© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/08 11. April 2008

Leserbriefe

Zu: "Den Bürger ans Messer liefern", Interview mit Dr. Michael Beck, JF 14/08

Kredithandel wie auf dem Jahrmarkt

Es ist ein Skandal, wie mit den Krediten von Mittelständlern gehandelt wird - wie auf dem Jahrmarkt -, und daß diese Regelung auch noch gesetzlich geschützt ist. Dabei kann man wohl die Meinung von Hans-Peter Schwintowski teilen, der zufolge die Bundestagsabgeordneten in der Mehrheit sich mit diesem Problem, wie natürlich auch mit anderen, überhaupt nicht beschäftigt haben. Wie üblich kümmert sich ein kleiner Kreis um wirtschaftliche Gesetzesvorhabsen, dem dann die Mehrheit vertraut und zustimmt.

Wenn dann nachgebessert werden soll, dauert es jahrelang und nicht nur in einem solchen Fall! Es wird höchste Zeit, daß das Gesetz so geändert wird, daß der Kreditnehmer bei einem Verkauf zustimmen muß, und wenn er dies nicht tut, hat der Kreditgeber seinen Verpflichtungen nachzukommen. Jeder Abgeordnete müßte erkennen, daß der Verkauf oder die Weitergabe von Krediten, wenn denn die Konditionen geändert werden, den Kreditnehmer in den Ruin führen können, wie es Herrn Beck passiert ist.

Hans Georg Kraus, Hagen

 

 

Zu: "Zäher Stellungskampf" von Thorsten Hinz, JF 14/08

Meilenstein der Verfälschung

Es ist eine Schande, was als "Sichtbares Zeichen" nach dem jahrelangen Gezerre um ein Zentrum gegen Vertreibungen herauskam - aber nicht verwunderlich, wo doch im Vorfeld des Zustandekommens unübersehbar das Defizit mangelnder Souveränität und nationaler Würde sichtbar wurde. Ein einmaliges Völkerrechtsverbrechen darf nun mit Einschränkungen thematisiert werden, was heißt: Wir müssen weiterhin ein Tätervolk bleiben und können daher keine Opfervolk sein. Thierse und Co. haben damit einen weiteren Meilenstein in der Verfälschung der eigenen Geschichte gesetzt.

Konrad Zimmer, Königsberg i. Ufr.

 

Auch Thierse ist ein Täter

Die Bezeichnung "Sichtbares Zeichen" für die geplante Gedenkstätte ist so lächerlich, daß sie das seriöse und berechtigte Anliegen der Deutschen, sich ihrer Millionen Opfer zu erinnern, mehr als in Frage stellt. Frau Steinbach ist es zu verdanken, daß sie durch alle politischen Fallen einen gekonnten Slalom gefahren ist, um nun diesen, wenn auch nicht voll befriedigenden Erfolg vorweisen zu können.

In einer äußerst unappetitlichen Art und Weise jedoch hat sich Thierse geäußert. Er stellt sich als ein Ignorant dar, was die Geschichte seines Volkes seit etwa 1800 angeht. Nur ein historisch total Verblendeter kann wie er über sein eigenes Volk dermaßen richten. Nach seiner Auffassung müßte auch er selbst ein Täter sein, der allerdings - statt den Rechtsinstanzen zugeführt worden zu sein - in seinem Land Bundestagspräsident hatte werden können.

Herbert Gassen, Bruchköbel

 

 

Zu: "Alles andere als eindeutig" von Peter Freitag, JF 14/08

Transatlantisches Konzept

Wahrlich, Frau Steinbach gebühren Respekt und hohe Anerkennung für eine Dokumentation des Vertreibungsgeschehens - wie viele Schmähungen, Kränkungen, Beleidigungen, wieviel Haß und Häme, wieviel Bosheit und Tücke hat sie standhalten müssen, um die Darstellung dieses so leidvollen Teils deutscher Geschichte anzumahnen, zuerst für die Millionen direkt Betroffener, aber auch für dieses verkleinerte restliche Deutschland insgesamt. Denn die von den "Befreiern" vertriebenen Ost-, Sudeten- und Auslandsdeutschen wurden nicht als Privatpersonen, sondern als Deutsche entwurzelt, durch Wegnahme von Eigentum, millionenfach des Lebens und von jahrhundertealter deutscher Heimat. Es war dieser Teil deutscher Geschichte, der im ZgV dargestellt werden sollte.

