© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/08 15. August 2008

Frisch gepresst

Neumark 1945. Daß ein Teil Brandenburgs 1945 von Polen annektiert wurde, ist dem historischen Gedächtnis noch weniger präsent als die Amputationen Hinterpommerns und jenes größeren Teils von Schlesien, der an der Lausitzer Neiße beginnt. Darum ist dem Verlag von Werner H. Krauses "Totentanz im Oderland" (Der Einmarsch der Roten Armee in Ostbrandenburg 1945. Erinnerung und Dokumente, Druffel&Vowinckel-Verlag, Stegen 2008, 397 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro) heftig anzukreiden, daß er diesem wertvollem Stück Zeitgeschichte keine Karte beigegeben hat. Auf dieses Manko hinzuweisen und vielleicht auch noch ein Orts- und Personenregister anzumahnen - damit muß es die Kritik diesmal bewenden lassen. Denn sonst verdient Krauses Werk uneingeschränktes Lob: wendet er sich doch einer Region zu, die in der Literatur zu Flucht und Vertreibung gewöhnlich nicht im Mittelpunkt steht. Dabei gelingt es ihm, ein umfangreiches, entweder abseitig oder als Bericht von Zeitzeugen hier erstmals publiziertes Material zu einer ungemeinen dichten Chronik des Untergangs dieser deutschen Kulturlandschaft zwischen Küstrin und der einstigen Grenzmark Posen-Westpreußen zu verknüpfen. Dankbar darf der Leser auch dafür sein, daß Krause hier und da Exkurse zu Geschichte und Landeskunde einflicht, etwa über das Leben auf den adligen Gütern sowie über bedeutende Persönlichkeiten der Neumark wie den als "Klabund" bekannt gewordenen Expressionisten Alfred Henschke oder über Gottfried Benn, der allerdings nicht als "Sanitäter" in Landsberg/Warthe, dem Geburtsort Victor Klemperers und Christa Wolfs, wirkte.  

 

Frühe Kirche. Ein Kompendium über die ersten Kirchenväter nach den Aposteln bis zum Heiligen Augustinus faßt 36 von Benedikt XVI. anläßlich seiner Mittwochsaudienzen gehaltene Vorträge zusammen. Anhand der Schriften und anderer Zeitzeugnisse gelingt es dem Papst, den schwierigen Weg der jungen Kirche zwischen äußerer Bedrohung und innerer Zerrissenheit zu zeichnen und gleichzeitig sowohl die Grundlagen des christlichen Glaubens als auch wichtige theologische Termini verständlich zu machen. Als Nachschlagewerk wie auch als Anregung zur Meditation über den eigenen Glaubensweg schließt "Die Kirchenväter - frühe Lehrer der Christenheit" (Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2008, gebunden, 232 Seiten, 16,90 Euro) an einen vorausgegangenen Band zur Bedeutung der Apostel an und verleiht den oft vernachlässigten Texten der Bischöfe und Gelehrten neue Aktualität, wie Benedikt XVI. betont: "Wir können sehen, daß dieser Glaube nicht von gestern ist, auch wenn er gestern verkündet wurde."

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