© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/08 04. April 2008

Kampf dem Teufel
Kirchlicher Exorzismus
Georg Alois Oblinger

Seitdem der Theologe Herbert Haag 1969 sein Buch "Abschied vom Teufel" veröffentlicht hat, ist die Rede vom Teufel sowohl in der liberalen Theologie als auch in der kirchlichen Verkündigung fast gänzlich verschwunden. Die Tatsache, daß Jesus oftmals vor dem Teufel gewarnt und seinen Jüngern die Vollmacht gegeben hat, Dämonen auszutreiben, wird gerne uminterpretiert. Damals seien Krankheiten wie Psychose, Schizophrenie und Epilepsie eben noch nicht bekannt gewesen.

Dennoch hat der Vatikan 1999 einen neuen Ritus für den Exorzismus vorgelegt, der jenen aus dem Jahr 1614 ablöst. Es ist symptomatisch, daß das neue Ritenbuch in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, allerdings nicht ins Deutsche. Hier tut man sich sehr schwer seit dem Fall Klingenberg in den Jahren 1975/76, als die Studentin Anneliese Michel an den Folgen eines Exorzismus verstarb. Die deutschen Bischöfe haben mehrfach die Abschaffung des Exorzismus gefordert. So gibt es auch in Deutschland keinen für Exorzismen beauftragten Priester, wohingegen in Italien jeder Bischof für seine Diözese mindestens einen Exorzisten beauftragt hat.

Seit dem Hollywood-Film "Der Exorzist" (1973) sind in der Bevölkerung zu diesem Thema zahlreiche Klischees verbreitet; doch die kirchliche Praxis und die ihr zugrunde liegende Lehre sind nur wenig bekannt. Dem begegnet nun die Theologin Alexandra von Teuffenbach, die 2002 an der päpstlichen Universität Gregoriana promovierte. Als einzige Frau hat sie in Rom an einem Kurs für Exorzisten teilgenommen.

In ihrem schmalen Buch bietet sie eine kleine Einführung zu diesem Thema. Zunächst klärt sie die Frage nach dem Ursprung des Bösen auf dem Hintergrund der Bibel und der Lehre der Kirche. Dann wendet sie sich den Worten Jesu zu, der seinen Jüngern neben der Krankenheilung explizit auch die Teufelsaustreibung aufträgt. Die Autorin versucht eine Abgrenzung zwischen psychischen Krankheiten und der Besessenheit. Sie betont, daß der Priester nie den Psychologen ersetzen kann. Wenn aber heute oftmals das Umgekehrte geschieht, sei dies ebenso fatal. Eine Antwort auf die Frage, warum es so viele leidende Menschen gibt, lautet für die Autorin: Sie werden falsch behandelt - nämlich nur medizinisch, nicht aber religiös. Schon Jesus hat auf die Frage seiner Jünger, warum sie einen Dämon nicht austreiben konnten, geantwortet: "Weil euer Glaube so klein ist" (Mt 17,20). 

Alexandra von Teuffenbach: Der Exorzismus, Befreiung vom Bösen. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2007, broschiert, 120 Seiten, 9,90 Euro

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