© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/08 22. August 2008

Leserbriefe

Zu: "Ein Kumpeltyp in Bedrängnis" von Hans Christians, JF 33/08

Im Ausland desavouiert

Kurt Beck hat nicht nur ein Glaubwürdigkeitsproblem. Vor einigen Wochen ging, leider unkommentiert, eine Meldung durch die Tagespresse, die geeignet war, eine weitere Eigenart des Parteivorsitzenden zu erhellen.

Anläßlich eines offiziellen Polen-Besuchs verkündete Beck in Warschau, daß seine Partei alles daran setzen werde, Erika Steinbach - immerhin die gewählte Präsidentin des Bundes der Vertriebenen - als Kuratoriumsmitglied des in Berlin geplanten "Sichtbaren Zeichens" zu verhindern. In Polen auf Steinbach angesprochen, hätte Kurt Beck durchaus diplomatisch reagieren können ("Es gibt dazu verschiedene Meinungen", "Da muß noch einiges intern diskutiert werden" usw.). Er zog es jedoch vor, das ihm bekannte polnische Ressentiment gegenüber Steinbach nutzend, die Repräsentantin von Millionen seiner eigenen Landsleute zu desavouieren.

In der internationalen Politik gilt als ungeschriebenes Gesetz, niemals den innenpolitischen Gegner im Ausland anzugreifen. Ein Kanzlerkandidat, der diese elementare Regel nicht beachtet, ist eine schwer erträgliche Vorstellung.

Dieter J. Perthes, Neuwied-Rodenbach

 

 

Zu: "Ein Kumpeltyp in Bedrängnis" von Hans Christians, JF 33/08

Im Bund stets überfordert

Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck will offenbar für den Bundestag kandidieren. Dabei ist es völlig normal, daß sich der Vorsitzende einer Partei für den Bundestag absichert. Das haben auch Edmund Stoiber, Johannes Rau und Franz-Josef Strauß getan, ohne später das Mandat anzunehmen. In der SPD-Spitze wird aber auch ein Szenario diskutiert, in dem Beck als Nachfolger des 2009 ausscheidenden Peter Struck den Fraktionsvorsitz übernehmen könnte.

Warum sich der tapsige Problempfälzer das aber antun will, bleibt sein Geheimnis. Beck zeigt sich auf bundespolitischer Ebene stets überfordert und hat es als "Bürgermeister von Rheinland-Pfalz" doch weit gebracht. Um die SPD ist es personell wirklich schlecht bestellt, wenn es ausgerechnet Beck richten soll. Einer reibt sich jetzt schon die Hände: der kleine Honecker aus Saarbrücken.

Chris Förster, Mannheim

 

 

Zu: "Linksschwenk ins Chaos" von Michael Paulwitz, JF 33/08

Auf dem richtigen Weg

Ich komme nicht umhin, Ihnen für Ihren Beitrag meine Anerkennung auszusprechen. Treffsicherer hätte man den derzeitigen Zustand der SPD gar nicht aussprechen können. Ihr Blatt wird auch von den Redakteuren der Konkurrenz gelesen und beachtet werden. Machen Sie so weiter. Sie sind auf dem richtigen Weg.

Noch haben Sie es schwer genug. Um nur ein Beispiel zu nennen: Bei der sonntäglichen ARD-Sendung "Presse-Club" werden nur linke oder linksliberale Blätter eingeladen. Sogar der alte SED-Kämpe Sergej Lochthofen von der Thüringer Allgemeinen ist öfter Gast. Eingeladen wurden Sie noch nie, was wohl auf die persönliche Richtung der Entscheidungsträger zurückzuführen ist. Ein Musterbeispiel, wie man die Meinungsbildung zu beeinflussen versucht!

