© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/08 06. Juni 2008

Leserbriefe

Zu: "Der kalte Putsch" von Michael Paulwitz, JF 22/08

Brot und Spiele wichtiger

Wir Deutsche haben es schon schwer mit unserem Rechtsverständnis und vor allem dem unserer Politiker: Die Weimarer Reichsverfassung von 1919 verhinderte nicht die Diktatur der NSDAP; die Verfassung der DDR von 1949 deckte die Diktatur der SED, und das uns oktroyierte Grundgesetz für die Bundesrepublik von 1949 leitet nun nahtlos in das zentralistische volksferne Brüsseler Bürokratenregime über.

Sollen wir Tränen weinen um das Grundgesetz, das die faktische Aufhebung der Gewaltenteilung nicht verhindert, das die zunehmende Abschaffung der Meinungsfreiheit, die Hinnahme der vorgeburtlichen Tötung von Millionen von Kindern legitimiert und die Landnahme fremder Völkerschaften in Deutschland seit über 40 Jahren nicht nur nicht gestoppt, sondern sogar begünstigt hat? Ein Volk wie das unsere, das sich das alles durch seine indoktrinierten Parlamentarier klaglos gefallen läßt, braucht sich über die kommende drohende Knechtschaft nicht zu beschweren. Brot und Spiele waren und sind ihm wichtiger als Recht und Ordnung, als die gelebte Demokratie, als das Fortleben der Nation.

Dr. Albrecht Jebens, Uhldingen

 

 

Zu: "Verrat an der Familie" von Jürgen Liminski, JF 23/08

Druck zur Fremdbetreuung

Danke, Herr Liminski, für Ihre klaren Worte! Auch ich leide als vollverantwortlich die Kinder erziehende Mutter unter der Mißachtung, die uns entgegenschlägt.

Bei uns vor Ort (Wachtberg bei Bonn) ist jetzt die Grundschulkinderbetreuung bis zur 6. Stunde zugunsten des Ganztages eingestellt worden. Alle Eltern, die bewußt keinen Ganztag (jeden Tag bis mindestens 15 Uhr in der Schule) für ihre Schulanfänger möchten - und das sind viele - können durch die unregelmäßigen Schulzeiten an Berufstätigkeit erstmal nicht denken oder müssen mühsam individuell Betreuung organisieren. Wenn sie nicht in den sauren Apfel beißen und gegen ihre eigentliche Überzeugung das Kind doch zum Ganztag anmelden: Druck zur Fremdbetreuung!

Almut Rosebrock, Wachtberg

 

 

Zu: "Das ist ein Umsturz!", Interview mit Karl Albrecht Schachtschneider, JF 22/08

Steuerstreik

Es fragt sich nur, wie das Recht auf Widerstand nach Artikel 20 Absatz 4 des Grundgesetzes auszugestalten wäre. Ein landesweiter Steuerstreik unter großer Beteiligung der Bevölkerung dürfte den Staat wirklich treffen.

Holger Sauer, Oldenburg

 

 

Zu: "Das Netz einer Kampagne" von Dieter Stein, JF 22/08

Netz gegen Abo-Schwund

Will die Zeit mit ihrem Antifa-Netzwerk gegen einen etwaigen Abo-Schwund angehen? Nachdem der Verfassungsschutz seine Beobachtung der JF einstellen mußte, will wohl nun die Zeit mit ihrer Aktion in die Bresche springen. Auch das wird mangels Masse in die Hose gehen!

Hans-Alfred Berger, Bad Bramstedt

 

 

Zur Meldung: "Gewerkschaft kritisiert kalte Steuerprogression", JF 22/08

Eine Minderheit zahlt

Ohne die Besserverdienenden und Vermögenden sähe der Staat arm aus, denn nur wer hat, dem kann man auch etwas nehmen. Und wer etwas hat, der hat es schwer mit der Anerkennung in unserer Gesellschaft. Dafür sorgen vor allem die SPD, Linkspartei und Gewerkschaften, die ständig Neiddebatten entfachen und die Reichen steuerlich jetzt noch stärker belasten wollen.

