© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/08 18. April 2008

Spurensuche im Fels: Bilderstürmerei im Norden Pakistans
Buddha schon während der Dreharbeiten zerstört
Christian Dorn

Ohnmächtig schaute die Völkergemeinschaft im März 2001 nach Afghanistan, als die Taliban die beiden größten stehenden Buddha-Statuen der Welt durch Sprengladungen zerstörten. Auf einen Bildersturm ähnlicher Dimension im Norden Pakistans verweist nun die Erstausstrahlung eines Dokumentarfilms, der im Wettlauf mit der Zeit realisiert wurde. Trauriger Beweis dessen ist der Buddha im Fels von Jahanabad, der während der Dreharbeiten von Islamisten zerstört wurde. Dank der Reportage von Ulrike Becker und Sven Reich ist nun wenigstens sein Abbild erhalten. Die Filmemacher begleiten ein Wissenschaftlerteam aus Heidelberg, das an den Ufern des Indus die wohl größte Felsbildgalerie der Welt erforscht. Hier sind die ältesten der bis zu 60.000 Gravuren und Ritzungen etwa 6.000 Jahre alt. Krieger, Händler, Pilger und Missionare haben an dieser kürzesten Verbindung zwischen Innerasien und Indien ihre kulturellen Spuren hinterlassen. Gerade so, als wäre das Flußufer ein Gästebuch, hinterließen sie auf den Kieseln ihre Signaturen: Bilder kultureller und sozialer Traditionen, Symbole ihrer Religionen, szenische Darstellungen und Inschriften. Vor allem dokumentiert das Indus-Ufer den Siegeszug des Buddhismus.

Doch das kulturelle Erbe Pakistans ist bedroht, nicht nur durch religiöse Fanatiker, sondern auch durch den für diese Region geplanten gigantischen Stausee, der die Felsbildgalerie zu fast drei Vierteln überfluten wird. Es ist ein kultureller Totalverlust, der sehenden Auges in Kauf genommen wird. Ziel der Recherchen ist dabei Gandhara, das einstige buddhistische Königreich auf dem Boden des heutigen Pakistan. Sein Zentrum war das heutige Peschawar, wo sich die größte Sammlung von Gandhara-Kunstobjekten und gleichzeitig das Zentrum eines weltweit operierenden illegalen Kunsthandels befindet.

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