© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/08 27. Juni 2008

Ein richtiger Knüller
Lieber schlechtes Englisch als deutscher Klartext: Nordrhein-Westfalen blamiert sich mit einer neuen Standortkampagne
Thorsten Thaler

Neun Millionen Euro: Soviel will sich die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen eine neue Image- und Standortkampagne kosten lassen, für die die Düsseldorfer Agentur Scholz & Friends Profile einen Werbespruch kreiert hat: "We love the new", Unterzeile: "Leading region in Europe North Rhine-Westphalia". NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) erklärte dazu allen Ernstes, man habe "einen richtigen Knüller gesucht, in dem sich jeder Bürger wiederfindet". Von wegen, hier wirkt ganz augenscheinlich die Kraft der Einbildung und Autosuggestion. Frühzeitig haben vor allem Sprachschützer versucht, das Schlimmste zu verhindern. So hatte die Deutsche Sprachwelt bereits Ende vorigen Jahres - damals war für die Kampagne das Motto "Europe's creative heartbeat" vorgesehen - die Rüttgers-Regierung aufgefordert, auf einen englischen Spruch zu verzichten. Vergeblich. Statt dessen nun also: "We love the new". Was für ein Knüller!

Posse am Rande: Geschäftsführer der Agentur Scholz & Friends Profile ist Stefan Lennardt. Der vierzigjährige Volkswirt und Journalist interessiert sich sehr für Politik, seit über zwanzig Jahren ist er Mitglied bei den - Sozialdemokraten. Von 1998 bis 2001 war er sogar Pressesprecher der nordrhein-westfälischen SPD. Jetzt verkauft er der Union einen englischen Werbespruch. Pack bleibt eben Pack, egal ob rot oder schwarz.

Foto: Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) präsentiert den neuen Werbespruch

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