Wer behauptet, wir hätten in diesem Land eine Umverteilung von unten nach oben und die Reichen zahlten keine Steuern, verkennt die Realität. Die Statistik zur Einkommensteuer zeigt, wie stark diese Gruppe zur Kasse gebeten wird: Eine Minderheit von 10 Prozent der bestverdienenden Bürger zahlt mehr als 50 Prozent des Steueraufkommens. Und davon profitiert vor allem die Mehrheit derer, die ihren Lebensunterhalt nicht selbst erwirtschaften: die Leistungsempfänger. 700 Milliarden Euro gibt dieses Land jährlich für Sozialleistungen aus; eine beachtliche Summe, die den Linken immer noch nicht ausreicht.

Die Vorstellung, man müsse nur das Geld der Wohlhabenden anders verteilen, damit es allen bessergeht, ist zwar populär, aber überaus naiv. Eher ist das Gegenteil der Fall. Nur wo privates Vermögen gebildet werden kann, entstehen in der Regel Wirtschaftswachstum und Wohlstand für alle. Man sollte deshalb vorsichtig sein, gedankenlos den Reichtum als ein Schandmal des Kapitalismus anzuprangern. Im übrigen gehören nicht nur Völlerei und Geiz zu den sieben Todsünden, sondern auch der Neid.

Karl Strausberger, Mainz

 

 

Zu: "Eine schwarz-bunte Welle schwappt über die Stadt" von Ellen Kositza, JF 22/08

Geheime Sehnsüchte

In ihrer kaleidoskopartigen "Bühnenschau" über das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig gewährt die Autorin in ihrer facettenreichen Sprache Einblick in eine Welt, die im Gegensatz zur harten Realität geheime Wünsche, Sehnsüchte und Träume Jugendlicher offenbart. Masken, die an den venezianischen Karneval erinnern, bunt, grell, frivol; Pfadfinderromantik; Frauendominanz in engem Lederdreß mit Peitsche, eine Affinität zur "echten" Domina erkennen lassend; Gewänder aus der Ritterzeit, bei deren Anblick der Leser vor seinem geistigen Auge Knappen, die zur Schwertleite schreiten, zu erkennen glaubt. Das alles erweckt Kositza zu einer Transparenz, daß man glaubt, dabeigewesen zu sein.

Gerd-J. Kalkowski, Hildesheim

 

 

Zu: "Die jüngste Neuauflage von 1789" von Peter Kuntze, JF 22/08

Folgsamer Vorzugsschüler

Spät, wenn auch wahrscheinlich zu spät, wächst die Erkenntnis dessen, was eigentlich mit uns geschieht. Es ist der JF und dem Autor zu danken, daß von diesem historisch jüngsten Erlösungsprojekt in der Öffentlichkeit gesprochen wird. Es geht um One World - One Ruling Power.

Dazu bedarf es des Umbaus der Einzelstaaten in multiethnische Minderheitengesellschaften. Wie man sieht, gebärdet sich Deutschland auch darin als folgsamer Vorzugsschüler, und man weiß nicht so recht, was und wer die Volksvertreter reitet, daß sie in blindem Eifer den Kampf für alles Minoritäre vorantreiben. Wie kann man ein ganzes Volk sich widerstandslos von einer Handvoll rücksichtsloser Scharlatane derart entfremden lassen, daß es sich selbst nicht mehr kennt?

Peter C. Vogl, Salzburg

 

 

Zur Meldung: "Ältere leiden unter Kriegserinnerungen", JF 22/08

Unauslöschlich im Gedächtnis

Der Wahrheit dieses kleinen Berichts kann ich mich als Heimatvertriebene aus Schlesien anschließen. Alle Nöte dieser Zeit sind unauslöschlich im Gedächtnis geblieben, weil sie durch Fehlentscheidungen in der Politik, durch Neid, Rache und Habgier unschuldigen Menschen aufgebürdet wurden. Die monatelangen Elendsmärsche, der Hunger, die Seuchen (Typhus), die Armut, die Heimatlosigkeit als entrechteter Mensch - das sind elementare Erfahrungen.

Darüber zu reden, wird von Nichtbetroffenen als etwas Unerträgliches beurteilt, solche Entrümpelung der Seele gehöre in die Psychiatrie und nicht in die Gemeinschaft von Kirchenleuten. Dieses Rezept hat mich zutiefst verletzt, so daß ich mich verhöhnt fühle und mich von der Kirche fernhalte.

Wer so getreten wird, wagt nicht mehr den Mund aufzutun; gnädig erlaubt ist, über das zu reden, was im Kirchenblatt steht.

