© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/08 20. Juni 2008

Frisch gepresst

Donoso Cortés. Den spanischen Staatsmann, Diplomaten, Erzkatholiken und Herold der Militärdiktatur, Juan Donoso Cortés (1809-1853), im Arbeitsamtjargon als "derzeit schwer vermittelbar" einzustufen, klänge Kennern entschieden zu euphemistisch. Zumal "derzeit" für den deutschen Resonanzraum getrost durch "allzeit" zu ersetzen wäre. Hätte Carl Schmitt nicht seine Prominenz für Donoso in die Waagschale geworfen, wäre in den letzten hundert Jahren nicht einmal sein Name außerhalb des katholisch-akademischen Ghettos hierzulande bekannt geworden. Zu schweigen von dem, was der Mann seinen Zeitgenossen und der Nachwelt zu sagen hat, dessen Spätwerk, wie Heinz-Theo Homann meint, am trefflichsten mit Dürers "Apokalyptischen Reitern" zu illustrieren wäre. Ein Konzentrat dessen bietet sein "Essay über den Katholizismus, den Liberalismus und den Sozialismus" (1851), der seinen letztlich ohnmächtigen zeitkritischen Hauptstoß gegen den "Kultus der materiellen Interessen" führt, dem die europäische Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert erlegen ist. Kierkegaard, Burckhardt oder Nietzsche schlugen ähnlich scharfe Töne an, um 1900 lebte bereits eine ganze Industrie davon, den Verlust des Transzendenten und "Übernatürlichen" zu beklagen - der Marxismus nennt es "Entfremdung" -, und bis heute muß sie keine Kurzarbeit anmelden: Kulturkritik scheint "unvermeidbar" (Georg Bollenbeck). Die Akzeptanz von Donosos katholischer Variante erhöhte dies freilich nie. Davon hat sich der stets unzeitgemäße Günter Maschke nicht schrecken lassen und 1989 den "Essay" nebst anderen Schriften des Spaniers aus den Jahren 1851 bis 1853 übersetzt und kommentiert. Diese Edition, dediziert "Carl Schmitt in memoriam. Lux aeterna luceat ei", ist nun in dritter, vermehrter Auflage erschienen (Karolinger Verlag, Wien 2007, LI und 513 Seiten, gebunden, 59,90 Euro).

 

Luigi Giussani. Das Requiem für den im Februar 2005 verstorbenen Mailänder Theologen und Gründer der katholischen Laienbewegung "Comunione e Liberazione" (Gemeinschaft und Befreiung), Don Luigi Giussani, hielt kein geringerer als Joseph Kardinal Ratzinger. Diese Wertschätzung des damaligen Leiters der Glaubenskongregation war als eine besondere Anerkennung des durch ein christliches Leben nach Keuschheit, Armut und Gehorsam insbesondere auf Jugendliche große Anziehung ausübenden Giussani zu verstehen. Dessen letztes Buch, das auf Gesprächen mit jungen Männern und Frauen fußend lebendig in seine auf die christliche Trias Glaube, Hoffnung, Liebe bezogene Welterklärung einführt, ist nun auch in deutscher Übersetzung erhältlich (Kann man so leben? Christsein als Lebensform. Sankt Ulrich Verlag, Augstburg 2007, gebunden, 350 Seiten, 18,90 Euro).

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