© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/08 18. April 2008

Blick in die Medien
Krake frißt Flocke
Ronald Gläser

Der Bayerische Rundfunk hat eine Stunde lang live berichtet, als die kleine Eisbärin Flocke ihren ersten Tag im Freigehege des Nürnberger Tiergartens erlebte. Die ARD auch. Außerdem gibt es ein ARD-Flocke-Blog im Netz. Und wer weiß wie viele Radiosendungen. So als wäre das kleine Eisbärenbaby ein Nato-Gipfel oder ein Parteitag. Die Öffentlich-Rechtlichen traben mal wieder dem Zeitgeist hinterher. Besonders die ARD versucht sich am Publikumsinteresse zu orientieren, und alles, was ihr dabei einfällt, ist Unterhaltung auf Bild-Niveau. Der Unmut über die ARD im besonderen resultiert aus genau diesem Verhalten: Wie eine Krake expandiert sie immer weiter, breitet sich in Bereiche aus, die nachrichtentechnisch überhaupt nicht ihr Revier sein sollten. Natürlich gibt es eine riesige Nachfrage nach Flocke-Berichten. Aber sie fällt nicht unter die "Grundversorgung mit Information", die die Geschäftsgrundlage der öffentlich-rechtlichen Anstalten ist. So entstehen Megaflops à la "Bruce" oder wie die Kuppelsendung "Ich weiß, wer gut für dich ist": Beide wären im Privatfernsehen und damit gebührenfrei besser aufgehoben gewesen.

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