Gertrud Bell, Nürnberg

 

 

Zu: "Das Leiden an Deutschland" von Doris Neujahr, JF 21/08

Übers Ziel hinaus geschossen

Ich freue mich jede Woche auf Ihre Zeitung und atme die frische Luft ein, genieße die geistige Freiheit. Besonders freue ich mich immer auf die Beiträge von Thorsten Hinz/Doris Neujahr.

Diesmal habe ich jedoch den Eindruck, daß hier jemand über das Ziel hinaus geschossen ist. Der Satz "'Ausländer raus!' (...) impliziert aber nicht automatisch die Entrechtung des Ausländers, sondern lediglich die Aufforderung, seine staatsbürgerlichen Rechte in seinem Herkunftsland wahrzunehmen, anstatt von Deutschland seine Daueralimentierung zu erwarten", liegt Meilen unter dem Niveau von Thorsten Hinz und Ihrer Zeitung. Schade, ärgerlich, unnötig, auch wenn das im Eifer des Gefechts und bei der Anzahl von Beiträgen sicher mal passieren kann.

Peter  Müller, Berlin

 

 

Zu: "Der Teufel, das sind Sie!", Interview mit Michael Klonovsky, JF 21/08

Aus der Herde verbannt

Klonovsky weist darauf hin, daß die Menschen seit Jahrtausenden auf der sicheren Seite der Mehrheit sein und sich aufgehoben fühlen wollen. Zum Vorschein kommt hier der kreatürliche Herdentrieb. Er war seit unvordenklichen Zeiten überlebenswichtig für viele beseelte Lebewesen.

Der "Pferdeflüsterer" Monty Roberts berichtet in seinen Memoiren, wie er als Junge bei Herden von Wildpferden beobachtet hat, daß die Leitstute übermütige Fohlen als Disziplinierungsmaßnahme aus der Herde verbannt. Das Fohlen allein, ohne die Herde als schützende Umgebung, ist hilflos den Raubtieren ausgeliefert und damit dem Tod geweiht. Es ist deshab ständig darum bemüht, von der Leitstute das Signal zur Rückkehr zu erhalten. Dies ist nur eines von zahlreichen Beispielen. Bei Herden vieler anderer Tiere ist es ebenso beziehungsweise ähnlich.

Hasso von Wedel, Hamburg

 

 

Zu: "Mehr Freiheit wagen" von Dieter Stein, JF 21/08

Artikel 146 noch unerfüllt

Das Volk als oberster Souverän? Das Grundgesetz von 1949 wurde als Provisorium verstanden und sollte gelten, bis Deutschland wiedervereinigt war. Nach der Wiedervereinigung 1990 wäre eine neue Verfassung erforderlich gewesen, die durch eine gesamtdeutsche Volksabstimmung hätte legitimiert werden müssen. Das wiedervereinigte Deutschland hat jedoch seit 1990 keine moderne Verfassung, die den Artikel 146 des Grundgesetzes befriedigt.

Den entsprechenden Willen der politisch Handelnden in Bundesrat und Bundestag vorausgesetzt, wäre ein Referendum beispielsweise am Tag der zweiten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 16. Oktober 1994 möglich gewesen. Die Verhinderung eines solchen führte zum normativen Defizit des Vereinigungsprozesses.

Alex Sander, Erftstadt

 

 

Zur Meldung: "Marinebund lädt Daschitschew aus", JF 21/08

Charakterlos und feige

Spätestens seit ein "Bündnis gegen Rechts" geschmiedet wurde, das inzwischen von der CSU bis hin zu den Linksautonomen reicht, ist es bei uns mit Toleranz und Meinungsvielfalt vorbei. Es genügt heute die bloße Behauptung, ein Politiker sei "rechts" (wie immer dabei "rechts" auch definiert sein mag) oder habe Kontakt zu Rechtsradikalen (wer zählt alles dazu?), um ihn politisch und moralisch zur Strecke zu bringen.

Eine inhaltliche Auseinandersetzung findet nicht statt. Die Möglichkeit zu einer öffentlichen Rechtfertigung wird den Betroffenen nicht eingeräumt. Der Zugang zu den Medien ist ihnen verwehrt. Dieses Instrument bleibt alleine in den Händen ihrer Gegner, die dort (wie zum Beispiel Johannes B. Kerner) Tribunale inszenieren.

