© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/08 13. Juni 2008

Meldungen

Olympia: Begrenzter politischer Nutzwert

SEELZE. Kurz vor Beginn des großen Pekinger Spektakels gibt Geschichte in Wissenschaft und Unterricht (5/08) mit einem "Olympia"-Schwerpunktheft dem Geschichtslehrer eine Handreichung, in der vor allem Ewald Grohes Beitrag über "Berlin 1936" sich der politischen Instrumentalisierung des Sports widmet. Die Olympischen Spiele von Berlin gelten gemeinhin als ein erster "Höhepunkt nationalsozialistischer Propaganda", die dem Dritten Reich genutzt und es innenpolitisch stabilisiert hätten. Grohe nimmt an dieser im Guido-Knopp-Format immer noch gern verkauften "Erfolgsgeschichte" einige markante Korrekturen vor. An der NS-Propaganda lasse sich vielmehr studieren, wie eng die "Grenzen von Agitation und Manipulation" gezogen seien. Die Spiele von 1936 habe auch ein Joseph Goebbels zwar "in hohem Maße", aber eben "nicht ausschließlich" politisieren können. Fraglos sei Berlin im August 1936 ein "Laboratorium für Werbemaßnahmen" gewesen, aber dieser Feldversuch offenbarte auch, daß "Propaganda eben nicht immer total planbar" sei. Sportliche und organisatorische Erfolge hätten das "NS-System wohl kaum stabilisieren geholfen", und im Ausland "blieb das Renommee des Regimes nach den Spielen im Vergleich zu vorher weitgehend unverändert". Auf die Pekinger Anstrengungen diesen Sommer dürften solche Befunde wohl eher entmutigend wirken.

 

Wendezeiten im grünen Vergleich: 1968 und 1989

BERLIN. Nun muß aber langsam Schluß sein. Das könnte sich auch die "grüne" Heinrich-Böll-Stiftung gedacht haben. Und daher konzentrierte sich ihre "internationale Tagung" zu "1968" nicht wieder allein auf das angeblich "globale Ereignis" dieses Jahres. Die Veranstaltung am 4. und 5. Juni im Berliner Abgeordnetenhaus wollte vielmehr unter dem Etikett "Wendezeiten" 1968 mit 1989 vergleichen und in "einen Zusammenhang" stellen. Da 1989 zu einem "fundamentalen Systemwechsel" in Osteuropa führte, 1968 aber nichts dergleichen im Westen bewirkte, fiel ihr Ertrag erwartet dürftig aus. Vorträger waren unter anderen Daniel Cohn-Bendit, Norbert Frei, Wolfgang Templin, Joscha Schmierer, Tissy Bruns, Karol Sauerland. Nur Götz Aly blieb diesem 68er-Revival fern.

 

Erste Sätze

Zwei Zeiten, die einander fast feindlich gegenüberstehen, so schied man bis vor wenigen Jahren das Mittelalter von der Renaissance.

Will-Erich Peuckert: Pansophie. Ein Versuch zur Geschichte der weißen und der schwarzen Magie, Stuttgart 1936

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