Hubert Hermsen, Greven

 

 

Zu: "Zeuge des Jahrhunderts" von Caspar von Schrenck-Notzing, JF 33/08

Dank für Berichte

Vor allem möchte ich mich bei der JF recht herzlich für die objektiven Berichte zum Tode von Alexander Solschenizyn bedanken. Besonders diejenigen, die unter dem kommunistischen Regime zu leiden hatten, können das schätzen.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Sicherer als in Südafrika" von Peter Scholl-Latour, JF 33/08

Polizeistaat China

Die Tatsachen im Polizeistaat China strafen Scholl-Latours Artikel Lügen. Fast 60 Jahre KP-Diktatur haben den Polizei- und Justizapparat verroht und entmenscht. So werden die Praktizierenden der buddhistischen Meditationsbewegung Falun Gong grausam verfolgt, systematisch gefoltert, ohne Gerichtsverfahren in KZs gesteckt und nach Organraub getötet. Im besetzten Tibet sind 50 Prozent der gefolterten Tibeter unter 21 Jahren und 15 Prozent sogar unter 16. Der Autor sollte sich von Chinas bedeutendstem Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng (im Gefängnis) durch sein Buch "Chinas Hoffnung" einmal aufklären lassen. 

Utz Römer, Berlin

 

 

Zu: "Ideologische Barrieren" von Jürgen Liminski, JF 33/08

Bei Dávila nachlesen

In der JUNGEN FREIHEIT wird einerseits die zunehmende Islamisierung hierzulande beklagt, andererseits wird das Familienwahlrecht propagiert, welches angesichts des staatlich geförderten Kinderreichtums moslemischer Familien die Islamisierung beschleunigen wird. Ist dieser Widerspruch wirklich niemandem in der Redaktion aufgefallen? Wir brauchen keine Ausweitung des Wahlrechts, sondern die Durchsetzung des Rechts, damit die Ausbeutung der Familien und überhaupt die Beraubung des Volkes beendet wird.

Die JF hat dankenswerterweise des öfteren die Werke Nicolás Gómez Dávilas vorgestellt. Man hätte auch hinsichtlich des Familienwahlrechts darin blättern können und Aussprüche gefunden wie: "Je ernster die Probleme, um so größer die Zahl der Unfähigen, die die Demokratie zu ihrer Lösung aufruft." Oder: "Die Qualitäten eines Landes sind auf Minderheiten zurückzuführen, seine Mängel auf Mehrheiten." 

Thomas Klein, Dresden

 

 

Zehn zu drei

Widerspruch, Herr Liminski. Es gibt sehr wohl vernünftige Argumente gegen ein Familienwahlrecht! Ein Familienwahlrecht würde überproportional die Stimmen der kinderreichen Familien stärken. Das wären aber keine deutschen Wählerstimmen, sondern überwiegend muslimisch-afrikanische Stimmen. Carl Friedrich Goerdeler, den Liminski anführt, wußte nichts von den "Segnungen" einer multikulturellen Gesellschaft.

"One man, one vote." Übersetzt hieße das: Eine türkische Familie besteht aus zwei Erwachsenen und acht Kindern, macht zusammen zehn Wählerstimmen. Eine deutsche Familie besteht aus zwei Erwachsenen und einem Kind, macht zusammen drei Wählerstimmen. Anders als von Liminski vorhergesagt, würde das Familienwahlrecht der sogenannten Demokratie in unserem Land und den Sozialsystemen den Todesstoß versetzen.

Die Würde der Kinder, die Liminski ins Feld führt, würde leiden. Ein Familienwahlrecht stärkt jene Kräfte, die die Würde ihrer Kinder unter Kopftücher zwängen.

Roland Heinrich, München

 

 

Zu: "Sportler und Gaukler" von Karl Hafen, JF 33/08

Mausgraue Schlabberhemden

Wir haben eine atemberaubende Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking erlebt. Ein Feuerwerk von Farben und eine Parade von Sportlern, die ihr Land in Trachten oder eleganten Anzügen vertraten.

Bis die Deutschen auftraten! Der Fahnenträger sah aus, als käme er gerade aus der Kneipe! Beamtengrauer Sakko und ein offenes Schlabberhemd, das schräg unter dem Sakko verschwand. Und dann eine Parade aus kellerasselgrauen Gestalten in offenen Hemden.

Der Drang zur Häßlichkeit war auffallend. Man muß schon froh sein, daß sie nicht schwarze Hemden trugen!

