© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/08 04. April 2008

Meldungen

Stasi-Vorwürfe: Knabe fordert Konsequenzen

BERLIN. Der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, hat personelle Konsequenzen aus der Enttarnung des leitenden Redakteurs und  Ressortleiters der Berliner Zeitung, Thomas Leinkauf, gefordert. Knabe erklärte, es könne nicht sein, daß ehemalige Stasi-Leute Stimmung machen gegen die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit. So sei auf den von Leinkauf verantworteten Seiten immer wieder zu Stasi-Themen Stellung genommen worden. Tatsächlich war erst am 12. Januar dieses Jahres im Magazin der Berliner Zeitung ein zweiseitiger Artikel erschienen, in dem Knabe und die Arbeit der Gedenkstätte Hohenschönhausen massiv angegriffen wurden und gegen den Knabe eine umfangreiche Gegendarstellung erwirkte. Auslöser der jetzigen Kontroverse war ein Bericht der Welt, wonach Leinkauf als Student von 1975 bis 1977 unter dem Decknamen "Gregor" als Inoffizieller Mitarbeiter  für die DDR-Staatssicherheit gearbeitet habe. Leinkauf bestätigte dem Blatt nach eigenen Angaben, kurze Zeit für den Geheimdienst tätig gewesen zu sein, dies aber nicht öffentlich gemacht zu haben. Laut den Dokumenten aus der Birthler-Behörde sollte Leinkauf sowohl Ost- als auch Westdeutsche als Agenten werben. Zudem habe er mehrfach Bekannte angeschwärzt. Die Berliner Zeitung will nun eigenen Angaben zufolge die Stasi-Vorwürfe gegen Thomas Leinkauf prüfen. Die Chefredaktion werde dessen jetzt aufgetauchte Akte sichten und bewerten, schrieb das Blatt.

 

Kontroverse um Dichter-Grabstätte

BERLIN. Der in Berlin lebende Schriftsteller und Dramatiker Rolf Hochhuth (77) will verhindern, daß das Grab des Dichters Wilhelm von Scholz (1874-1969) in Konstanz eingeebnet wird. Wie der Spiegel berichtet, hatte der Konstanzer Gemeinderat die Aufgabe der Ruhestätte auf dem Allmannsdorfer Friedhof beschlossen, nachdem sich keine Angehörigen meldeten, die die Grabpflege finanzieren. Hauptsächlich geht es bei dem Streit aber um Scholz' Verhältnis zum Nationalsozialismus. So soll er die Machtübertragung an Hitler 1933 "vorbehaltlos begrüßt" und noch 1944 ein affirmatives Hitler-Gedicht verfaßt haben. Rolf Hochhuth indes hat nicht nur angeboten, die Kosten für die Grabpflege aus Mitteln seiner Ilse-Holzapfel-Stiftung zu übernehmen. Der Enkelgeneration warf er laut Spiegel auch "Selbstgerechtigkeit gegenüber dem politischen Verhalten ihrer Vorfahren" vor. Der gebürtige Berliner Wilhelm von Scholz war mit seiner Familie Ende des 19. Jahrhunderts nach Konstanz gekommen. In dem Familiengrab ist auch sein Vater Adolf von Scholz beerdigt, Finanzminister unter Bismarck.

 

Literaturpreis für Ulrich Peltzer

BERLIN. Der Schriftsteller Ulrich Peltzer wird mit dem Berliner Literaturpreis 2008 ausgezeichnet. Der Preis der Stiftung Preußische Seehandlung ist mit 30.000 Euro dotiert und mit der Berufung auf die Heiner-Müller-Professur für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin zum Sommersemester verbunden. Der 1956 geborene Peltzer habe sich mit einem schmalen Werk großes Ansehen erschrieben, betonte die Jury. Zuletzt erschien sein Berlin-Roman "Teil der Lösung". Darin fragt Peltzer, so die Preisjury, nach der Beschaffenheit des öffentlichen Raums und nach den Möglichkeiten politischen Protests gegen den sich total vernetzenden Überwachungsstaat und erkundet Spielarten individual-anarchischen Widerstands gegen die Machtlosigkeit des Individuums.

 

Sprach-Pranger

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Werbespruch der in Pfaffenhofen ansässigen Firma Mawa GmbH, die Kleiderbügel aus Metall herstellt.

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