© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/08 16. Mai 2008

Zeitschriftenkritik: Epoc
Eroberer und Müßiggänger
Werner Olles

Die im Verlag "Spektrum der Wissenschaft" zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Epoc - Untertitel: "Geschichte, Archäologie, Kultur - ist eine Weiterführung des Ende 2007 eingestellten populären Wissenschaftsmagazins Abenteuer Archäologie. Wie dieses wartet auch Epoc in jeder neuen Ausgabe mit einem Schwerpunktthema auf, im aktuellen Heft geht es dabei in der Serie "Die Epochen Europas" um "Unser römisches Erbe".

Das vom Atlantik bis zum Euphrat und vom Schottischen Hochland bis zum Nil reichende Römische Reich nahm seinen Anfang im 10. Jahrhundert vor Christus mit der ersten Besiedlung eines sumpfigen Gebiets am Tiber, aus dem später Rom entstehen sollte. Unter etruskischem Einfluß entwickelte sich aus den Dörfern auf dem Palatin und anderen Hügeln im 8. Jahrhundert schließlich ein urbanes Zentrum. Der Sage nach ist 753 das Gründungsjahr Roms. Doch dauerte es noch bis zum Jahre 66 v. Chr. bis die römischen Legionen nach der Vertreibung der legendären italienischen Könige, der römischen Expansion über die Apenninenhalbinsel und den drei Punischen Kriegen gegen Karthago die Griechen endgültig unterwerfen, aus Pergamon (der heutigen Türkei) die Provinz Asia formen und den östlichen Mittelmeerraum neu ordnen konnten.

Augustus, der erste Kaiser, hinterließ seinen Nachfolgern ein gewaltiges Reich, das sich unter der Herrschaft Trajans bis Britannien, in den nordafrikanischen Maghreb und den Vorderen Orient ausdehnte. Erst unter dessen Nachfolger Hadrian (98-117 n.Chr.) nahm die drei Jahrhunderte währende Expansion ein Ende. Statt die Grenzen ständig zu erweitern, wurden sie nun befestigt, ein gutes Mittel, um das "unkultivierte Gesindel" - wie es der römische Geschichtsschreiber Tacitus politisch unkorrekt formulierte - fernzuhalten. Denn der römische Lebensstil, etwa im Bereich der Wohn- und Freizeitkultur, aber auch die staatliche Ordnung zogen natürlich die "Barbaren" jenseits der Grenzen magisch an und machten das Reich dadurch noch attraktiver für seine neidischen Nachbarn.

Mit der Geschichte der Dandies, ihrem makellosen Stil und ihrer Lebensführung weit über den tatsächlichen Möglichkeiten befaßt sich der Beitrag "Ganz schön am Abgrund". Als passionierte Müßiggänger setzten sie vor über zweihundert Jahren Maßstäbe für männliche Eleganz, kultiviertes Auftreten, perfekten Schnitt, amüsante Plaudereien und einen verfeinerten Lebensgenuß. Zumeist durch Nichtstun zu Ansehen gekommen, avancierten sie gleichwohl oft zu Schiedsrichtern des guten Geschmacks. So wird über George Bryan "Beau" Brummel, den klassischsten aller Dandies, berichtet, daß er allein drei Friseure und zwei Handschuhmacher beschäftige und sich mindestens dreimal täglich umkleidete, ehe am Abend der obligatorische Klub-, Theater- oder Casinobesuch folgte. Wie die meisten Dandies scheiterte auch er auf hohem Niveau und floh seiner gewaltigen Spielschulden wegen schmachvoll im Morgengrauen über den Ärmelkanal nach Frankreich, wo er sein zuvor so fabelhaftes Leben wenig glanzvoll beschloß. England betrat er übrigens nie wieder.

Anschrift: Zenit Pressevertrieb. Postfach 81 06 80, 70523 Stuttgart. Einzelpreis 7,90 Euro. Jahresabo 40,50 Euro. Internet: www.epoc-magazin.de

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