Rigo von Plauen, Eckernförde

 

 

Zu: "Schlimmer ging es nicht" von Michael Hofer, JF 33/08

Ein letzter Versuch

Der Autor schildert die entwürdigende Behandlung Saddam Husseins durch die Amerikaner. Er verschweigt dem Leser aber, warum die Mundhöhle und die Haare des Gefangenen so gründlich untersucht worden sind. Dies war nämlich der letzte Versuch, die irakischen Massenvernichtungswaffen zu finden.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: "Polens 'Wiedergeburt aus der Bluttaufe'" von Gunnar Bergmann, JF 33/08

Wurzeln reichen bis 1848

Der Beitrag war äußerst wichtig, wenn auch in den hinteren Seiten beinahe versteckt. Es ist dem Autor sehr zu danken, daß er die Vorgeschichte des 1. bzw. 3. September 1939 nicht beim August dieses Unglücksjahres beläßt, sondern auch die unsäglichen antideutschen Vorgänge seit 1919 erwähnt, wie sie in der politisch korrekten Geschichtsdarstellung der Gegenwart unterschlagen werden.

Wollte man noch weiter ausholen, finden sich Wurzeln für die leidvolle Geschichte des Auslandsdeutschtums in Polen schon im Prager Panslawistenkongreß von 1848. Wichtig in diesem Zusammenhang auch das im Gegensatz zu seinem letzten Pamphlet durchaus ernstzunehmende Buch "Die Entdeutschung Westpreußens und Posens" von Hermann Rauschning. Zu den Vorgängen um den Überfall auf den Gleiwitzer Sender erschien übrigens in einem norddeutschen Kleinverlag eine bemerkenswerte Studie.

Es gibt wohl wenige Länder auf der Erde, wo der Kampf um eine objektive Darstellung der eigenen (neueren) Geschichte derart mühselig ist wie im gegenwärtigen bundesdeutschen Absurdistan.

Peter Götz, Stuttgart

 

Angewidert von den Lügen

Für den Artikel möchte ich Ihnen und seinem Autor ganz herzlich danken! Erschüttert über die polnischen Verbrechen, erschüttert über die polnischen Aggressionen, angewidert von den Lügen, welche uns in der Schule und im Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland aufgetischt wurden und werden, wurde mein Weltbild durch diesen Artikel geändert!

Natürlich wußte ich schon einiges über Polens Rolle zwischen 1918 und 1939, aber es derart konzentriert in einem Artikel zu lesen, bestätigt zu bekommen, daß die eigene Interpretation der Geschichte auch von anderen geteilt wird, ist dann schon etwas anderes.

Peter Müller, Berlin

 

 

Zu: "Desinformation gegen Klimahysterie" von Volker Kempf, JF 33/08

Die Rolle des PIK

In der Tat, in der gegenwärtigen aufgeheizten Stimmung über die "Klimaerwärmung" sollte es sich auch die JF nicht leicht machen und die Rolle des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung und dessen Leiters Stefan Rahmstorf kritisch durchleuchten.

Leser der JF sollten wissen, daß dieses ominöse Institut von der Bundesregierung gegründet und von ihr finanziert wird, also deren Sprachrohr zur Durchsetzung ihrer eigenen, politisch instrumentalisierten Klimapolitik ist.

Die eigentliche seriöse Forschungsarbeit betreibt aber das GFZ, das auch in Potsdam angesiedelte weltbekannte Geoforschungsinstitut. Während Rahmstorf Lobbyarbeit im Sinne der Bundesregierung betreibt und bekannt ist für seine diffamierende Herabsetzung von Klimaforschern, klimaskeptischen Chefredaktionen und Journalisten, wird vom GFZ die Rolle des Kohlendioxyds beim Klimawandel wissenschaftlich ins Reich der Fabel verwiesen.

Dr. Klaus-Jürgen Goldmann, Ennepetal

 

Der Laie kann nur abwägen

Da sowohl für die Theorie vom menschengemachten Klimawandel als auch für die Gegentheorie diverse anerkannte Wissenschaftler als Fürsprecher auftreten, kann der Laie nur abwägen, welche Seite weniger hysterisch und dogmatisch und somit glaubwürdiger argumentiert. Und diesbezüglich, das muß man auch als neutraler Beobachter zugeben, sieht die Theorie vom Menschen als Schuldigem äußerst schwach aus.

