© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/08 18. Juli 2008

Leserbriefe

Zu: " Als die Alliierten die Bundesrepublik beschlossen" von Lothar Karschny, JF 27/08

Bitteres Fazit

Das bittere Fazit des sehr instruktiven Artikels: Der nicht umsonst bloß als "Bundesrepublik" bezeichnete westdeutsche Saat war so wenig deutsch und souverän wie das östliche Pendant "DDR". Immerhin hatten damals selbst unter der Militär- und Verwaltungsdiktatur der Besatzer die Ministerpräsidenten der Länder noch den Mut und das nationale Bewußtsein, den westalliierten Separatstaats- und Vereinnahmungsplänen Widerstand zu leisten. Unter viel besseren Umständen biedert sich heute die politische Klasse nur noch als "westlich" an oder sie ist völlig indifferent.

Schon Mitte der sechziger Jahre rief der reine Funktional- und Wirtschaftsstaat Entfremdung und erbitterten Protest hervor, der sich teils links-utopisch, teils konservativ-national und später auch ökologisch-friedensbewegt äußerte; für die frühen Grünen war der Nato-Austritt ein wesentlicher Programmpunkt. Bezeichnend, daß das Polit-Establishment erst von der Einheitsbewegung der zerfallenden DDR widerwillig zum Handeln gedrängt wurde. Ein möglicher Zuwachs an Identität und Souveränität wurde durch Willfährigkeit bei den "Zwei plus vier"-Verhandlungen und beim Maastricht-Vertrag preisgegeben. 

Rudolf Kraffzick, Hainau

 

 

Zum U-Bahn-Schläger-Prozeß: "'Besonders niederträchtige Art der Verteidigung'" von Hinrich Rohbohm, JF 29/08

Hoffentlich morgen noch im Amt

Ich war äußerst überrascht, daß ein Richter wagte, diese armen, fehlgeleiteten und dazu noch betrunkenen Migrationskinder so hart zu verurteilen, haben sie doch nur einen alten, während der Nazizeit geborenen Schulbeamten geschlagen. Dieser Richter kennt wohl die offizielle Linie nicht? Hoffentlich ist er morgen noch im Amt!

Bernd Langheinrich, Kirchberg

 

Die taz deckt es auf

Die taz hat es aufgedeckt: Das vermeintliche Opfer war in Wirklichkeit der Täter! Dann sollte der Schuldirektor auch schleunigst bestraft werden - der kann doch nicht einfach Marschmusik hören und dann noch das "N-Wort" für Farbige sagen. Die zwei beherzten Ausländer hingegen sofort freilassen, jedem eine Flasche Ouzo/Raki spendieren und in die taz-Redaktion schicken! Vielleicht können sie da ja noch Gutes tun im Sinne tatkräftiger Völkerverständigung.

Richard Eckhardt, Delve

 

 

Zu: "Mehr als gedacht" von Ekkehard Schultz, JF 29/08

Zuwanderung in Sozialsysteme

Die grassierende Zuwanderung in unsere (noch) deutschen Städte muß schleunigst gestoppt werden. Die von Ihrem Blatt genannten Zahlen sind außerdem nicht die ganze Wahrheit: Der Anteil an illegaler Zuwanderung darf nicht unterschätzt werden. Die Zuwanderung erfolgt in den allermeisten Fällen in die Sozialsysteme, da man alles ins Land läßt, was das Wort "Asyl" so gerade noch aussprechen kann. Eine gezielte Steuerung hinsichtlich gut ausgebildeter Fachkräfte findet nicht statt. So belasten Leute ohne jedwede Ausbildung und damit einhergehend ohne jedwede Chance am Arbeitsmarkt unsere Kassen. Staatliche Leistungen fürs Nichtstun - als ob wir ohne diese Kulturbereicherer davon nicht schon genug in Deutschland zahlen. Die Kaputtmacher Deutschlands leisten ganze Arbeit.