Wären es nur die Linken und ihre Anhänger in den Öffentlich-Rechtlichen und der Linkspresse, die sich solcher Diffamierungskampagnen bedienen - es würde niemanden wundern. Aber auch "lupenreine Demokraten" überlassen ihre eigenen Parteifreunde der geifernden Meute, um nicht selber unter Beschuß zu geraten. So tat es Kanzlerin Merkel mit Hohmann, Ministerpräsident Althaus mit Krause und jetzt Ministerpräsident Carstensen mit dem Kieler Ratsherrn Ehmke.

Der Deutsche Marinebund hat sich genauso charakterlos und feige verhalten. Auch diese alten Herren stehen nicht in der Tradition eines Oberst Graf von Stauffenberg, was ihnen in ihrer Funktion gut anstünde.

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

 

Zu: "Licht und Dunkel" von Karlheinz Weißmann, JF 20/08

In Peking keine "Olympiade"

Ihr von mir hochgeschätzter Autor Karlheinz Weißmann spricht in seinem Beitrag mehrfach von der "Olympiade" - der der Antike oder der 1936 in Berlin.

Als ich 1972 an der Gestaltung des Kulturprogramms der Olympischen Segelwettbewerbe in Kiel teilnahm, wurden ich und die anderen Mitglieder des Gremiums vom Nationalen Olympischen Komitee immer wieder darauf hingewiesen, daß das Wort "Olympiade" lediglich einen Zeitraum von vier Jahren bedeutet. Das "olympische" Ereignis selbst sei ausschließlich mit dem Ausdruck "Olympische Spiele" oder "Olympischer Wettbewerb" zu bezeichnen.

Also, es findet auch in Peking demnächst keine "Olympiade" statt (die "Olympiade" existiert nur im Kalender), sondern es sind "Olympische Spiele".

Prof. Hans Gebhard, Hamburg

 

 

Zum Leserbrief "Recherchen gehen weiter" von Timo von Choltitz, JF 19/08

Gute Taten verschwiegen

Die Franzosen mögen General von Choltitz als "Retter von Paris" bezeichnen, gewürdigt wird seine Leistung jedoch in keiner Weise. Im oberen Teil des Arc de Triomphe befindet sich ein Museum, in dem auch die Befreiung von Paris dargestellt ist. Von Choltitz' Name wird nicht erwähnt!

Dieses Verhalten hat Methode. An allen Ecken und Enden Europas finden sich Hinweise auf deutsche Untaten, gute Taten dagegen werden verschwiegen. Bei geschichtlichen Ereignissen unserer "befreundeten Staaten" ist es umgekehrt: Da werden die guten Taten erwähnt und die schlechten verschwiegen. Das Schlimme ist, daß wir das alles noch unterstützen.

So wird in Speyer auf einer Gedenktafel nur erwähnt, daß Pfingsten 1689 die Stadt völlig zerstört worden ist - aber nicht die Franzosen unter Ludwig XIV. als Täter. Auch das Vorgehen der Franzosen im Elsaß und Straßburg nach dem Dreißigjährigen Krieg wird nur geschönt dargestellt. Dazu nur eine bescheidene Frage: Warum ist das Elsaß nicht zweisprachig wie zum Beispiel Teile der Provence? Minderheiten genießen doch in Demokratien besonderes Ansehen!

Die Franzosen haben ständig versucht, Deutschland etwas wegzunehmen oder es zu beherrschen. Dieses Verhalten war dann später maßgeblich verantwortlich für das Entstehen des deutschen Nationalgedankens.

Udo Knau, Minden/Westfalen

 

 

Zu: "Im Grunde ist es widerlich", Interview mit Günter Zehm, JF 16/08

Freie Wahlen verhindert

Zehm spricht im Interview davon, Anlaß für den Vietnamkrieg nach dem Ende der französischen Kolonialherrschaft sei "bekanntlich eine kommunistische Invasion" des Nordens gewesen, der den Süden gewaltsam schlucken wollte.

Dabei wird eine wesentliche Tatsache unterschlagen. Nach der Vereinbarung der Genfer Indochina-Konferenz von 1954 sollten im Juni 1956 freie Wahlen in ganz Vietnam stattfinden. Diese gesamtvietnamesischen Wahlen scheiterten an der unter dem Schutz der Vereinigten Staaten stehenden südvietnamesischen Regierung, so daß sich Ho Chi Minh nach 1946 zum zweiten Mal um die Früchte seines Kampfes gebracht sah.

Jörn Seinsch, Gummersbach

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