© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/08 11. Juli 2008

Focus TV spezial: Am Kap der Hoffnungen - Südafrika zwischen Gewalt und WM-Euphorie
Vor wenigen Monaten wurde ihr Vater erschossen
Christian Dorn

Wer Bilder zur jüngsten Südafrika-Analyse Peter Scholl-Latours über "Das Pulverfaß am Kap" (JF 25/08) wünscht, dem ist eine vom Magazin Focus TV spezial produzierte Dokumentation zu empfehlen. Unter dem Titel "Am Kap der Hoffnungen - Südafrika zwischen Gewalt und WM-Euphorie" wird der Blick auf das Gastgeberland der Fußball-WM 2010 gerichtet, das sich bereits im Confederations Cup vom 14. bis 28. Juni 2009 einer ersten Prüfung wird unterziehen müssen. Daß die Austragung der Fußball-WM ebenda nicht selbstverständlich ist, machte Fifa-Präsident Joseph Blatter deutlich, als er zum Ende der Fußball-EM im österreichischen Fernsehen Kritik an Südafrikas WM-Vorbereitungen übte und den Confed Cup als ultimativen Prüfstein bezeichnete. Gleichwohl gibt sich Danny Jordaan, der Geschäftsführer des südafrikanischen Organisationskomitees (SALOC), zuversichtlich: Nur Gott könne noch verhindern, daß Südafrika die WM 2010 ausrichtet. Nun, wenn Blatter eines Tages selbst Gott spielen sollte - die Kritiker des Fifa-Präsidenten werden sich bestätigt fühlen.

Und als hätte es noch eines Beweises bedurft, daß das Land am Kap auch dafür taugt, alle Hoffnung fahren zu lassen, zeigt der Film die Kehrseiten des Urlauberparadieses und bevorzugten Auswandererziels. Den dramatischen Anstieg der Gewaltbereitschaft belegen dabei die Zahlen des letzten Halbjahres: So wurden allein in diesem Zeitraum 9.000 Menschen ermordet, 23.000 vergewaltigt, fast 100.000 Opfer brutaler Raubüberfälle. Dies zeigt, daß Südafrika heute weniger in Schwarz und Weiß als in Arm und Reich unterteilt ist. Vor die Kamera geraten Deutsche wie etwa Gaby Burgmer, deren Vater vor über 50 Jahren bei Johannesburg eine Wildfarm gründete und dort vor wenigen Monaten erschossen wurde, aber auch die Berliner Architektin Michèlel Rüegg, die den Bau des neuen Stadions betreut.

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