© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/08 08. August 2008

Frisch gepresst

Jahrgang 1919. Gegen die "Erinnerungen" des 1919 geborenen Heidelberger Völkerrechtlers Karl Doehring (Von der Weimarer Republik zur Europäischen Union.wjs Verlag, Berlin 2008, gebunden, 210 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro) gibt es nur einen gewichtigen Einwand: Sie sind zu kurz. Gern hätte man mehr erfahren über das deutschnationale Elternhaus, dessen Farben bis 1933 gewiß nicht "Schwarz-Rot-Gold" waren, wo aber die NS-Machtübernahme keine Freude aufkommen ließ. Doehrings Vater, ein Rechtsanwalt, verteidigte Regimegegner bis zu seinem Berufsverbot, und sein Bruder betrieb für untergetauchte Juden eine Fälscherwerkstatt. Doehring referiert dies, präzis, aber lakonisch knapp, wie im juristischen Votum. Etwas länger verweilt er nur bei Militärzeit (Afrikakorps) und Gefangenschaft in Ägyptens Wüste. So schnell wie er sich nach der Entlassung in die akademische Karriere einfädelt, so rasch durcheilt er die "Staats- und Völkerrechtslehre in der Nachkriegszeit". Gesprächiger wird Doehring erst beim Thema "1968". Eine altersmilde Betrachtung des damaligen "Chaos" ist daher nicht zu erwarten. Mit Blick auf ein aktuelles Strafverfahren gegen den sächsischen Landtagsabgeordneten Jürgen Gansel (NPD), der die BRD-Justiz eine "Hure der Politik" nannte, gewinnen Doehrings "Erfahrungen mit der hohen Gerichtsbarkeit", mit denen er seine Memoiren furios ausklingen läßt, ungeahnte Brisanz. Abgesehen davon, daß die Besetzung nicht nur höchstinstanzlicher Gerichte ein parteipolitisches "Handelsgeschäft" sei, habe primär die Rechtsprechung zur Enteignung in Mitteldeutschland ("Bodenreform") auch Nicht-Juristen sehr drastisch vor Augen geführt, daß das "geltende Recht aus politischen Gründen mißachtet" werde, um der Regierung das aus dem DDR-Konkurs erlangte "Hehlergut" zu belassen.

 

DDR-Elitetruppe. Im Gegensatz zu den Kampfschwimmern im schleswig-holsteinischen Eckernförde war die Existenz dieser hochprofessionellen Eliteeinheit der anderen deutschen Armee im mecklenburgischen Kühlungsborn, die direkt dem Chef der Volksmarine unterstellt war und 1990 prompt aufgelöst wurde, weitestgehend unbekannt. Drei ehemalige Kampfschwimmer, Horst Kerzig, Jürgen Knittel und Kurt Schulze haben nun im reich illustrierten Band ein hochinteressantes Porträt dieser nie mehr als einhundert Mann umfassenden Truppe entworfen. Neben Struktur, Aufgabenfeld, technischen Voraussetzungen und Gefechtsausbildung gehen sie auch auf die politische Erziehung ein und schildern - politisch aufschlußreich - die internationalen (Kuba, Irak etc.) Betätigungsfelder (Die Kampfschwimmer der Volksmarine. Verlag das Neue Berlin, Berlin 2008, gebunden, 320 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro).

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