© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/08 12. September 2008

Die Reste von Ordnung und Maß verteidigen
Im Gespräch: Götz Kubitschek über den Sinn der Konservativ-subversiven Aktion und das Institut für Staatspolitik
Baal Müller

Herr Kubitschek, vor kurzem veranstalteten Sie eine Konservativ-subversive Aktion (KSA) bei einer Buchpremiere von Günter Grass, dann folgte die Sommerakademie zum Thema "Strategie", und nun gibt es einen Führungswechsel im Institut. Können Sie den dahinterstehenden Plan etwas erläutern?

Kubitschek: Unser Institut oder genauer: unsere Gruppe, die ja verschiedene Projekte trägt, hat tatsächlich eine ereignisreiche Woche hinter sich, in der sich bündelte, was seit einigen Monaten nebeneinander herläuft: das klassische Programm des Instituts mit seinen Akademien und Kollegs und der Zeitschrift Sezession, die Gründung der Konservativ-subversiven Aktion und die Übergabe der Geschäftsführung des Instituts an Erik Lehnert. Was ist der Plan? Zum einen: die Veränderung der Öffentlichkeitsarbeit, zum anderen: die Intensivierung der Institutsarbeit. Von außen betrachtet überlappen sich da die Dinge.

Das Institut versteht sich als metapolitische Einrichtung, die der Förderung und Vernetzung junger konservativer Akademiker dienen sollte. Im Rahmen der KSA haben Sie in letzter Zeit jedoch Neuland betreten, auf dem sich Konservative gewöhnlich nicht bewegen. Soll dieser Spagat durch den Führungswechsel beendet werden?

Kubitschek: Wir selbst empfinden die Mischung aus wissenschaftlicher Arbeit und den neuen Aktionsformen als Überspannung des Instituts. Das ist der Grund, warum ich mich mit Ablauf der Sommerakademie vollständig aus der inhaltlichen und organisatorischen Arbeit des Instituts zurückgezogen habe. Das IfS kann mit der Doppelspitze Erik Lehnert/Karlheinz Weißmann zu sich selbst zurückkehren und seine anspruchsvolle Denk- und Bildungsarbeit vertiefen. Lehnert hat ein ambitioniertes Konzept vorgelegt; wir werden bald Neuerungen und Verbesserungen sehen.

Und Sie? Wollen Sie sich nun verstärkt dem politischen Aktivismus zuwenden?

Kubitschek: Ja, zum einen das. Zum anderen bin ich ja Verleger und habe die Edition Antaios zu leiten und auszubauen, ebenso die Sezession, die ich weiterhin als verantwortlicher Redakteur betreue. Auch hier gibt es einen Wechsel: Erik Lehnert scheidet aus der Redaktion aus, Ellen Kositza steigt ein.

Ihre Aktion bei der Grass-Lesung hat ein erhebliches Medienecho gefunden - sehen Sie darin einen Durchbruch für das Institut?

Kubitschek: Nicht in erster Linie für das Institut, sondern für alle Projekte unserer Gruppe. Das Institut hat ja - ich sagte es schon - gar nicht die Aufgabe, aktionistisch zu sein. Die KSA etabliert sich als eigenständige Initiative, und dafür waren die Grass-Aktion und das Medienecho tatsächlich ein sehr wichtiger Schritt. Es findet sich vor allem ein bestimmter, an Bewegung, Aktion und Dynamik interessierter Typ junger Konservativer ein, der bei uns mitwirken will.

Sie haben in Ihrem Vortrag bei der Sommerakademie den Begriff des "politischen Existentialismus" verwendet. Ist die KSA Ausdruck eines solchen neuen Existentialismus, und wie verträgt sich dieser aktivistische und individualistische Stil mit der konservativen Orientierung an Tradition und Ordnung?

Kubitschek: Ich bin überzeugt, daß die Wirkmächtigkeit des besseren Arguments und des gründlicheren Wissens allgemein überschätzt wird. Deshalb setzt die Strategie der KSA auf die Überzeugungskraft authentischer, konservativer, rechter Personen, die von sich selbst stets sagen müssen: Ich handle so, weil ich gar nicht anders kann, weil ich bin, wie ich bin, und weil ich über die Aktion und das Bekenntnis die notwendige Abgrenzung zur Passivität meines Umfelds verdeutlichen möchte. Entscheidend ist nun: Wir alle sind keine Desperados, sondern Leute, die viel aufgebaut und gegründet haben, im Leben ihren Mann stehen und tatsächlich auf Ordnung und Lebensdienlichkeit achten. Die Reste von Ordnung und Maß müssen verteidigt werden: Wir tun das offensiv.

In Ihrem Vortrag beklagten Sie auch das Fehlen einer zeitgemäßen neurechten Kunst und eines entsprechenden "Lifestyles". Soll die KSA dazu dienen, diese Defizite zu beseitigen?

Kubitschek: Die KSA kann die Herausbildung einer Szene, die diesen Namen verdient, anstoßen und vorantreiben, vor allem dadurch, daß sie zeigt, wo der avantgardistische Teil junger Rechter zu finden ist. Ob dann genügend "Macher" zu uns stoßen, die eigene Projekte und Initiativen umsetzen, bleibt abzuwarten.

 

Götz Kubitschek (38) ist Inhaber der Edition Antaios sowie Mitbegründer (zusammen mit Karlheinz Weißmann) und bisheriger Leiter des Instituts für Staatspolitik (IfS). Mit Felix Menzel, dem Herausgeber der Zeitschrift "Blaue Narzisse", initiierte er die Konservativ-subversive Aktion.

Kontakt: Rittergut Schnellroda, 06268 Albersroda, Telefon/Fax:  03 46 32 / 9 09 41, E-Post: aktion@ungebeten.de , Internet: www.ungebeten.de 

 

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