© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/08 16. Mai 2008

Letzter Ritt
Philipp Freiherr von Boeselager: Große Anteilnahme bei seiner Beisetzung
Dieter Stein

Im Trauerkondukt mit sechs Offizieren der Bundeswehr wurde am vergangenen Donnerstag nach einem zweistündigen Requiem in der St. Laurentius Kirche in Ahrweiler der in die blau-gelben Farben des alten Magdeburger Adelsgeschlechts geschlagene Sarg Philipp Freiherr von Boeselagers vor die Front der angetretenen Ehrenformation getragen.

Vorweg werden die Ordenskissen mit den Auszeichnungen des am 1. Mai im Alter von 90 Jahren verstorbenen Teilnehmers des 20. Juli 1944 getragen. Noch über dem Großen Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland liegt das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz. Die Truppenfahne wird gesenkt. Das Musikkorps spielt den Trauermarsch aus dem Oratorium "Saul" von Georg Friedrich Händel. Die Offiziere heben den Sarg auf den Katafalk. Nach dem prachtvollen preußischen "Hohenfriedberger Marsch" ertönt die Nationalhymne. Ein kaiserlich blauer Maihimmel spannt sich über den rund 1.000 Trauernden, die auf den Ahrweiler Kirchplatz geströmt sind. Viele Anwohner haben die Fenster zum Platz geöffnet und blicken neugierig auf das Geschehen. Es ist ein anrührender Moment, als das Lied der Deutschen erklingt, da so selten öffentlich intoniert, zunächst nur die Melodie, dann zaghaft, vereinzelt mitgesungen, der Gesang sich wellenförmig über den Platz verbreitet, bis das "Blüh im Glanze dieses Glückes" fröhlich und laut von den Hauswänden zurückgeworfen wird.

Im vom Würzburger Bischof Friedhelm Hofman geleiteten Trauergottesdienst ruft zum Schluß Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) den Widerstandskämpfer in Erinnerung, und der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) ehrt Boeselager als "großen deutschen Patrioten". In den Trauerreden tritt Boeselager jedoch nicht nur als Symbolgestalt des militärischen Widerstandes, sondern vor allem als glaubenstreuer katholischer Christ hervor, der bis zuletzt fruchtbar sozial und karitativ wirkte, ob im Malterserorden oder in seiner örtlichen Gemeinde.

Beigesetzt wird Boeselager auf Burg Kreuzberg bei Altenahr, seinem Familiensitz. Sein letzter Adjutant, das Eiserne Kreuz angelegt, betagt und gebrechlich, läßt sich von Helfern an das Grab führen und ruft in einer knappen Ansprache in Erinnerung, wie Boeselager seine Männer am Kriegsende sicher zurückführte. Kavallerieoffiziere hätten stets ein Reservehufeisen am Mann, erklärt er, weshalb er ihm ein solches für seinen "letzten Ritt" ins Grab hinunterwirft.

Foto: Ehrenformation der Bundeswehr: "Ich hatt' einen Kameraden,/ Einen bessern findst du nit"

Foto: Verteidigungsminister Jung, Generalinspekteur Schneiderhan

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