Nun aber haben sich neben den aufgeregten Vertreibern auch nichtvertriebene Deutsche, makellos umerzogen nach sozialistischem oder transatlantischem Konzept, jahrelang um die Verhinderung ungeschminkter Geschichtsdokumentation bemüht - da der Zeitgeist mit ihnen ist, mit Erfolg.

Stephanie Heidelmeyer, AlZenau

 

Nicht ohne Bevormundung

Erstaunlich, was für ein Unsinn geredet und geschrieben wird. Ein "Dokumentationszentrum gegen Flucht (!) und Vertreibung" braucht es nicht, sondern einen Ort, an dem ein Volk ohne Bevormundung durch die Täter Millionen seiner Toten und Vertriebenen gedenken kann, gleichgültig, was als Gründe für deren Tod und Vertreibung konstruiert wird. Und was ist eigentlich an Flucht verwerflich? Den damals Verantwortlichen wirft man vor, daß sie den Leuten zu spät die Flucht ermöglicht haben; jetzt wird offenbar den Flüchtigen übelgenommen, daß sie sich nicht den von Ilja Ehrenburg aufgehetzten Mordbrennern der Roten Armee zur Verfügung gehalten haben. Deren viehisches Auftreten hat doch Flucht ausgelöst - oder hat man je von Flüchtlingstrecks vor den anrückenden westlichen Alliierten gehört?

Nebenbei: "Nazi-Deutschland" hat nie "den Zweiten Weltkrieg entfesselt", sondern auf polnische Provokationen reagiert - ein begrenzter mitteleuropäischer Konflikt, zu dessen Vermeidung und großzügigen Bereinigung es jederzeit bereit war, woran die Westmächte aber kein Interesse hatten. Und damals wie heute hat ein Krieg nicht böse Folgen für den, der ihn "entfesselt", sondern nur für den, der ihn verliert.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Runder Tisch gegen Messerstecher und Schläger" von Clemens Taeschner, JF 14/08

Anmutung eines Aprilscherzes

Es mutet wie ein Aprilscherz an, wenn Ministerin Brigitte Zypries in der ARD-Sendung "Hart, aber fair" vorschlägt, bei Gewaltanwendungen in der Berliner U-Bahn den Wagen zu wechseln. Die Ministerin hat dies nicht nötig, da ihr ein Dienstwagen zur Verfügung steht. Aber was ist von einer Sozialdemokratin anderes zu erwarten? Auffallend ist, daß fast ausschließlich Ausländer die Täter sind!

Karl-Heinz Grieger, Bielefeld

 

 

Zu: "Grabpflege und Gesinnungsprüfung" von Hans-Joachim von Leesen, JF 14/08

Wandel durch Abhängigkeit

Seit mehr als fünfzig Jahren begleite ich den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) als Spender und Teilnehmer an den Feierlichkeiten zum Volkstrauertag. Es ist schon sehr erstaunlich, welchen Wandel diese verdienstvolle Organisation in ihrem offiziell verkündeten Selbstverständnis aus Gründen finanzieller Abhängigkeit durchgemacht hat.

Ich kann mich nicht erinnern, daß in der Vergangenheit jemals eine Anerkennung der Alleinschuld Deutschlands am Krieg zur Vorbedingung für eine Mitgliedschaft gemacht worden wäre. Unter Reinhard Führer betreibt der Volksbund eine aktive Geschichtspolitik und öffnet sich für weitere umfassende Opfergruppen auch aus dem gesellschaftlichen Randbereich. Dennoch ist die staatliche Förderung ebenso wie die private in den letzten Jahren immer geringer geworden und beträgt jetzt 4,2 Millionen Euro. Die diplomatische Unterstützung muß zumindest im Fall Tschechiens als gering angesehen werden, wenn man bedenkt, daß nun schon seit mehreren Jahren die Gebeine ermordeter sudetendeutscher Vertriebener und Wehrmachtsangehöriger in Aussig unbestattet in Pappkartons lagern. Bei der Einweihung neuer Friedhöfe glänzen die sogenannte politische Prominenz und das diplomatische Corps nicht gerade durch Anwesenheit. Übrigens: Rheinland-Pfalz gibt für die Pflege jüdischer Friedhöfe 550.000 Euro aus, aber für die Opfer in den Rheinwiesen gibt es keine würdige Gedenkstätte.

Kurt E. Goldmann, Altenglan

 

 

Zu: "Gedächtnislücken eines Historikers" von Udo Madaus, JF 14/08

Die Unwahrheit gesagt

Der Autor stellt am Ende die Frage, ob Kohl in seinen "Erinnerungen" die Wahrheit ausspricht. Ich möchte sie gleich vorab verneinen: Er hat gelogen. Als sich 1989/90 die Chance zur Wiedervereinigung bot, da die DDR - trotz unserer Subventionen - insolvent  war und selbst Gorbatschow die DDR nicht mehr halten wollte, sah der überhebliche Helmut Kohl seine Chance, als "Kanzler der Einheit" in die Geschichte einzugehen. Deshalb betrieb er die Einheit um jeden Preis, versprach, was nicht gehalten werden konnte. Dabei wurde die Verlautbarung aller Bundestagsfraktionen vom 13. Juni 1950 verdrängt, der zufolge das Gebiet östlich von Oder und Neiße gemäß dem Potsdamer Abkommen den Polen nur zur einstweiligen Verwaltung übergeben wurde. Man überließ den DDR-Unterhändlern die "Strategie" und sicherte sich die Stimmen der DDR-Bürger bei der anstehenden Wahl, indem bei der Vereinigung die Enteignungen der "Junker und Kriegsverbrecher" von 1945/49 Fortbestand haben sollten, was bisher in Bonn stets abgelehnt worden war.

Als "Dank" für die Ausplünderung Mitteldeutschlands besorgte er Moskau noch einen Fünf-Milliardenkredit und versprach nach Abzug der Roten Armee die Entsorgung ihrer Hinterlassenschaften.

Martin Brückner, BiElefeld

 

 

Zu: "Putzfimmel von Saubermännern" von Dieter Stein, JF 13/08

Kein humanistischer Verstand

Bei den bundesweiten Tilgungsaktionen historischer Schul- und Straßennamen muß der menschliche Verstand und jegliche logische Argumentation ausgeschaltet werden. Allein in Bielefeld kam es in den letzten Wochen zu mehreren Umbenennungsdiskussionen: Carl Diehm, Carl Peters und Agnes Miegel sollten verschwinden! Die Anti-Miegel-Kampagnen, die u.a. noch in Düsseldorf, Wilhelmshaven und Bad-Nenndorf durch "Antifas" angezettelt und von manch etabliertem Politiker aufgenommen wurden, bringen die tatsächliche Absicht ans Licht: "Mügel tilgen - Den deutschen Opfermythos brechen!" Der humanistische Verstand ist deshalb auszuschalten, weil sonst den denkenden Menschen die innere Verzweiflung droht, wenn sie sich fragen: "Wo wird das enden?"

Wenn die Geschwister Scholl und Stauffenberg ebenfalls dem Zeitgeist zum Opfer gefallen sein werden, weil es zur NS-Zeit grundsätzlich keine guten Deutschen gegeben haben darf, dann sind Antifas und Antideutsche am Ziel ihres langen Weges, der ihnen auch von verantwortungslosen, opportunistischen Politikern gepflastert wurde.

Hans Meier, Berlin

 

Große Hellseherzahl erst 1945

Diesem begrüßenswerten Beitrag muß in einem Punkt deutlich widersprochen werden, und zwar dem Satz: "Hindenburg spielte als letzter Reichstagspräsident keine rühmliche Rolle (...). Sein Name bleibt verbunden mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler." Nachdem der Reichstag am 27. März 1930 den Reichskanzler Hermann Müller stürzte, war keine parlamentarische Mehrheit mehr zusammenzubringen. Ab 1932 hatten NSDAP und KPD zusammen die Mehrheit der Reichstagssitze. In Anbetracht dieser Situation und in Anbetracht der entsetzlichen Not des Volkes gab es dann nur noch drei Optionen.

Entweder übernehmen die Kommunisten, gestützt auf massive personelle, materielle und finanzielle "Hilfe" der Sowjetunion die Herrschaft in Deutschland, gegebenenfalls in Form einer "Volksfront", wie sie sich damals schon in Spanien und Frankreich anbahnte. Oder man folgt den Vorschlägen des Reichskanzlers von Papen, nämlich den Reichstag für ein paar Monate zu beurlauben, eine neue Reichsverfassung auszuarbeiten, die radikalen Parteien aufzulösen und die neue Verfassung einer Nationalversammlung vorzulegen. Oder aber man kehrt zu den parlamentarischen Spielregeln zurück und beauftragt den Führer der stärksten Partei, also Hitler, mit der Bildung einer neuen Regierung.

