© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/08 27. Juni 2008

Meldungen

Klima: Obama und der Lohn des Umsteuerns

BONN. Die Wirtschaftsredaktionen zwischen Frankfurt und New York haben sich entschlossen, dem steigenden Ölpreis auch etwas Positives abzugewinnen, nämlich den dadurch erhöhten Druck, auf alternative Energien umzusatteln und sich um neue Technologien zu bemühen. Diese Botschaft scheint nach Ansicht des Berliner Politikwissenschaftlers Josef Braml beim US-Establishment schon gefruchtet zu haben (Internationale Politik und Gesellschaft, 2/2008). Denn der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Oba-ma scheint die Energiepolitik der USA, die ihr Öl zu 60 Prozent aus der nahöstlichen "Problemregion" bezögen, auf eine neue Basis stellen zu wollen. Dies werde auch höchste Zeit, da ihre bisherige "Pfadabhängigkeit" das "internationale System" zukünftig auf schwerste Belastungsproben stellen könnte, gegen die die Irak-Intervention sich wie ein Spaziergang ausnehme. Komme es Ende 2008 unter einer neuen Administration hingegen in Washington zu einem "energiepolitischen Umsteuern" hin zur "low-carbon economy", wofür Braml sehr gute Ansätze ausmacht, dann könnte nicht nur mit den Europäern eine transatlantische Energie- und Klimapartnerschaft begründet werden.

 

Gesundheitspolitik: Ärmer stirbt früher

BERLIN. In Deutschland steigt die Lebenserwartung pro Jahrzehnt um ein bis zwei Jahre. Dieser Gewinn an Lebenszeit geht einher mit einem Gewinn an Gesundheit: Der Bevölkerungsdurchschnitt wird "gesünder älter". Daran haben, wie Rolf Rosenbrock, Professor für Gesundheitspolitik an der Berliner Charité, ausführt, Medizin und Krankenversorgung jedoch nur einen geringen Anteil (Mitteilungen des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, 120/08). Maximal ein Drittel des Zugewinns an Lebenszeit und -qualität gehe auf das Konto der Medizin. Der Löwenanteil erkläre sich aus verbesserten Lebensverhältnissen, höherer Bildung und dadurch ermöglichtem "gesundheitsfreundlicherem Verhalten". "Menschen aus dem untersten Fünftel" der Einkommens- und Bildungsskala leben daher zehn (Männer) bzw. fünf (Frauen) Jahre kürzer als jene aus dem oberen Fünftel. Obwohl das deutsche "System" der Gesetzlichen Krankenversicherung relativ gerechte Konditionen für medizinische Versorgung schaffe, bestätigt die Statistik die Faustformel "Ärmer stirbt früher". Und zwar weil der "Motor der Ungleichheit von Gesundheitschancen" außerhalb des "Systems" arbeite, in Politikbereichen, in denen über "Bildung, Teilhabe, Einkommen" entschieden werde. Und dort seien die Weichen für zukünftige negative Effekte auf die Verteilung von Morbidität und Mortalität hierzulande schon gestellt, wie ein Blick auf Armuts- und Lohnquote, Bildungs- und Sozialpolitik lehre.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen