© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/08 25. Juli / 01. August 2008

Das Pferd zu Tode geritten
Wenig mysteriös: Der neue "Akte X"-Kinofilm
Elen Kositza

Als vor sechs Jahren nach 173 Folgen die US-Fernsehserie "Akte X" eingestellt wurde, hinterließ sie eine gewaltige Fangemeinde. Die Filme um den FBI-Ermittler Fox Mulder (David Duchovny) und Ärztin Dana Scully (Gillian Anderson) bei ihrer investigativen Arbeit um außerirdische Phänomene und sonstige Verschwörungsthemen hatten ein umfassendes, weil oft kopiertes und zitiertes "Mystery"-Genre etabliert. X-Files, das sind nach Lesart der Serie FBI-Akten zu jenen Fällen, die aufgrund ihres parapsychologischen Hintergrunds einerseits und ihrer Verknüpfung von Weltpolitik und Magie andererseits aus dem gewöhnlichen Betrieb der Bundespolizei ausgelagert wurden.

Vor zehn Jahren lief mit einigem Erfolg der erste "Akte X"-Kinofilm. Zu dem nun hierzulande noch einen Tag vor dem US-Start anlaufenden zweiten Leinwandstreifen, "Jenseits der Wahrheit" betitelt, gab es einen einigermaßen spannenden Werbetrailer und ansonsten strikteste Geheimhaltung - weder Produktionsfirma noch Darsteller durften auch nur Andeutungen zum Inhalt verlieren. Diese Woche löst sich die Geheimniskrämerei auf - leider nicht in Wohlgefallen.

Mit Ausnahme der beiden Hauptdarsteller wird nicht an die Serie angeknüpft, und mysteriös ist auch wenig an dem Fall um verschwundene Frauen und aufgefundene Leichenteile. Ein Priester, dem aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit niemand Glauben schenken will, behauptet Visionen zu haben, die tatsächlich zu Spuren der Mordtaten führen. Mulder, der am Ende der Serie suspendiert worden war, soll helfen und tut es nach einiger Überredungskunst, indem er - wenig erstaunlich - dem Geistlichen vertraut. Am Ende, das sei verraten, sind einige Menschen gestorben, ein paar grausige Bilder über die Leinwand geflimmert und der Fall überraschungsfrei gelöst.

Zutaten: einige aktuelle Debattenaufreger wie pädophile Pfarrer, Stammzellenforschung und Organspende, dazu Dauerschneefall und zahlreiche abgestandene Wendungen zwischen "Gib den Fall auf!" und "Mach weiter!" Hiermit hat Regisseur Chris Carter augenscheinlich ein ruhmreiches Pferd zu Tode geritten. So mancher Tatort-Sonntag ist aufreibender.

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