Da zur Bildung einer über den Parteien stehenden Regierung des nationalen Notstands keine Bereitschaft bestand, bleibt die Frage: Was bitte hätte Hindenburg unter diesen Umständen denn anderes tun können? Ein Hellseher und Prophet war damals so gut wie niemand. Solche tauchten in großer Zahl erst 1945 auf.

Friedrich Carl Albrecht, Burgdorf-Ehlershausen

 

Telegramm an Hindenburg

Ja, auch Hindenburg gehört zu unserer Geschichte, und jegliches Wegstreichen trennt unser Volk von seiner Vergangenheit. Wer sind die im Hintergrund Wirkenden, die den geschichtlichen Lebensfaden unseres Volkes abschneiden wollen?

Gleichwohl gilt es an General Ludendorff zu erinnern. Denn Deutschland wäre ein anderes Schicksal beschieden gewesen, wenn Ludendorff, der die Schlacht von Tannenberg geschlagen hatte, anstelle von Hindenburg hätte agieren können. Ludendorffs Telegramm an Hindenburg nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ist bekannt: "Sie haben durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler einem der größten Demagogen aller Zeiten unser heiliges deutsches Vaterland ausgeliefert. Ich prophezeie Ihnen feierlich, daß dieser unselige Mann unser Reich in den Abgrund stoßen, unsere Nation in unfaßliches Elend bringen wird, und kommende Geschlechter werden Sie verfluchen in Ihrem Grab, daß Sie das getan haben."

Wir sind nun die Zeitgenossen dieser vorhergesehenen Verfluchung.

Winfried & Froda Pohlmann, Hachenburg

 

 

Zu: "Man kann ja nichts gegen den Zeitgeist tun" von Christian Dorn, JF 13/08

Nummern anstelle von Namen

Wäre es nicht eine Überlegung wert, die Schulen in Zukunft nicht mehr mit Namen, sondern mit Nummern zu versehen? Dann würde zumindest Heinz Berggruen erspart bleiben, was mit Generaloberst Erich Hoepner gerade geschieht. Im Augenblick stimmt die Vita von Berggruen vollständig mit dem Zeitgeist überein - aber wer kann schon sagen, wie lange?

Daß es der Bundeswehr nicht mehr erlaubt ist, Traditionen zu pflegen, ist bekannt und schlimm genug. Daß jetzt aber auch die Männer des Widerstandes vergessen werden sollen, ist unglaublich. In seiner Rede anläßlich der Namensgebung des Erich-Hoepner-Gymnasiums sagte der damalige Berliner Innensenator Lipschitz: "Daß wir nicht für alle Zeiten uns zu schämen brauchen, daß wir bekunden dürfen, daß in Deutschlands dunkelster Epoche die Lichter des Menschentums nicht ausgegangen sind, dafür sollen sie alle Dank haben und unserer Ehre für alle Zeiten gewiß sein, sie, von denen einer Erich Hoepner war. Und unser Dank mündet aus in dem Gelöbnis, ihr Vermächtnis nicht als ein totes Heiligtum gelegentlich mit frischen Blumen zu schmücken, sondern als lebendige, stets uns bedrängende Mahnung und Verpflichtung in unseren Herzen zu tragen."

Christel Klaus-Günner,  Dortmund

 

 

Zu: "Frisch gepreßt" - Eugen Dühring, JF 13/08

Freiheitlicher Sozialismus

Ich halte es für problematisch, Dühring als "nationalen Sozialisten" zu bezeichnen, hat er doch selbst die Position des SPD-Gründers Lassalle als "eine Art Nationalsozialismus" angesehen, die "auf die Dauer für allen echten Socialismus unhaltbar" sei. Vielmehr bestand Dühring darauf, daß der Sozialismus ein würdiger Nachfolger des Liberalismus sein müsse. Er ist deshalb besonders für Gewerkschaften und Streikrecht eingetreten und daher als Vorläufer des "freiheitlichen Sozialismus" anzusehen. Allerdings war Dühring ein radikaler Antisemit und befürchtete, daß "jüdische Theorien" den Sozialismus zu einem Staatsdespotismus verfälschen würden.

Josef Schüßlburner, Bonn

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