© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/08 18. Juli 2008

Absoluter Kult
Gregorianisch
Georg Alois Oblinger

Das haben bisher nur Falco und DJ Ötzi geschafft. Jetzt haben wieder Österreicher die internationalen Hitparaden erobert. Doch hier singen keine Popstars. Mönche sind es - noch dazu aus einer der konservativsten Abteien Österreichs, dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz. Ihre CD "Chant - Music for Paradise" wurde schon in wenigen Wochen 200.000 mal verkauft. Doch was diese Mönche hier tun, tun sie jeden Morgen ab 5.15 Uhr, wenn sie mit dem Chorgebet beginnen. Der Gregorianische Gesang ist der Inbegriff sakraler Musik und mehr als tausend Jahre alt. Wie der Titel der CD sagt, möchte diese die Sehnsucht nach dem Paradies und letztlich nach Gott wecken. Benedikt XVI. sprach bei seinem Besuch in Heiligenkreuz davon, daß man "in einer auf Gott hin gerichteten Liturgie, in den Riten und Gesängen, ein Abbild des Ewigen" sehen kann. Einst war der Gesang, der auf Papst Gregor den Großen (590-604) zurückgeht, streng mit der katholischen Liturgie verbunden. In den letzten Jahrzehnten wurde er größtenteils aus dem Gottesdienst verbannt - nicht zeitgemäß. Ein Trugschluß! Der Erfolg der Mönche bestärkt nicht nur jene Abteien, die noch heute den Choralgesang pflegen, sondern auch jene, die der Überzeugung sind, daß Liturgie nicht nur bloßes Menschenwerk ist.

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