© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/08 18. Juli 2008

Sarkozys Mittelmeerunion
Ein genialer Zug
von Günther Deschner

Präsident Sarkozy ist ein genialer Zug gelungen: Er hat Syriens Staatschef Assad aus dem politischen Abseits auf die internationale Bühne nach Paris geholt und ihn so zu einem potentiellen Partner des Westens gemacht. In zwei Tagen hat der oft als Luftikus bespöttelte "Sarko" mehr geschafft als der martialische US-Präsident George W. Bush in den letzten fünf Jahren. Syrien, in Bushs Welt ein Schurkenstaat, mit Sanktionen und Kontaktsperre belegt, kann wieder mitspielen, wenn über Frieden und Sicherheit im Nahen Osten gesprochen wird.

Syrien war und ist als strategischer Faktor im Nahen Osten viel zu bedeutend, als daß es dauerhaft unter Quarantäne gestellt werden könnte. Sein starker Einfluß auf den Libanon, auf radikale Palästinenser, auf die Hisbollah, aber auch seine Nachbarschaft zum Irak, der angebahnte und denkbare Frieden mit Israel, schließlich das schwer einschätzbare Bündnis mit dem Iran machen Syrien zu einem Schlüssel für Frieden und Sicherheit und damit zu einem unverzichtbaren Partner für den Westen. Vielleicht kommt Frankreichs Initiative in Damaskus auch dazu wie gerufen, das Zweckbündnis mit Teheran zu lockern, das nie leidenschaftlich war. Washington kann nun zuschauen, wie seine Politik des Ausgrenzens den Sturzflug macht. Oder es kann Sarkozy folgen und auch eine Einladung aussprechen. Vielleicht in Teheran?

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