© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/08 04. April 2008

Frisch gepresst

Schmitt und Feuchtwanger. Lion Feuchtwanger war neben Thomas Mann und Stefan Zweig der erfolgreichste deutsche Schriftsteller in der Emigration. Wenn auch dieser Weltruhm verblaßt ist, denkt man beim Namen Feuchtwanger ausschließlich an ihn und nicht an seinen Bruder Ludwig (1885-1947). Daran hat auch die Edition von dessen "Gesammelten Aufsätze zur jüdischen Geschichte" (2003) nichts ändern können. Denn die Biographie dieses tief im bayerischen Judentum verwurzelten, 1908 beim "Kathedersozialisten" Gustav Schmoller promovierten Historikers war die eines "Schattenmannes". Als Leiter des Münchener Verlages Duncker&Humblot (1914-1933) betreute er zwar viele Großkopferte, von Werner Sombart bis Georg Simmel, blieb selbst aber im Hintergrund, publizierte meistens in der randständigen Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung. Zu Feuchtwangers Klientel zählte auch der Staatsrechtler Carl Schmitt, und zwischen Verleger und Autor entspann sich ein reger, von 1918 bis 1935 reichender Briefwechsel, den Rolf Rieß herausgegeben hat (Duncker&Humblot, Berlin 2007, 447 Seiten, 48 Euro). Das Gros der Korrespondenz machen professionelle Erörterungen über Drucktypen, Auflagenhöhe und Absatz aus. Die "Zeitereignisse" fanden, wie Rieß beklagt, darin kaum einen Niederschlag. Politisches und Weltanschauliches ist nur in "Anspielungen" präsent. Ergiebiger sind Schmitts Auslassungen über sein akademisches Milieu, Seitenhiebe auf die "lieben" Kollegen eingeschlossen. Trotz des überflüssigen Kleinkram bietet diese Korrespondenz somit eine kurzweilige Lektüre. Richtig unangenehm dagegen fallen die stereotypen Anmerkungen des Herausgebers auf, die den Briefwechsel eher ver- als erschließen.

 

Krieg der Zukunft. Sind die Kriege der Zukunft tatsächlich vom "Kampf der Kulturen" bestimmt? Ist wirklich Asymmetrie ihr strategisches Stichwort? Oder sehen Ursache und Verlauf kommender Auseinandersetzungen ganz anders aus? Werden vielleicht Öko-Kriege, allen voran Klimakriege die Zukunft prägen? Gleich zwei aktuelle Neuerscheinungen sagen das vorher. Der Essener Hochschullehrer Harald Welzer ("Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird", S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2008, gebunden, 300 Seiten, 19,90 Euro) und der Bochumer Unternehmer Jürgen Hüholdt ("Der Klimakrieg. Folgen eines kaum verstandenen Teufelskreises", Weltthemen Verlag, Berlin 2008, broschiert, 320 Seiten, 18 Euro) haben mit nur wenigen Wochen Abstand ihre Prognosen zum Thema vorgelegt. Zwar sind beide keine Fachleute auf dem Gebiet, aber was sie zusammengetragen haben, ist der Beachtung wert, zumal sie aufzeigen, daß die Klimakriegführung bereits begonnen hat.

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