© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/08 18. Juli 2008

Peter Tamm. Der Mäzen provoziert mit seinem neuen Marine-Museum linken Protest
Kurs Steuerbord
Hans-Joachim von Leesen

Unverhohlene Heldenverehrung, skandalös", schäumte die taz zur Eröffnung des Maritimen Museums (www.internationales-maritimes-museum.de), das der leidenschaftliche Marine-Sammler Peter Tamm seiner Vaterstadt Hamburg jüngst beschert hat. Doch nicht nur das Museum, auch Tamm, Jahrgang 1928, ist "umstritten", denn er gilt als Nationalkonservativer, und als Ex-Vorstand bei Springer diente er Linken schon seit den siebziger Jahren als Feindbild.

"Kriegsverherrlichung auf Kosten der Steuerzahler", wüteten Demonstranten am Eröffnungstag des Museums Ende Juni, denn die Stadt Hamburg unterstützt das Projekt mit 30 Millionen Euro. Besonders empörend sei, daß die Schau die Abteilung militärische Seefahrt nicht pazifistisch begleite, sondern die Exponate weitgehend politisch unkommentiert ausstellt. Daß sich darunter auch der Admiralsstab von Karl Dönitz befindet, läßt Kritiker eines Konglomerats aus linken Politikern, Friedensaktivisten und Künstlern von "Ikonen deutscher Großmacht" sprechen, die zu Fetischen Rechtsradikaler werden könnten.

Tatsächlich hat Tamm seit Jahrzehnten schlicht alles gesammelt, was er an Seltenem und Wertvollem aus der Welt der Seefahrt ergattern konnte. So erwarb er vierzig Briefe Admiral Nelsons ebenso wie zahllose Uniformen, Orden, Modelle, Gemälde, Waffen, Navigationsinstrumente, Bücher und kleine Schiffe, wie deutsche Mini-U-Boote aus dem Zweiten Weltkrieg.

Daß Tamm in solchem Umfang investieren konnte, verdankt er Axel Springer, der ihn zunächst zum Geschäftsführer des Ullstein Verlages, dann zum Verlagsleiter von Bild machte. Ab 1968 war der ehemalige Schiffahrtsredakteur des Hamburger Abendblatts schließlich allein zeichnungsberechtigter Geschäftsführer der Holding des Gesamtunternehmens. Er galt als der bestbezahlte Manager Deutschlands.

Noch nicht 17, hatte Tamm sich Ende des Krieges zur Kriegsmarine gemeldet. Besuchern seines privaten Museums pflegte er unbefangen zu eröffnen, daß er in seinem Leben nur zwei Arbeitgeber gehabt habe: Großadmiral Dönitz und Axel Springer.

Tamms politische Grundhaltung war stets nationalkonservativ, ohne allerdings, daß sich dies jemals in seinen Aktivitäten niedergeschlagen hätte. Mitte der neunziger Jahre machte er den Versuch, einen historisch-politischen Gesprächskreis in seinem Hause zu versammeln. Er selbst pflegte der Runde schweigend und Zigarre rauchend beizuwohnen. Doch Tamm ist kein Mann der Diskussion, so ließ er das Treffen bald einschlafen. Fraglich, ob sich diese Polit-Abstinenz nicht eines Tages rächt. Denn spätestens wenn der große Steuermann seine letzte Fahrt antritt, schützt sein Museum kein Lotse mehr vor den Untiefen der Political Correctness. Am Horizont grüßt das Marineehrenmal Laboe (JF 12/08), das binnen weniger Jahre vom Denkmal für die deutsche Marinegeschichte zu einer politisch korrekten Gedenkstätte für die internationale Seefahrt umgewandelt wurde.

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