Claus J. Hoffmann-Reese, Rheine

 

 

Zu: "Nicht ohne deutsche Atomkraft" von Bernd-Thomas Ramb, JF 29/08

Absurd, auszusteigen

Deutsche Ideologie gegen die Vernunft der Welt! Die Verweigerung deutscher Politiker zum weiteren Betrieb und Bau von Kernkraftwerken hat mit Sicherheitsaspekten nichts zu tun, es ist ideologischer Schwachsinn. Die Kernenergie ist die sauberste, umweltfreundlichste, billigste und sicherste Energieerzeugung, und die Endlager wären schon längst benutzbar, wenn deren Errichtung nicht jahrzehntelang von Rot-Grün blockiert worden wäre. Für diesen politischen Unsinn muß nun das deutsche Volk durch horrend steigende Energiekosten büßen.

Geradezu absurd ist es, wenn Deutschland aus der Kernenergieerzeugung ausstiege, obwohl ringsum und weltweit neue und erheblich weniger sichere Kernkraftwerke entstehen. Auch das EU-Parlament hält Kernenergie für unverzichtbar.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zur Meldung: "Keine Regelung zu Spätabtreibungen", JF 28/08

Mit 27 schon fünf Kinder

Daß uns ausreichend nachwachsende Generationen fehlen werden, war doch vorhersehbar. Nach amtlicher Mitteilung in der Zeitschrift Das Parlament sind seit Mitte der siebziger Jahre bis in unsere Tage ungefähr 9 Millionen ungeborene Kinder abgetrieben worden.

Mit 27 Jahren hatte meine Mutter schon fünf Kinder - keine leichte Aufgabe für sie in der damaligen Ostzone, zumal unser Vater noch in russischer Gefangenschaft war. Für mich ist es unbegreiflich, warum hierzulande heute so wenig Kinder geboren werden. Unsere gegenwärtigen Verhältnisse sind doch mit der Nachkriegszeit überhaupt nicht vergleichbar.

Gunter Ziegler, Hamburg

 

 

Zu: "'Systemüberwindung' als Ziel" von Peter Freitag, JF 28/08

Alle drei Minuten geht einer weg

2007 stieg die Zahl der Auswanderer aus Deutschland um sechs Prozent auf 165.000 Personen an. Plastisch wird diese Zahl, wenn man bedenkt, daß fast alle drei Minuten eine Person unser Land verläßt. (Diesen Rhythmus gab es auch in den letzten Monaten vor dem Mauerbau 1961). Wolfram Weimer schrieb im Cicero, daß es die Besten, Jüngsten und der gebildete Mittelstand sind, die genug haben und gehen. Die Hauptziele der deutschen Auswanderer: Schweiz, USA, Polen und Österreich.

Ist es nicht folgerichtig, zu studieren, welche Vorteile Zielländer im Vergleich zu Deutschland bieten und daraus für uns erfolgreiche und durch eben diese Referenzen risikoarme realistische Zukunftswege zu entwickeln? Gilt es nicht, solche Personen wie junge Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler und tüchtige Handwerker im Lande zu halten und dazu Bedingungen zu schaffen, die nicht mehr dazu führen, daß deutsches Geld im Ausland illegal, aber lukrativer als bei uns angelegt wird? Wenn es erstrebenswerter sein wird, Geld in Deutschland zu investieren, können wieder anspruchsvolle Arbeitsplätze mit auskömmlichen Löhnen entstehen, und es wird weniger Arbeit aus Deutschland ins Ausland verlagert werden.

Dr. Ekart Schaarschmidt,  Waldbronn

 

 

Zu: "'Deutschland driftet nach links'", Interview mit Ferdinand Fürst von Bismarck, JF 28/08

Für heute geschrieben

Herr von Bismarck drückt sich sehr dezent aus. Zwar muß man ihm in jedem Punkte recht geben, aber man möchte es selbst sehr viel drastischer formulieren. Gewiß gibt es in der deutschen Politik keinen Staatsmann mehr - der letzte war vielleicht F. J. Strauß. Wir werden nur noch von Parteifunktionären regiert, deren Denkweise eine andere ist.

