© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/08 09. Mai 2008

Zitate zum "Fall Peter Krause"

Frankfurter Rundschau, 26. April

Die Texte des designierten Ministers und promovierten Literaturwissenschaftlers Peter Krause sind im JF-Online-Archiv nachzulesen. Eine kursorische Lektüre zeigt reichlich schwurbelige Gesinnungsaufsätze. Sie fallen in der Tat unter das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung, das Krause für sich reklamiert. Ein Bewerbungsschreiben ausgerechnet für das Amt des Ministers, der für Universitäten und Schulen zuständig ist, sind sie aber nicht. Ein Berufsverbot, wie Krause es als Journalist zu DDR-Zeiten erdulden mußte, gehört nicht in eine Demokratie. Daß die CDU Thüringen einen rechten Flügel unter ihren Abgeordneten duldet, ist ihre Sache. Kultusminister aber sollte Krause nicht werden.

 

taz, 26./27. April

Leider vollzieht sich in Thüringen keine Provinzposse. Es gibt auch keine guten Nachrichten. Vielmehr verhilft die CDU der Neuen Rechten und der ihr nahestehenden Zeitung zu einem langersehnten Sieg. (...) Daß so ein Mann für die Schulpolitik in Thüringen verantwortlich sein soll, können die Christdemokraten nicht ernst meinen. Und als Ansprechpartner für die jüdische Gemeinde oder als Mitglied des Stiftungsrats der Gedenkstätte Buchenwald ist Krause unzumutbar. Es ist unverständlich, daß die Bundes-CDU bislang noch nicht eingegriffen hat.

 

Berliner Zeitung, 3./4. Mai

Es wäre unwichtig, was Krause findet, wenn er einfacher CDU-Landtagsabgeordneter bliebe. Mit seiner als Nonkonformismus getarnten Distanzlosigkeit zu jener Grauzone, in die der Rechtsextremismus hineinragt, kann er aber nicht Minister werden, der qua Amt etwa Stiftungsratsvorsitzender der KZ-Gedenkstätte Buchenwald ist. Wenn Krause das nicht begreift, was offenbar der Fall ist, muß Althaus es ihm begreiflich machen.

 

Welt, 5. Mai

Der Literaturwissenschaftler, bis gestern designierter Kultusminister Thüringens, war nicht gut beraten, als er 1998 bei der rechtskonservativen Zeitschrift JUNGE FREIHEIT anheuerte. Und er tat auch nicht gut daran, in dem äußerst rechten Blatt Etappe zu veröffentlichen. Er hätte etwas früher spüren müssen, daß in Organen wie diesen gezündelt wird und das nationale Ressentiment an der langen Leine geht. Das rechtfertigt aber nicht die perfide Kampagne, die gegen ihn in Gang gesetzt worden ist. Wieder einmal reichten minimale Informationen, um jemandem das offensichtlich nicht mehr löschbare Etikett "im Prinzip rechtsextrem" anzukleben. (...) Da zählt es dann nicht mehr, daß der Mann in der DDR verfolgt war, daß er zur Bürgerrechtsbewegung gehörte, daß er - wie viele ehemalige DDR-Bürger - Nation und Freiheit nicht als Gegensätze, sondern als Paar sieht und das gut begründen kann.

 

FAZ, 5. Mai

Was vor zehn Tagen als legitime Oppositionskritik an der Regierung Althaus begann, hat im Handumdrehen Züge einer Hexenjagd auf Krause angenommen. Was sollte er nicht alles sein: ein Holocaust-Verharmloser, ein verkappter Rechtsextremist, ein Demokratieverächter. Für nichts davon konnte auch nur ein einziger Beleg in seinen Äußerungen gefunden werden. Den Zentralrat der Juden hinderte das nicht daran, von Krause zu verlangen, sich "von seinen früheren Äußerungen zu distanzieren". Gegen eine Vorverurteilung, die sich nicht einmal der Mühe der Beweisführung unterzieht, ist Verteidigung unmöglich. (...) Besonders bitter, daß die Vorverurteilung einen ostdeutschen Politiker traf, der tatsächlich etwas für die Freiheit riskiert hat. Der bevorstehende 75. Jahrestag der Bücherverbrennungen in Deutschland wäre auch für den Zentralrat der Juden eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob er noch auf der Seite der Freiheit steht.

 

Süddeutsche, 5. Mai

Peter Krause, der designierte Kultusminister von Thüringen, ist ein merkwürdiger Geselle. Er kokettiert mit seiner Vergangenheit als Redakteur der JUNGEN FREIHEIT, dem Organ der ganz Rechten in Deutschland, und distanziert sich dann wieder holprig davon. Er ist stolz auf sein "Anderssein" und versteht darunter offenbar, am äußersten rechten Rand Freunde zu haben oder gehabt zu haben. (...) Das Amt eines Ministers ist kein Resozialisierungsposten. Es ist auch nicht die neue Form der Kavalierstour, auf der man sich die Hörner abstößt. Die CDU hat einen antisemitischen Schwadroneur namens Martin Hohmann ausgeschlossen. Zu solcher Eindeutigkeit paßt die Berufung eines Peter Krause zum Minister nicht. Sie paßt nicht zu Ministerpräsident Althaus, sie paßt nicht zur CDU-Vorsitzenden Merkel.

 

Thüringer Allgemeine, 6. Mai

Einen Begriff von politischer Kultur hat der Intellektuelle nicht - wenigstens keinen, der ihn für ein politisches Amt befähigt. Denn was er in allen seinen Erklärungen unberücksicht läßt, ist der Umstand, daß seine vor einem Jahrzehnt geschriebenen Beiträge nicht das eigentliche Problem sind. Kein Mensch von einigem Verstande hat behauptet, Krause sei ein Neonazi, ein Rechtsradikaler. Das Problem war der verunklarende, relativierende Umgang nicht nur mit diesen früheren Arbeiten, vor allem mit Blättern, Positionen und Personen, die sich alle in jener Grauzone bewegen, in der man es gerade noch schafft, nicht verboten oder verurteilt zu werden. Es reicht nicht für einen Politiker, Verbotenes zu vermeiden. Er benötigt ein Gefühl für das Gebotene.

 

Tagesspiegel, 6. Mai

Der Mann ist als Kultusminister absolut ungeeignet.

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