© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/08 27. Juni 2008

Abzug der US-Atomwaffen
Berliner Defizite
von Günther Deschner

In Büchel, Standort des Jagdbombergeschwaders 33 der Bundeswehr, lagern die letzten 20 US-Atombomben in Deutschland. Theoretisch können deutsche Besatzungen, solange das Geschwader noch über nuklearfähige Tornados verfügt, den Auftrag erhalten, sie irgendwo in nicht allzu großer Entfernung abzuwerfen, wenn die Nato dazu den Befehl erteilt, der US-Präsident es anordnet und eine US-Dienststelle eigens den Aktivierungscode übermittelt. Sobald auf Eurofighter umgestellt ist, die nicht auf Nuklearfähigkeit ausgelegt sind, dürfte die Frage für die Bundesluftwaffe auch rein technisch erledigt sein.

Militärisch haben "die 20 Dinger in Büchel", wie Kanzler Schröder einst spottete, ohnehin keine Funktion mehr, weil die Ziele, für die sie im Kalten Kriegsfall ursprünglich eingesetzt werden sollten, schon längst keine Ziele mehr sind. Seit 1989/90 haben die US-Atomwaffen allenfalls nur noch eine psychologisch-politische Funktion. Angeblich ist die "nukleare Teilhabe" der nicht-nuklearen Nato-Staaten, der Parias des Bündnisses, noch eine unverzichtbare Klammer zur nuklearen Supermacht. Es ist bezeichnend für den Zustand der politischen Kultur und der sicherheitspolitischen Diskussion in Berlin, daß es erst bauliche Mängel sind, die die Diskussion auslösen, ob sich das wiedervereinigte Deutschland mit US-Atombomben weiter in dieser Rolle sehen will oder nicht.

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