Viele Zitate des Reichsgründers sind so zeitlos, daß man den Eindruck hat, sie wären für heute geschrieben. Aber wer von unseren Politikern liest schon Otto von Bismarck - dabei könnten sie so viel lernen!

Bezüglich der Europapolitik sei an folgendes Wort erinnert: "Ich habe das Wort Europa immer im Munde derjenigen Politiker gefunden, die von anderen Mächten etwas verlangten, das sie im eigenen Namen nicht zu fordern wagten."

Dr. Edgar Umlauf, Garching

 

 

Zu: "Rettungsaktion fürs Gymnasium" von Torsten Uhrhammer, JF 28/08

Kaum mehr eine Option

Die Hamburger CDU ist - ähnlich der Bundes-CDU, nur noch weitgehender - eine rein machtpragmatische Veranstaltung. Einzig auf Wirtschaft und Finanzen legt man noch Wert. Nur ist dies bei einer traditionell wirtschaftsfreundlichen Hamburger Sozialdemokratie allein kein Grund mehr sie zu wählen. Gesellschaftspolitisch und nun auch schulpolitisch hat der bürgerlich-konservative Wähler in Hamburg kaum mehr eine Option. Leider. 

Konstantin Ferner, Hamburg

 

 

Zu: "Eine Schwelle ist überschritten" von Dieter Stein, JF 28/08

Für Schadenfreude kein Platz

Buddhisten lehnen die Abtreibung ab. Sie fürchten, daß sie das nächste Opfer wären. Die Abtreibungslobby wähnte sich bisher sicher. Jetzt zeichnet sich ab, daß auch ihre Mitglieder eines Tages gegen ihren Willen aus dem Leben getrieben werden können. Das System schreibt beschleunigt seine Gesetze fort. Für Schadenfreude ist allerdings kein Platz, denn es trifft alle, wenn auch die Ärmeren mehr, die Reicheren weniger.

Jürg Rückert, Herbertingen

 

 

Zu: "Wo Marx und Engels recht hatten" von Thomas Bargatzky, JF 28/08

Es gab keine Evolution

Es hat nie eine Evolution gegeben. Evolution beruht nur auf der schwachen Basis von Annahmen, anders gesagt Vermutungen. Wie sollte es auch anders sein, da doch niemand dabeigewesen ist.

Es ist erschreckend, mit welcher Überheblichkeit gegenüber Gott die Forscher auf ihren Hypothesen beharren und die Menschheit verdummen. Wie sollen zum Beispiel bei der Evolution der Geist und die Seele des Menschen entstanden sein? Aus Materie unmöglich.

Ingrid Schmidt, Wittibreut

 

 

Zu: "Ich bin, also bin ich schuld" von Harald Harzheim, JF 28/08

Schrei des modernen Judentums

Ihre Behandlung des Werks von Franz Kafka zu seinem 125. Geburtstag erschöpft sich, ebenso wie die Behandlung in der FAZ und anderer Organe, in Begriffen des Gequält-Seins, des Nicht-verstehen-Könnens, der unbekannten Gefahr und ähnlichem, bezogen sowohl auf die Person von Kafka selbst und in gewissem Maße auch heutiger Leser seines Werkes.

Diese einheitliche Sicht auf Kafka übersieht das zeitgenössische Verständnis von Kafka aus seinem Judentum, wie es in der erstmals 2006 im Landt-Verlag veröffentlichten, unmittelbar vor der NS-Zeit geschriebenen Schrift des bis 1978 in Erlangen als Historiker wirkenden preußisch-deutsch orientierten Juden und Kafka-Herausgebers Hans-Joachim Schoeps wiedergegeben ist ("Der vergessene Gott. Franz Kafka und die tragische Position des modernen Juden"). Schoeps beschreibt das vielfach als quälend empfundene Werk Franz Kafkas als einen einzigen Schrei des aus dem göttlichen Heil, man kann auch sagen, aus seiner existentiellen Sicherheit in der Tradition des jüdischen Volkes gefallenen modernen Judentums, das zur Rückholung des verlorenen Halts in der Religion nicht mehr in der Lage ist.

