© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/08 30. Mai 2008

Erfundene Vorwürfe
Hamburg: Senat fördert Kritiker des Marinemuseums von Peter Tamm / Eröffnung im Juni
Hans-Joachim von Leesen

Im Oktober 2005 legten der Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Peter Tamm gemeinsam den Grundstein zum größten internationalen Maritimen Museum im historischen Kornspeicher B in der Hamburger Hafencity. Nach dreijähriger Bauzeit soll nun am 25. Juni das weltweit einzigartige Museum eröffnet werden. Zu diesem Anlaß wird Bundespräsident Horst Köhler erwartet.

Peter Tamm, ehemaliger Generalbevollmächtigter des Axel Springer Verlages, war und ist ein begeisterter Freund der Seefahrt. Jahrzehntelang sammelte er alles, was mit Meer und Schiffahrt zusammenhängt, und schuf eine gewaltige private Sammlung. Sie war zunächst untergebracht in einem ehemaligen Hotel an der noblen Elbchaussee, das aber schon lange aus allen Nähten platzte. Um zu verhindern, daß sein Lebenswerk eines Tages in alle Welt verstreut oder ins Ausland wandern würde, bemühte sich Tamm darum, aus der Sammlung ein repräsentatives Museum zu machen. Hamburg zögerte zunächst, so daß sich Tamm auch in anderen Städten umsah.

Schließlich einigte sich die Hansestadt mit dem Wissenschaftlichen Institut für Schiffahrts- und Marinegeschichte Peter Tamm. Die Stadt stellt den unter Denkmalschutz stehenden Kaispeicher B und übernimmt einen Teil der Kosten für dessen Restaurierung und den Ausbau als Museum. Tamm bringt seine weltweit größte und international renommierte Sammlung in die "Stiftung Peter Tamm sen" ein. Die Stiftung ist Bauherr und Betreiber des Museums nebst Archiv und Bibliothek. Das Museum wird sich aus eigener Kraft finanzieren.

Seitdem die Pläne bekanntgeworden sind, agitiert die linke Kulturszene in Hamburg dagegen, obwohl die Bürgerschaft bei einigen Enthaltungen einstimmig für das Museum gestimmt hat. Die Kritiker behaupten, weil Tamm auch die Kriegsmarine dokumentiert, werde das Ganze ein militärisches Spektakel. Außerdem regt sie auf, daß in der Sammlung internationaler Schiffsmodelle alle Schiffe, also auch die deutschen, ihre jeweiligen zeitgenössischen Flaggen zeigen. Damit werde das Museum "die größte Hakenkreuzsammlung der Welt", so die Polemik.

Jetzt, wenige Wochen vor der Eröffnung, hat ein dubioser Verein, der sich "Feld für Kunst" nennt und angeblich ein Zusammenschluß linker Künstler verschiedener Fachrichtungen ist, zu einem neuen agitatorischen Schlag ausgeholt. Überall in Hamburg klebte er Kleinplakate unter dem Titel "Wo der Krieg wohnt". Darin behaupteten "Feldkünstler" unter anderem, die in Hamburg angesehene Reeder-Familie Schües werde dem Museum zwanzig Gemälde aus dem Besitz Hermann Görings stiften. Auf einem anderen Plakat kann man lesen, Bundespräsident Köhler werde bei der Einweihung das Knochenschiff-Modell eines amerikanischen Flugzeugträgers überreichen, das von irakischen Kriegsgefangenen geschnitzt worden sei.

Das alles hat mit Tatsachen nichts zu tun und wird statt dessen als Kunst ausgegeben. Tamm stellte richtig, daß diese Künstler seine Sammlung noch nie gesehen hätten. Natürlich gehöre auch die Kriegsmarine zur Geschichte der Seefahrt und daher ins Museum. Der verleumdete Reeder Nikolaus Schües geht rechtlich gegen die "Feldkünstler" vor.

Sieht man genauer hin, erfährt man, daß diese seltsame Künstlergruppe von der Hamburger Kulturbehörde mit beträchtlichen Mitteln alljährlich gefördert wird. Dieselbe Hansestadt Hamburg, die 30 Millionen Euro ausgegeben hat, um eines der größten Museen der Stadt zu schaffen, finanziert gleichzeitig eine linke Truppe, die das Projekt in den Dreck zieht. Offensichtlich hatte und hat niemand von dem bis vor kurzen noch allein von CDU-Mitgliedern gebildeten Senat (allein die Kultursenatorin war und ist parteilos) ein Auge auf den Inhalt der von der Kulturbehörde betriebenen Kulturpolitik geworfen.

Dort dürften noch manche der während der jahrzehntelangen SPD-Herrschaft etablierten Kräfte ihre Heimat haben, die munter linke Kulturpolitik treiben, ohne daß sich der Senat darum kümmert. Jedenfalls wurde die zuständige Senatorin wie auch die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft bereits in der Vergangenheit auf ähnlich anrüchige Aktivitäten linker, von der Kulturbehörde finanzierter Gruppen aufmerksam gemacht, ohne daß eine entsprechende Reaktion erfolgte.

Die Kultursenatorin kämpft zwar, wie die Welt schreibt, "unermüdlich für das neue Internationale Maritime Zentrum von Peter Tamm in der Hafen City", werde aber das Geld, das ihre Behörde der linken Agitprop-Gruppe überlassen hat, nicht zurückfordern.

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