© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/08 25. April 2008

Fallingbostel setzt Ludendorffer vor die Tür
Hausverbot: Stadtrat will künftig Veranstaltungen des "Bundes für Gotterkenntnis" verhindern / Vorwurf des Antisemitismus / Unterstützung von DGB und VVN
Peter Freitag

Die Stadt Fallingbostel in Nieder­sachsen will künftig Veranstaltungen des "Bundes für Gotterkenntnis (Ludendorff) e. V." in ihren Mauern verhindern.  Der Rat der Stadt hat einstimmig eine Resolution gegen weitere Treffen der "Ludendorffer" im Stadtgebiet angenommen. Begründung: Die Organisation vertrete eine "antipluralistische und rassistische, insbesondere antisemitische Weltanschauung".

Anlaß für diese Entscheidung der Kommunalpolitiker waren Auseinandersetzungen während einer Demonstration gegen die Ludendorffer, die an den Osterfeiertagen eine Tagung im Ortsteil Dorfmark abgehalten hatten. Die Organisation, die unter Berufung auf Lehren von Mathilde Ludendorff (1882-1966), der Frau von Generalfeldmarschall Erich Ludendorff, eine "deutsch-germanische" Religiosität propagiert, veranstaltet ihre jährlichen Ostertreffen seit dreißig Jahren in Dorfmark. Im Jahr 1961 war der "Bund für Gotterkenntnis" als verfassungsfeindliche Organisation verboten worden, unter anderem wegen des Vorwurfs des Antisemitismus. Aufgrund eines Verfahrensfehlers wurde das Verbot 1977 wieder aufgehoben.

In einem offenen Brief an die Ratsvertreter beklagen sich die Ludendorffer nun über eine unzutreffende Darstellung ihrer Glaubensinhalte sowie daüber, daß seit mehreren Jahren sogenannte "Antifa"-Demonstranten versuchten, unter den Bewohner des Ortes Stimmung gegen ihre Gemeinschaft zu machen und ihr so das Recht auf Versammlungsfreiheit zu bestreiten. In seinem Schreiben betont der Vorsitzende des "Bundes für Gotterkenntnis", Manfred Duda, der Verein sei weder rassistisch, noch stehe er dem Nationalsozialismus nahe. Weiter heißt es: "Es lag nie in unserer Absicht, die Dorfmarker zu unseren Ansichten zu bekehren, aus diesem Grunde haben wir es bisher vermieden, uns an die Bevölkerung direkt zu wenden. Toleranz in Glaubens- und Weltanschauungsfragen ist uns oberstes Gebot."

An der diesjährigen Demonstration gegen das Ludendorffer-Treffen nahmen auch ausländische Jugendliche teil, die ein "Internationales Jugendworkcamp" im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen besuchten. Daß sie daraufhin von - laut Medienberichten - einigen Bewohnern des Ortes rassistisch beleidigt und angepöbelt worden seien, nahm der Stadtrat zum Anlaß für seinen Aufruf an die Bürger, "gemeinsam deutlich Zivilcourage zu zeigen" und "extremistischen oder rassistischen Gruppierungen keine Tagungsräume und Unterkünfte zur Verfügung" zu stellen. In welcher Weise die Ludendorffer für die Auseinandersetzungen verantwortlich zu machen sind, geht aus der Resolution nicht hervor.

Initiiert werden die Proteste gegen die Ostertagung seit Jahren hauptsächlich von DGB-Funktionären und Mitgliedern der vom Verfassungsschutz als linksextrem eingestuften "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" (VVN/BdA). Bereits bei frühren Ostertagungen stellten sie mit Bedauern fest, daß ein Teil der Bewohner von Dorfmark den Ludendorffern gegenüber freundlich gesonnen sei, während der mit den Gegendemonstrationen einhergehende Medienrummel auf Ablehnung stoße. Um so zufriedener zeigten sich die "Antifaschisten" jetzt mit der Resolution des Rates. Einzig die darin enthaltene Formulierung, wonach die Kommune "Gewalt und extremistische Gesinnung - gleich ob von rechts oder von links" - ablehne, stößt beim DGB und seinen Mitstreitern auf wenig Gegenliebe. Aber dies sei wohl das Zugeständnis an die CDU gewesen, damit diese der Resolution zustimmen konnte, so die Mutmaßung in einem "Antifa-Blog".

Tatsächlich scheint dieser Zusatz im Sinne eines antitotalitären Konsenses nur ein Lippenbekenntnis zu sein. Denn während die "Ludendorffer" nach Meinung des Rats Falligbostel künftig meiden sollen, konnten Mitglieder des linksextremen VVN/BdA zu Beginn der Ratssitzung am Saaleingang demonstrieren und Flugblätter verteilen.

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