© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/08 02. Mai 2008

Frisch gepresst

Gewaltkultur. Angesichts des brutalen Angriffs zweier ausländischer Jugendlicher auf einen Rentner in der Münchner U-Bahn Ende vergangenen Jahres hat sich nicht nur der Feuilleton-Chef der Zeit, Jens Jessen, die Frage nach dem Warum gestellt. Während er für Gewaltausbrüche junger Einwanderer ernsthaft die Gängelei durch deutsche Rentner verantwortlich macht, hat sich die niederländische Autorin Margalith Kleijwegt für ihr Buch "Schaut endlich hin. Wie Gewalt entsteht - Bericht aus der Welt junger Immigranten" (Herder Verlag, Freiburg 2008, 189 Seiten, broschiert, 16,95 Euro) auf eine Reise zu den Wurzeln des Problems begeben, dem fast alle westeuropäischen Gesellschaften hilflos gegenüberstehen. Ein Jahr lang hat Kleijwegt in dem Amsterdamer Einwandererviertel recherchiert, in dem auch der Mörder des islamkritischen Filmemachers Theo van Gogh aufgewachsen ist, und mit zahlreichen Jugendlichen und deren Familien gesprochen. Herausgekommen ist ein tiefer Einblick in das Innenleben der Parallelgesellschaften, der nicht nur Jens Jessen die Augen öffnen dürfte.

Elisabeth Schwarzkopf. Die ultimative Biographie der Sopranistin Elisabeth Schwarzkopf (1915-2006) hat Alan Jefferson für deutsche Leser 1996 bei Langen Müller vorgelegt, ein umfangreiches Werk, das heute nur noch antiquarisch zu erwerben ist. Für die Musikjournalistin Kirsten Liese war damit das Feld abgesteckt, als sie ihrerseits eine Publikation über Schwarzkopf in Angriff nahm, die Dietrich Fischer-Dieskau - Maria Callas dabei wohl aus dem Auge verlierend - als "die einzig wirkliche Gesangskünstlerin des vergangenen Jahrhunderts" preist. Man nimmt ihren mit einer zweisprachigen (deutsch-englisch) Einleitung versehenen Bildband, der ein "Kaleidoskop der Opernwelt der 1950er Jahre" sein will - und damit leider die schon höchst respektable Karriere bis 1945 im Schatten läßt - daher gern als illustrative Ergänzung der Jefferson-Biographie zur Hand (Elisabeth Schwarzkopf. Vom Blumenmädchen zur Marschallin. Molden Verlag, Wien 2007, gebunden, 168 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro).

Vierte Gewalt. Der Versuchung, mit der Verbreitung von Informationen auch Politik zu machen, sind Pressevertreter seit Anbeginn ausgesetzt. Der Wiener Helmut Müller, selbst Journalist, schildert dieses Dilemma von der Antike bis zum Online-Zeitalter und führt anschaulich und prägnant Beispiele von Kampagnenjournalismus an, der sich keinesfalls nur auf Boulevardblätter wie Sun oder Bild beschränkt, sondern sich ebenso bei "kritischen" Medien breitmacht (Die Vierte Gewalt. Medien und Journalismus kritisch betrachtet. Eckartschriften-Verlag, Wien 2008, broschiert, 112 Seiten, 7,80 Euro).

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen