© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/08 30. Mai 2008

Ordnung im eigenen Haus
Ein Verleger, wie er im Buche steht: Zum achtzigsten Geburtstag von Herbert Fleissner
Klaus Hornung

Liest man die linken Gazetten, ist die Bezeichnung Herbert Fleiss­ners als "Münchner Großverleger" durchaus abschätzig gemeint; sie soll ihn in die Nähe etwa Silvio Berlusconis rücken. Für den Kenner der "antifaschistischen" Machtspiele ist sie aber eine Empfehlung: Da gibt es einen, der stets den Mut hatte, den linken Medienmonopolen im Land, etwa dem Hause Bertelsmann und anderen, eine eigene Medienmacht entgegenzustellen. Gäbe es diesen Großverleger nicht, wäre unser Land noch linkskonformistischer geworden, als es ohnehin schon ist.

Ein Mann wie Herbert Fleissner ist  im wahrsten Sinn des Wortes gewachsen - gewachsen aus den Stürmen des 20. Jahrhunderts des totalitären Zeitalters und des Dreißigjährigen Krieges zwischen 1914 und 1945, dessen Folgen noch bis in unsere Tage zu spüren sind, ist doch die totalitär-demokratische Welle ab 1968 nicht ohne diesen Epochenhintergrund zu verstehen. Herbert Fleiss­ner wird am 2. Juni 1928 im sudetendeutschen Eger geboren. Er wächst als Angehöriger der später Flakhelfer- und skeptische Generation genannten Jahrgänge heran. Seine zwei engsten Freunde fallen noch in den letzten Kriegstagen. Die Eltern müssen ihre Wohnung innerhalb einer Viertelstunde verlassen. Der gerade 17jährige schlägt sich auf eigene Faust nach Österreich zu Verwandten durch. Er macht in Salzburg Abitur und nimmt das Jura-Studium in Innsbruck auf, das er durch Austragen von Büchern und als Hilfsarbeiter beim Bau der Europabrücke am Brenner finanziert und 1952 mit dem Dr. jur. abschließt.

Der junge Mann geht nach München, engagiert sich in der sudetendeutschen Jugend (seit 1957 gehört er dem Witikobund an) und gründet einen kleinen Verlag im Umkreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Herbert Fleissner sprüht von Optimismus und Vitalität, heiratet 1954 als Sechsundzwanzigjähriger, die Kinder werden geboren und wachsen heran. Politisch weiß er, wohin er gehört. Er schließt sich dem "Deutschen Kreis" in München an, dem Schwergewichte wie der Staatsrechtslehrer Friedrich August von der Heydte, der Physiknobelpreisträger Pascual Jordan und der Kunsthistoriker Karl Sedlmayr ("Verlust der Mitte") angehören. Der Münchner Kreis ist das Gegengewicht gegen den gleichzeitig von Hans Werner Richter gegründeten Grünwalder Kreis, aus dem sich die Gruppe 47 entwickeln wird, die "jedwede irgendwo auftretende nationale Regung zu löschen unternahm", wie Caspar von Schrenk-Notzing einmal sagte.

Der Weg des jungen Herbert Fleiss­ner ist abgesteckt, er wird Verleger, und zwar einer "wie er im Buche steht", wie bald Peter Tamm, der Spitzenmann Axel Springers, urteilen sollte. Ab 1952 baut Fleissner mit Intelligenz, Zähigkeit und Glück Zug um Zug seine Verlagsgruppe auf, beginnend mit Herbig in Berlin, Langen Müller in München und Amalthea in Wien. Zeitweilig kommt auch ein 50-Prozent-Anteil (neben der Springer-AG) am angesehenen Verlag Ullstein-Propyläen hinzu (bis 1996). Schließlich werden es 23 größere und kleinere Verlagshäuser sein, darunter auch ein Kinderbuch-Verlag.

Die Gründe dieses Erfolges sind deutlich: Mut, Intelligenz, klare freiheitlich-konservative Prinzipien ohne Scheuklappen, nicht zuletzt ein optimistischer Wesenszug, der dem Umgang mit Menschen zugute kommt, also das, was man heute, reichlich abstrakt, "soziale Kompetenz" nennt. Die Zahl der Autorenprominenz wird Legion, nicht nur aus Politik und Zeitgeschichte, sondern auch in den Sparten Unterhaltung oder Showgeschäft. Zum einen Bereich gehören Helmut Kohl, Willy Brandt, Ronald Reagen, Gerhard Löwenthal, Ernst Nolte, Hans Filbinger oder Karlheinz Weißmann. In der Palette der anderen Sparten tauchen Namen auf wie Reinhold Messner, Friedrich Torberg, Maria Schell oder O.W. Fischer - alle zeugen von Fleissners manchmal geradezu überbordender Lust an der Vielfalt der Menschen und des Lebens.

Zur Freundschaft wurde vor allem die Beziehung Fleissners zu seinem 2005 verstorbenen Star-Autor Ephraim Kishon, mit dem den Verleger nicht nur wichtige Lebensprinzipien, sondern auch die Lust verband, Schwieriges und Ernstes leicht zu verpacken. Kishon sagte bei seiner ersten Begegnung mit Fleissner, daß jeder Mensch, auch ein deutscher Verleger im 20. Jahrhundert, das Recht habe, sein Vaterland zu lieben. Beide teilten die Kritik an jenen Intellektuellen, die ihr Volk und ihr Land verachten und meinen, die Probleme der Zeit auf diese Weise am besten lösen zu können: Man könne sein Herz nicht der ganzen Welt schenken, "weil einen sonst auf der ganzen Welt kein Mensch mehr ernst nimmt"; besser sei es, seine Kräfte darauf zu richten, im eigenen Haus Ordnung zu schaffen. Wenn man das "Chauvinismus" nenne, so Kishon, habe er in seinem Verleger einen glühenden Mitstreiter gefunden ...

Herbert Fleissners eigentliche Lebensleistung ist es wohl, daß aus seinem Spürsinn für Menschen, Autoren und Themen ein publizistischer Ertrag und eine Autorengemeinschaft hervorgegangen sind, ohne die Deutschland schon längst vollständig dem "antifaschistischen" Zeitgeist anheimgefallen wäre. Er ist einer jener Repräsentanten der Wiederaufbau-Generation, die geholfen haben, unser Land nach der Katastrophe aus den geistigen, kulturellen und materiellen Trümmern von 1945 herauszuführen. Dafür gebührt ihm der Dank des Gemeinwesens. Dem wirkungskräftigen Freiheitlich-Konservativen ist eine noch lange Erhaltung seiner guten Gesundheit und seiner Geisteskraft im Dienst am Vaterland zu wünschen.

 

Prof. Dr. Klaus Hornung, Jahrgang 1927, lehrte bis zu seiner Emeritierung Politische Wissenschaft an der Universität Stuttgart-Hohenheim. Unter der verlegerischen Verantwortung Herbert Fleissners publizierte er seine Bücher "Das totalitäre Zeitalter. Bilanz des 20-. Jahrhunderts" (Propyläen) und "Scharnhorst. Stratege des Widerstands" (Bechtle ).

Foto: Herbert Fleissner: Ohne ihn wäre Deutschland längst dem bequemen Linkskonformismus anheimgefallen

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