© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/08 21. März 2008

UMWELT
Zieglers Widerstand gegen den Bio-Sprit
Volker Kempf

Wieder einmal hat der UN-Sonderbeauftragte für ein Menschenrecht auf Nahrung, Jean Ziegler, mit einfachen Forderungen von sich reden gemacht. Diesmal will der Schweizer ein fünfjähriges Moratorium für landwirtschaftlich erzeugte Biokraftstoffe: "Es ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wenn Nahrungsmittel verbrannt werden, um Biotreibstoff zu gewinnen." Warum das? "Durch die Produktion von Bioäthanol hat sich die Welternährungssituation komplett verändert. Die Tonne Getreide zum Beispiel kostete im Januar 2007 rund 152 Dollar, heute sind es 358 Dollar. Länder, die Nahrungsmittel importieren müssen, sind total im Würgegriff." So sieht die Realität aus.

Deutschland sollte sich Ziegler anschließen, aber dabei auch betonen, daß der sogenannte Neoliberalismus nicht an allem allein schuld ist, wie Ziegler es gegenüber der Frankfurter Rundschau darstellt. Es geht um einen Mix aus Korruption, politischen Defiziten und "Bio"-Etikettenschwindel sowie wachsenden Energiehunger in der Welt. Bei aller Komplexität ist aber unstrittig, daß die Bio-Spritgewinnung mehr Probleme schafft als löst. Man sollte diesen Irrweg so nennen und verlassen. Das kommt einer Kehrtwende um 180 Grad gleich, aber ein Schiff auf falschem Kurs muß sich das leisten können. Es ist nie zu spät, einen Irrweg zu verlassen.

Die Bundesregierung sollte vor allem ihre Hausaufgaben machen und beispielsweise auf die deutsche Firma Flora Eco Power einwirken, sich aus Äthiopien zurückzuziehen, wo sie für "Bio-Diesel" ausgerechnet in einem Naturschutzgebiet Flächen roden will. Wer sich auf die Bundesregierung nicht verlassen will, kann auch selbst Internet-Protest anmelden unter: www.prowildlife.de .

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