© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/08 02. Mai 2008

Lady Bitch Ray: Deutsche Männer sind alle Schluffis
Derbe Gossensprache
Victor Gaché

Ist Charlotte Roche nur eine schlechte Kopie von Lady Bitch Ray, der türkischen Oberschlampe aus Bremen? Zwischen beiden Rinnsteinhühnern herrscht Zickenkrieg. Die Migranten-Hanseatin schimpft laut Bild mächtig auf Roche, sie sei nur eine schlechte Kopie ihrer eigenen Wenigkeit. "Ihr Buch ist totaler Schund. Ich habe ein paar Seiten gelesen. Einfach nur eklig. Früher war sie anders. Ich habe sie mal bei Viva gesehen. Da war sie noch total spießig", wettert Şahin. Auf jeden Fall sind die Anschuldigungen Grund genug, sich das angebliche Original einmal genauer anzusehen. Denn in der Tat ist Lady Bitch Ray schon lange dort, wo Charlotte Roche seit der Veröffentlichung ihres Schmuddelromans "Feuchtgebiete" plötzlich auftaucht: im tiefsten Rattenloch der Ghettounkultur.

Zur Zeit ist Lady Bitch Ray in dem Film "Chiko" als Prostituierte zu sehen - eine Rolle, die ihr auf den Leib geschrieben ist. "Ich bringe den Pussystyle nach Deutschland. Frauen sollen zu ihrer Weiblichkeit stehen, zu ihrem Arsch, zu ihrem Stil", meint die selbstbewußte Bremerin.

Lady Bitch Ray, bürgerlich Reyhan Şahin, kommt aus der gleichen Ecke wie Roche, dem TV- und Musikgeschäft. Als Rapperin weiß sie noch besser, daß Provokation alles ist. Die Lieder der Bremer Türkin wurden schon 800.000 Mal aus dem Netz heruntergeladen, was sich gut mit der Hammerauflage von 500.000 Exemplaren von Roches "Feuchtgebieten" messen lassen kann.

In Şahins Fernsehshows - wie Roche früher hat sie eine eigene Sendung - hing schon mal ein Hitler-Plakat (wahlweise mit denen von anderen wie Helmut Kohl). Der Gröfaz ist auch in einem Video zu sehen. Interviews mit Gästen werden durch Stöhnen unterlegt. Außerdem hat sie zwei Kobolde, die auf dem Bettrand herumtanzen: Dr. Mengele und Professor Brinkmann. Was für ein Duo! Aber das alles war noch nicht genug Provokation.

Deswegen hat sie entschieden, sich selbst als Oberschlampe in Szene zu setzen. Und das hört sich dann so an: "In der türkischen Kultur ist es so, daß eine Frau, wenn sie frei lebt und viele Männer hat, dann ist sie eine Schlampe. Und ich nehm' diesen Begriff und kehr' das um. Für mich ist 'ne Bitch (engl. für Luder, Anm. d. Verf.) was Positives." Was wohl die türkischen Landsleute über diese Aussagen der selbsternannten Schlampe denken?

Für uns Deutsche klingen solche Sätze ja nicht gerade neu. Hört sich an wie eine alte Ausgabe der Emma. Auch Beschimpfungen sind wir ja gewohnt. Lady Bitch Ray läßt kein gutes Haar an deutschen Männern ("deutsche Männer sind alle Schluffis").

Eines aber überrascht Deutsche wie Migranten: Auch eine wie Reyhan Şahin kann in Deutschland studieren, nämlich Linguistik, Germanistik und Sexualpädagogik (wer hätte gedacht, daß es solch ein Studienfach gibt?) - genauer gesagt: Sie ist sogar schon Doktorandin.

Weniger überraschend ist allerdings die Information, daß es die Universität Bremen ist, an der es solche Nachwuchsakademiker und solche Fächer gibt. Und daß Şahin Hochbegabtenstipendiatin der Linkspartei-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung ist, macht das Bild komplett: Von links wird aus Steuermitteln die niedrigste Ghettounkultur gefördert, die an staatlichen Universitäten einen akademischen Anstrich verpaßt bekommt und dem staunenden Publikum dann als moderne "Populärkultur" vorgesetzt wird.

Wirklich bekannt wurde Lady Bitch Ray natürlich nicht durch ihre wissenschaftlichen Leistungen, sofern die sich überhaupt im meßbaren Bereich bewegen sollten, sondern durch mehrere Bild-Berichte und ihren Auftritt bei Maischberger. Dort tauschten sich die beiden Frauen lange in Şahins derber Gossensprache über Sexualität aus. Konsequenzen hatte es aber weder für sie noch für Maischberger. Şahin ist schließlich nicht Eva Herman. So eine wie sie setzt man nicht einfach vor die Tür.

Die sprachbegabte Lady Bitch Ray ist stimmlich durchaus talentiert, aber trotzdem eine Nullnummer. Ein weiblicher Bushido ist ziemlich uninteressant, weil eine Frau einen männlichen Rapstar nicht so kopieren kann, wie sie es tut. Sie wirkt billiger als ein Neckermann-Sakko. So weit gekommen ist Reyhan Şahin nur, weil sie gut provozieren kann und dabei Türkin ist. Das hat es in dieser Mischung noch nicht gegeben. Das nährt jedoch auch die Hoffnung, daß uns in Zukunft weitere Exemplare dieser Art erspart bleiben, weil auch dieser Drops jetzt gelutscht ist.

Foto: Reyhan Sahin posiert zur Premiere des Gangster-Films "Chiko": Zickenkrieg mit Charlotte Roche

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