© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/08 12. September 2008

ARD-Reihe "Gott und die Welt": Im Herzen deutsch - Königsberger Geschichten
Gesang und Gebet finden in deutscher Sprache statt
Christian Dorn

Während Rußland ankündigt, seine Raketenabschußvorrichtungen im "Oblast Kaliningrad" aufzurüsten, fragen sich dessen Bewohner noch immer, welche Entwicklung das einst deutsche Königsberg nehmen wird. Nachdem sich um 2006 ausgerechnet zwei Jahrestage überlagert hatten - das 750jährige Jubiläum der alten Hanse- und Residenzstadt sowie der 60. Jahrestag der von Stalin verfügten Umbenennung auf den Namen des Parteigenossen Michail Kalinin -, nähert sich die jüngere, zumeist russischstämmige Generation der Geschichte durch die Wortschöpfung "Kenig City" oder kurz "Kenig". Es ist die Sehnsucht nach Deutschland.

Viel stärker verkörpert sich dieser Bezug in den rußlanddeutschen Familien, die Anfang der 1990er Jahre aus Kasachstan, Usbekistan oder Tadschikistan geflohen waren, auf ihrem Weg gen Westen aber in Königsberg und den umliegenden Dörfern des ehemaligen Ostpreußen steckenblieben. Diese etwa 3.000 in der Region lebenden Rußlanddeutschen begreifen das einstige Königsberg als ihr Tor zur westlichen Welt - und wissen doch immer noch nicht, ob es ihr neues Zuhause wird. In diesem inneren Interregnum finden dabei viele in den lutherischen Gemeinden Halt, die im vergangenen Jahrzehnt entstanden sind. Hier reden sie miteinander in den verschiedensten deutschen Dialekten, auch Gesang und Gebet finden in deutscher Sprache statt. Inzwischen benötigen die Gemeinden nicht einmal mehr importierte Pastoren. Ihre Stärke zeigt sich indes nicht nur im Bekenntnis zu den deutschen Wurzeln, sondern auch im sozialen Engagement. Denn das "AAA"-Ranking des Ostens (Alkoholismus, Arbeitslosigkeit, Armut) gehört auch im Bezirk Königsberg zum Alltag. Margarethe Steinhausen, die die Region im Frühsommer 2008 bereiste, zeigt diese "Königsberger Geschichten" in der Reihe "Gott und die Welt" unter dem Titel "Im Herzen deutsch".

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