© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/08 28. März 2008

"WiderlicheEpisode"
David Irving feierte siebzigsten Geburtstag
Ro nald Gläser

Als David Irving nach dreizehnmonatiger unfreiwilliger Abwesenheit von seiner englischen Heimat in London-Heathrow in ein Taxi steigt, erkennt ihn der Fahrer und will ihn über die 400 Tage Einzelhaft ausfragen, die der Historiker in Wien absitzen mußte. Irvings spontaner Gedanke: "Ich wollte beginnen, ihm von Rudolf Heß, dem Spandauer Gefängnis und siebenundvierzig Jahren zu erzählen, entschloß mich aber dann, es zu lassen." So ist David Irving, der am 24. März dieses Jahres seinen siebzigsten Geburtstag feiern konnte. Immerzu vergleicht er sich mit NS-Größen.

Natürlich verstehen deutsche PC-Blockwarte diesen britischen Humor nicht - weil sie ihn nicht verstehen wollen und weil David Irving in ihren Augen ein Schwerverbrecher ist. Einer, der am besten lebenslänglich hinter Gittern verschwunden wäre, denn der ehedem allseits anerkannte Hitler-Biograph und Experte für das Dritte Reich gilt längst nur noch als notorischer Holocaust-Leugner.

Wegen einer sechzehn Jahre alten Rede wurde der Geschichtsrevisionist 2005 auf dem Weg zu einem Vortrag bei einer Burschenschaft in Wien verhaftet und Anfang 2006 zu drei Jahren Haft verurteilt. Diese "widerliche Episode" ging erst zu Ende, als Irving seinen Anwalt wechselte und in Berufung ging. Zehn Monate später verkürzte ein Gericht seine Haftdauer, so daß er entlassen und abgeschoben werden konnte.

Seine Hafterfahrung hat Irving kürzlich in einem flott zu lesenden Büchlein aufgearbeitet. Schwarze auf dem Gefängnishof, Zigeuner beim Gefangenentransfer, der skandalöse Zustand im österreichischen Strafvollzug - Irving läßt nichts aus und schafft es dennoch, dieser Zeit auch positive Seiten abzugewinnen. Der Titel "Meine Gefängnisse" erinnert an das Schicksal eines italienischen Schriftstellers und Patrioten. Silvio Pellico (1789-1854), der in politischen Aufsätzen immer wieder für die Einheit und Unabhängigkeit Italiens eintrat, wurde 1824 zum Tode verurteilt. Vor der Vollstreckung bewahrte ihn ein Gnadenakt des österreichischen Kaisers Franz I., der die Todesstrafe in Kerkerhaft umwandelte. Nach seiner Entlassung schrieb Pellico das Buch "Le mie prigioni" (Meine Gefängnisse), das ihm bleibenden Ruhm sicherte.

Davon ist David Irving mit seinen Bekenntnissen freilich weit entfernt.

David Irving: Meine Gefängnisse. FZ-Verlag, München 2007, broschiert, 160 Seiten, Abbildungen, 14,90 Euro

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