Es fängt schon damit an, daß die zahlreichen Gegenstimmen gar nicht mehr gehört oder diskutiert und von Parteien und Medien konsequent einfach ignoriert werden. Ganz zu schweigen von der Verwendung des Begriffs ,,Klimaleugner" oder der Äußerung des Exekutivsekretärs der UN, Yvo de Boer, nach der das Bezweifeln der populären Theorie ,,kriminell verantwortungslos" sei.

Lion Edler, Mahlow

 

 

Zu: "'Solange die Fackeln uns lodern ...'" von Georg Pfeiffer, JF 30/08

Nation und Glaube

Mit tiefer Freude habe ich den Artikel und das Interview über und mit dem Dichter Uwe Lammla gelesen! Nation und Glauben; welch' Geist und Zuversicht. Dieser mythisch-poetische Geist kann heute nur aus Mitteldeutschland kommen.

Wolf-Dieter Anders, Rotenburg/Wümme

 

 

Zu: "Sein Verbrechen war die Zeitzeugenschaft" von Horst Boog, JF 30/08

Von Papst und Franco gedrückt

Ich, Jahrgang 1914, bin der Bruder von Werner Mölders (geboren 1913) und war 1940 Oberstleutnant und Staffelkapitän in seinem Geschwader. Lediglich zur Tätigkeit der "Legion Condor" möchte ich Stellung nehmen.

1936/37, als ich noch nicht im Geschwader meines Bruders war, wurden viele Offiziere der Luftwaffe, so auch ich, vom Kommandeur gefragt, ob sie bereit wären, nach Spanien zu gehen und für die nationalen Kräfte Francos, der vom Papst unterstützt wurde, zu kämpfen.

Ohne voneinander zu wissen, haben wir Brüder uns gemeldet. Mein Kommandeur ließ mich nicht gehen, da wir gerade die Staffel von der JU 52 auf die ME 110 umrüsteten.

Ich weiß noch wie heute, als mein Bruder das erste Mal im Urlaub nach Hause und die Treppe hoch kam, wie er die Arme hochriß, seine Handschuhe zeigte und rief: "Die hat der Papst einmal und Franco zweimal gedrückt!"

Die "Legion Condor" kämpfte gegen die von Frankreich und den Bolschewisten unterstützten antispanischen Kräfte. Mein Bruder hat nie Bomben geworfen, aber 14 Maschinen im spanischen Bürgerkrieg abgeschossen. 

Victor Mölders, Essen

 

 

Zu: "Mut zum ganzen Glaubensschatz" von Thomas Jatzkowski, JF 30/08

Folgend des "Aggiornamento"

Man geht sicher nicht fehl in der Annahme, daß die desolate Lage der katholischen Kirche in Deutschland, wie sie Pater Jatzkowski so eindringlich schildert, zu einem gerüttelt Maß dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu schulden ist. Dort wurde das "Aggiornamento" aus der Taufe gehoben, also die Öffnung der Kirche zur Welt, von der einige Optimisten wohl meinten, sie könne den Geist der Kirche in die Welt tragen, die in Wirklichkeit aber dazu führte, daß die Kirche mit höchst unchristlicher Weltlichkeit kontaminiert wurde.

Nicht ohne Grund hat ja schon Papst Paul VI. geklagt: "Der Rauch Satans ist in die Kirche eingedrungen", und heute, mehr als 40 Jahre nach dem Konzil, kann keiner mehr die verheerenden Auswirkungen dieser "Öffnung zur Welt" bestreiten: leere Gotteshäuser, stetig sinkende Zahlen von Orden- und Priesterberufungen, immer mehr Kirchenaustritte. Der Weg zurück zum "ganzen Glaubensschatz", wie es Jatzkowski formuliert, wird hart und lang.

Vielleicht können da Signale aus dem Vatikan, die man als behutsame Rückbesinnung auf die Tradition deuten könnte, ein wenig optimistisch stimmen. Dazu gehört das Motu Proprio, mit dem der Papst vor einem Jahr der "alten" (tridentinischen) Messe erfreulicherweise wieder eine Existenzberechtigung in der katholischen Kirche verschafft hat, oder auch sein Wunsch, beim Abschlußgottesdienst des Weltjugendtages in Sydney solle die Kommunion kniend und auf die Zunge (statt stehend und auf die Hand) empfangen werden.

Gert Ziegler, München

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