© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/08 11. April 2008

UMWELT
Den 68ern war die Natur völlig egal
Volker Kempf

Die Bilder, die von der 68er-Bewegung anläßlich ihres 40. Geburtstages gezeigt werden, sprechen eine deutliche Sprache: Verherrlichung kommunistischer Führer -  nicht jedoch von Ökologen wie Konrad Lorenz oder Rachel Carson. Wer Natur und Umwelt schützen wollte, stand unter "Blut  und Boden"-Faschismus-Verdacht - oder wurde ignoriert, wo dies zu dumm wirkte. Die Schonung von natürlichen Ressourcen, das war noch kein die Massen bewegendes Thema. Tierschutz? Die Massentierhaltung kam gerade aus den USA über Großbritannien nach Deutschland, was Robert Jungk früh kritisierte, aber die 68er kalt ließ. Joseph Fischer etwa war damals auch dabei. Aber "grüne" Themen? Damit hatte der spätere Außenminister seine Schwierigkeiten. Fischer wurde auch kein Mitbegründer der Grünen, das war nicht sein Anliegen.

Erst als es Anfang der 1980er Jahre politische Ämter zu verteilen gab, stieg Fischer auf das Trittbrett und arbeitete sich rasch zur Spitze vor. Die etablierten Parteien hatten den aufkommenden Umweltprotest vernachlässigt. Das war die Gunst der Stunde für die parteipolitisch gescheiterte 68er-Bewegung. Die 68er waren nicht "grün", und wo ihre Ausläufer es sein wollen, sind sie widersprüchlich. In diese Wunde stieß beispielsweise Oswald Metzger, als er die Finanzpolitik der Grünen als nicht zukunftsfähig erkannte und damit seinen Parteifreunden lästig wurde. Denn die Grünen sind im Kern rot geblieben. Wer das nicht glauben will, braucht nur die Analysen zu betrachten, wonach die Grünen bei den vergangenen Wahlen überproportional viele Stimmen an die neue Linkspartei abgaben und den Postkommunisten damit in die Parlamente verhalfen. Es wächst zusammen, was zusammengehört.

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