© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/08 18. April 2008

Meldungen

Mehr als Skurriles zu "Polens Westpommern"

GREIFSWALD. Nach kräftigen Vorstößen ins 19. und 20. Jahrhundert sind die Baltischen Studien, Pommersche Jahrbücher für Landesgeschichte mit ihrer soeben an die Mitglieder der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst ausgelieferten Ausgabe (93/2007) wieder in die Frühe Neuzeit zurückgekehrt. Der 330 Seiten starke Band (Verlag Ludwig, Kiel 2008, 20 Euro) findet einen Schwerpunkt in der Erinnerungskultur, die Oliver Auge schon bei den Herzögen von Pommern um 1500 aufspürt und die Norbert Buske an Bischof Otto von Bamberg aufzeigt, der zum "Leitbild der pommerschen Geschichte" geworden sei. Einen ästhetischen Genuß vermittelt der schön illustrierte "Bildbeitrag" Gottfried Loecks über Stolper Stadtansichten im Wandel der Zeiten. Hervorzuheben ist der weit gefächerte Rezensionsteil, der auch kritisch kommentiert, was aus Polen zur Geschichte Pommerns beigesteuert wird. Daß dies immer noch partiell mit chauvinistischer Geschichtsklitterung identisch ist, belegt demnach ein Stettiner Ausstellungskatalog zur "polnischen Staatlichkeit in Westpommern" oder ein Buch über Herrenhäuser vornehmlich Hinterpommerns. Das sind mehr als nur "skurrile" Publikationen, die suggerieren, es habe vor 1945 dort ein polnisches Gemeinwesen gegeben, zu dessen "Stabilisierung" die Deutschen "ausgesiedelt" werden mußten. Unter solchen Auspizien dürfen sich Liebhaber des schwarzen Humors auf das von Außenminister Steinmeier beim Warschauer Amtskollegen Anfang April angeregte "Deutsch-Polnische Geschichtsbuch" jetzt schon freuen.

 

TV-Historiker: Vorwürfe an von Choltitz haltlos

MÖNSHEIM. Den deutschen General Dietrich von Choltitz, der 1944 durch Mißachtung mehrerer Befehle Hitlers, die französische Hauptstadt bis zum letzten Mann zu verteidigen bzw. als zerstörte Stadt zurückzulassen, zum "Retter von Paris" wurde, bezichtigten die Historiker Sönke Neitzel und Guido Knopp seit 2005 mehrfach in Publikationen sowie der ZDF-Reihe "Der Zweite Weltkrieg - Eine Bilanz" als Liquidator von Juden. Nun antwortete das Bundesministerium der Verteidigung auf eine Anfrage des Sohnes Timo von Choltitz. Danach haben Recherchen des Ministeriums beim Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) in Potsdam und Ludwigsburg keinerlei Erkenntnisse über Verstrickungen von Choltitz in die Ermordung von Juden während des Zweiten Weltkriegs entdecken können. Die Thesen Neitzels und Knopps erscheinen danach als haltlos widerlegt.

 

Erste Sätze

Daß euch derrr Kuckuck hol'! Peter Rosegger:

Erdsegen. Vertrauliche Sonntagsbriefe eines Bauernknechtes, Wien, 1900

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen