© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/08 25. April 2008

Klaus Jansen scheut weder politische Korrektheit, noch schont er die Politik
Anwalt der Bürger
Hans Christians

Wenn sich ein Funktionär selbst als "bunter Vogel" und "Quereinsteiger" bezeichnet, dann läßt dies auf einen humorvollen Charakter schließen. In der Tat wirkt Klaus Jansen, Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), auf den ersten Blick wie der gemütliche Nachbar von nebenan. Besonders sein auffälliger Bart läßt den 52jährigen Hamburger wie einen urigen Bayern aussehen. Doch geht es um die Politik und die Belange des Bürgers in puncto innere Sicherheit, verfinstert sich seine Frohnatur.

Im Vergleich zu anderen Polizeigewerkschaftschefs tritt Jansen eher als politischer Mahner in Erscheinung denn als Interessenvertreter in Tariffragen. Und er fällt durch seine Unbefangenheit auf, auch politisch unkorrekte Kritik zu üben. Jüngst machte er deutlich, wer wirklich für die prekäre Sicherheitslage der Bürger verantwortlich ist: Weil die Innenminister zunehmend Ermittler für den "Anti-Terror-Kampf" abzögen, könnten Alltagsdelikte kaum mehr verfolgt werden, so Jansen in einem Interview. Dabei sei der Bürger von der normalen Kriminalität doch weit mehr betroffen. Sein Fazit: Die Politik handelt "deutlich an den Bedürfnissen der Bürger vorbei!" Ja, man nimmt laut Jansen sogar "billigend in Kauf, daß Schwerverbrecher frei herumlaufen und weitere Menschen zu Opfern werden". Die Personalpolitik einiger Bundesländer grenze für ihn gar an Strafvereitelung. Und bereits in einem früheren Beitrag für diese Zeitung (JF 43/04) hatte Jansen gewarnt, Sicherheit werde zunehmend nur noch "suggeriert, statt produziert".

Nicht weniger schonte der BDK-Boß unlängst ein weiteres ideologisches Lieblingsprojekt der Politik. Hundert Tage nach der Ausweitung Schengens auf Polen und die Tschechei goß er ordentlich Wasser in den Jubiläumswein: Während "europaselige" Politiker (Jansen) wie der Schweriner CDU-Innenminister Lorenz Caffier (JF 17/08) versuchten, den Bürgern den wahren Sachverhalt zu verschleieren, sei die Kriminalität seit der Öffnung "signifikant, erheblich gestiegen". Die Daten lägen vor, reklamiert Jansen, doch "die beteiligten Landesinnenminster geben sie nicht heraus". Man versucht zu tricksen: "Das wird erst 2009 mit der Kriminalstatistik geschehen." Und zwar in der Hoffnung, "daß man sich an das erhöhte Kriminalitätsaufkommen gewöhnt haben wird - zu ändern ist dann eh nichts mehr". Und dabei habe die Politik die Folgen kommen sehen - aber nichts unternommen, sondern "geschlafen".

Und Jansen weiß, wovon er spricht. Der Kriminalhauptkommissar war lange selbst als verdeckter Ermittler beim Staatsschutz tätig und diente später beim BKA. Dort galt er als Terrorismusexperte. Seit 2003 führt er den 13.000 Mitglieder starken BDK - neben GdP und Deutscher Polizeigewerkschaft die dritte große Interessenvertretung der Polizei -, nicht nur zum Wohle der Beamten, sondern auch als Bürger-Anwalt in Personalunion. Die Rolle steht ihm gut.

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