Bernd von Arnim, Brandenstein

 

 

Zu: "Der bayerische Löwe ist müde" von Paul Rosen, JF 27/08

Es fehlt die Rechte

Als ich vor 24 Jahren als Aussiedler nach Deutschland kam, war eine meiner ersten Sorgen, mich mit den Zielsetzungen und Programmen der Parteien vertraut zu machen. An den Unionsparteien gefiel mir der Hinweis, daß moderner Konservatismus längst nicht mehr Strukturen, sondern Werte bewahren will. Aber es ist inzwischen unverkennbar geworden: In unserem politischen Spektrum fehlt eine freiheitliche (nicht "liberale!"), wertkonservative, soziale und nationale Rechte.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: "Warnung vor Vergleichen" von Ekkehard Schultz, JF 27/08

Do as the Romans do

Diese Studie, die im Internet verfügbar ist, sollte die "bürgerlichen" Parteien alarmieren, denn sie versucht, völlig normale Verhaltensweisen der Bürger in den Geruch des "Rechtsextremismus" zu bringen. Dabei handelt es sich um Reaktionen, die in anderen Ländern normal sind, wie meine Frau und ich bei teils langjährigen Aufenthalten in verschiedenen Ländern erfahren haben.

Die Einheimischen in den verschiedenen Ländern sahen es als selbstverständlich an, daß sich Ausländer als Gäste möglichst schnell an die Bedingungen im Gastland anpassen. Es gibt einen Spruch, der das klar ausdrückt: "If you go to Rome do as the Romans do." Das kann nicht als Indiz für Ausländerfeindlichkeit oder Chauvinismus gewertet werden.

Deshalb kann auch eine öffentliche Diskussion über eine Verpflichtung von Zuwanderern, sich an die deutsche Mehrheitsgesellschaft anzupassen, nicht problematisch sein. Es ist eine natürliche und normale Reaktion, vor allem auf die Bildung von ausländischen Parallelgesellschaften mit ihren unlösbaren Problemen.

Joachim Koch, Höhenkirchen

 

 

Zu: "Lieber Hungerlohn als arbeitslos" von Klaus Peter Krause, JF 27/08

Kein Übergangscharakter mehr

Der Verfasser berücksichtigt nur unzureichend, daß wir in Sachen "Minijobs", Teilzeitarbeit oder Vollzeitarbeit zu Hungerlöhnen längst nicht mehr über ein Phänomen reden, das für die Betroffenen nur Übergangscharakter hat. Hierzu nur zwei von vielen Beispielen aus meinem engsten Umfeld:

Meine Cousine ist gelernte Buchhändlerin mit Studienabschluß. Die 40-Stunden-Woche in einer überregional agierenden Buchhandelskette (ein Familienbetrieb!) bringt monatlich 900 Euro netto; Überstunden werden nicht ausgezahlt. Weihnachts- und Urlaubsgeld liegen jenseits von Gut und Böse. Der Buchhandel kennt aber keinen Produktpreiskampf - Buchpreisbindung sei dank. Hier wird einfach nur ausgepreßt. Wem es zu wenig ist, der kann gehen; genug arbeitslose Buchhändler stehen vor der Tür.

Mein Vater ist Elektriker und war im Bergbau tätig. Zechen zu, also ab auf Montage! Hier die Knochen zerschunden und außerdem Perspektivlosigkeit für einen Familienvater, da Saisonarbeit, die kein Einkommen im Winter bot. Folge: seit über zehn Jahren Taxifahrer. Ungesetzliche 300 bis 350 Stunden im Monat; sechs bis sieben Tage die Woche: für etwa 1.200 Euro netto monatlich. Konkurrenzkampf durch Globalisierung? Fehlanzeige! Hier drücken Ausländer die Löhne, da sie für jeden Hungerlohn fahren. Ein Deutscher, dem es zu wenig ist, kann gehen - es stehen genug arbeitslose Deutsche und Ausländer vor der Tür.

Auch konservative Politik sollte sich nicht hinter wirtschaftsliberalen Theorien verstecken, um bloß nichts mit "linken" Positionen zu tun zu haben.

Hans Meyer, München

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