© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/08 11. Juli 2008

Meldungen

Preußens Königskrone:Auf der Spur der Steine

DUISBURG. Als Ladykiller, der auch an der Spitze einer Armee seinen amourösen Kapriolen nicht entsagen wollte, ist Kronprinz Wilhelm von Preußen nicht eben in rühmlichster Erinnerung geblieben. Nach 1918 mußten daher selbst Monarchisten ein Stück historischer Gerechtigkeit anerkennen, weil zumindest die Thronfolge dieses "Windhundes" verhindert wurde. Es kann seinen ruinierten Ruf also nicht genieren, wenn der um die kulturhistorische Archäologie Ostpreußens hochverdiente Heinrich Lange nun enthüllt, daß der Kronprinz den Juwelen- und Perlenbesatz der preußischen Königskrone nach 1945 in die Schweiz verkauft und durch Straß-Imitate ersetzt habe (Königsberger Bürgerbrief, 71/2008). Dies ist jedoch nur der Schlußpunkt einer spannenden Recherche, die der Königskrone Wilhelms II. und den mit Edelsteinen verzierten Tabakdosen des "Alten Fritz" gilt. Anhand von Akten der Generalverwaltung des "vormals regierenden Preußischen Königshauses" rekonstruiert Lange das Schicksal des "Kronschmucks" ab 1942. Die "Spur der Steine" führt ihn aus Potsdam in den Keller einer Kirche bei Porta Westfalica, ins Kunstgutlager der britischen Besatzer und schließlich auf die Burg Hohenzollern. Von dort wanderten die Steine dann in die Schweiz, die Tabatièren gingen 1953 durch Diebstahl verloren. Also "alles umsonst", hätte Kurt Freiherr von Plettenberg, Leiter der Generalverwaltung und Retter des Kronschmucks, resümieren müssen, wäre er nicht - involviert in den 20. Juli -  im März 1945 aus dem vierten Stock des Gestapo-Hauptquartiers in den Tod gesprungen.

 

Gennahrung: Gegen den Hunger nicht notwendig

ZIEMETSHAUSEN. Ausgerechnet in einem Organ für Ökoaktivisten (mensch und tier, 2/08) zieht ein Überblick über neueste Tendenzen der Genforschung ein resignatives Fazit: "Die Genforschung und deren Kommerzialisierung ist nicht mehr aufzuhalten. Dazu wurde bereits zuviel Geld in diesen Forschungsbereich investiert." Der Münchner Tierschützerin Judith Brettmeister, die dies resümiert, bleibt allerdings die Hoffnung, daß Kurskorrekturen allein von den bislang weitgehend ignorierten "Risiken und Gefahren der Genmanipulation" erzwungen werden könnten. Das Hauptargument für die international bereits großflächig experimentierende Industrie, dem "Hunger in der Welt" abzuhelfen, sieht Brettschneider ohnehin widerlegt. Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, habe nachgewiesen, daß derzeit konventionell produzierte Nahrungsmittel zwölf Milliarden Menschen ernähren könnten. Die Abschaffung von Agrar-Exportsubventionen in den Industriestaaten zur Herstellung von "Verteilungsgerechtigkeit im Welthandel" wäre dazu ein erster Schritt.

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