© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/08 06. Juni 2008

Meldungen

"Neoliberalismus" als zeithistorischer Popanz

MÜNCHEN. Man muß keine linken Postillen konsultieren, um auf die gängige Klage über den angeblich alles politische Handeln steuernden "Neoliberalismus" zu stoßen. Martin Werding, Ökonom am Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, steht daher fast allein auf weiter Flur, wenn er bestreitet, daß es jemals eine deutsche Politikwende hin zum "Neoliberalismus" gegeben habe (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2/08). Unter den "üblichen Verdächtigen", die von der verstärkt an den 1970er Jahren interessierten Zeitgeschichtsforschung als Inauguratoren liberaler Umschwünge genannt werden, zählen die "Macher" aus der Generation des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD). Daß in die Zeit nach der "Ölkrise", vor dem Hintergrund düsterer Prognosen von den "Grenzen des Wachstums", allerlei "Zäsuren" hineingedeutet werden können, räumt Werding ein. Unbestreitbar sei auch, daß 1975 das "Wirtschaftswunder" endgültig passé war, sich statt dessen "Kulturpessimismus", "No Future"-Lamento und depressive Grundstimmung ausbreiteten, einhergehend mit fortschreitender Ökonomisierung vieler Lebensverhältnisse. Aus Werdings Sicht kehrte die Bundesrepublik damit aber nur zur kapitalistischen Normalität zurück, nach dem sozialstaatlich abgefederten Ausnahme-"Boom" des "Wiederaufbaus". Parallel zur Ausweitung der Sphäre internationalen Wettbewerbs geriet auch die deutsche Entwicklung dann in einen Globalisierungsprozeß, der keinen "Neoliberalismus" heraufführte, sondern in der Kontinuität der Globalisierungstendenzen des 19. Jahrhunderts steht.

 

Auszeichnung mit gewollt politischer Schattierung

KIEL. Die Christian-Albrechts- Universität hat mit der Mitte Mai vergebenen "Ferdinand-Tönnies-Medaille" eine akademische Auszeichnung ganz eigentümlicher Art geschaffen. "In Würdigung seines mutigen, konsequenten und nachhaltigen Engagements für Recht, Gerechtigkeit und Menschlichkeit" empfing diesen förmlichen "Ehrendoktorhut für Philantrophie" natürlich kein anderer als der Gründer des linken Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jan-Philipp Reemtsma. Überflüssig war dann der Hinweis des Universitätsrektors Thomas Bauer in der Laudatio, daß es sich bei der neuen Würdigung um eine "Auszeichnung mit gewollt politischer Schattierung" handele.

 

Erste Sätze

Dieses Buch ist ein Wagnis.

Max Hildebert Boehm: Europa Irredenta. Eine Einführung in das Nationalitätenproblemder Gegenwart, Berlin 1923

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