© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/08 26. September 2008

Meldungen

AIG: "Kernschmelze des Finanzsystems" droht

LONDON. Der Finanzanalyst Wolfgang Münchau hat vor einer "Kernschmelze des Finanzsystems" gewarnt. Hinter der Krise des US-Versicherers AIG (der von der US-Notenbank Fed übernommen wurde) stehe "die Krise eines der unglaublichsten Versicherungsmärkte, die es je gegeben hat: des Markts für Credit Default Swaps (CDS), also Versicherungen gegen Zahlungsausfälle auf festverzinsliche Wertpapiere". Der CDS-Markt habe eine Größe von 62 Billionen. "Das ist ungefähr so groß wie das jährliche Bruttosozialprodukt der gesamten Welt", erläuterte der Chef des Informationsdienstes Eurointelligence in der Financial Times Deutschland. Der CDS-Markt unterstehe aber nicht der Versicherungsaufsicht. "Mit der zunehmenden Zahl von Insolvenzen im Finanzsektor, etwa von Lehman Brothers, werden CDS-Zahlungen fällig", so Münchau. Ein makroökonomisches Problem entstehe, wenn die Pleite eines Versicherers zu einer Kette von Zahlungsausfällen und Pleiten führe. "Wenn AIG untergehen sollte, sind AIGs CDS-Kunden nicht mehr versichert." Hier könnte es sich um Hedgefonds ("Heuschrecken") mit hochriskanten Positionen handeln. Dann verbleibe das Risiko beim Kunden, eine Kette von Zahlungsausfällen drohe. Im Gegensatz dazu sei die Lehman-Pleite "harmloser".

 

Ifo-Chef will Sparlöhne anstelle von Barlöhnen

MÜNCHEN. Der Ökonom Hans-Werner Sinn hält die Gewerkschaftsforderungen nach sieben bis acht Prozent mehr Lohn angesichts des konjunkturellen Abschwungs in der Welt für arbeitsplatzgefährdend. Der Verteilungsspielraum habe zwischen 2000 und 2007 zwar 18,8 Prozent, die Tariflohnerhöhungen hingegen nur 10,7 bis 11,5 Prozent betragen. "Gut sechs Prozentpunkte dieses Verteilungsspielraums wurden in dieser Zeitspanne nicht genutzt", erklärte der Ifo-Chef in der Wirtschaftswoche. Aber Deutschland habe nur deshalb "ein Jobwunder erlebt, weil die Löhne hinter der Produktivitätsentwicklung zurückblieben". In Westdeutschland gebe es 1,2 Millionen Stellen mehr, dennoch gebe es immer noch etwa 3,3 Millionen Arbeitslose. Der Konflikt zwischen Verteilungsgerechtigkeit und Beschäftigung könne gelöst werden - durch Sparlöhne anstelle von Barlöhnen. "Schon Ferdinand Lassalle hat erkannt, daß nur eine Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivkapital die Möglichkeit bietet, dem ehernen Lohngesetz der Marktwirtschaft auszuweichen", meinte Sinn.

 

Ampelkennzeichnung für Lebensmittel nötig

BERLIN. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat ihre Forderung nach einer verpflichtenden Ampelkennzeichnung für Lebensmittel bekräftigt. Durch die Farben Grün (wenig), Gelb (mittel) und Rot (hoch) soll schneller erkennbar werden, wie hoch der Zucker,- Fett- oder Salzanteil eines Produkts ist. Bei einer Testreihe von Saucen zum Würzen von Grillgut oder Salat kam Foodwatch zu schlechten Ergebnissen: "Acht der 13 untersuchten Saucen sind stark salzhaltig, bei zwei Saucen signalisiert die rote Ampel einen hohen Fettanteil." Zu den salzigsten Saucen gehöre der "Kids Tomato Ketchup". Der "Curry Gewürz Ketchup classic" vom selben Hersteller enthalte 30 Prozent weniger Salz. Mehr im Internet: www.foodwatch.de

 

Zahl der Woche

44,7 Prozent betrugen im zweiten Quartal 2008 die durchschnittlichen Mehrkosten für Luftfrachttransporte nach China. Insgesamt war gegenüber dem zweiten Quartal 2007 eine Preissteigerung von 27,7 Prozent festzustellen. Transporte in den Asien-Pazifik-Raum kosteten 36,9 Prozent mehr. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen