabei zu sein und sich zur Befriedigung der medialen Neugier "nebeneinander vor die Kamera zu setzen wie Schlagersänger in einer Castingshow", so Kehlmann. "Bücher stehen miteinander im Wettstreit, ihre Autoren aber nicht", die Vergabeprozedur des Buchpreises sei "demütigend". Kehlmann selbst erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter die Literaturpreise der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Tageszeitung Die Welt, den Heimito-von-Doderer- und den Kleist-Preis. An diesem Freitag bekommt er den mit einem Arbeitsstipendium verbundenen Per-Olov-Enquist-Preis für junge, europaweit bekannt gewordene Schriftsteller sowie am 18. Oktober den mit 10.000 Euro dotierten Thomas-Mann-Preis der Hansestadt Lübeck überreicht.

 

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"Gateway Gardens"

Name eines neuen offiziellen Stadtteils von Frankfurt am Main

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