© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/08 21. März 2008

Jürgen Todenhöfer reiste ins Herz des irakischen Widerstandes
Unter Feuer
Günther Deschner

Jürgen Todenhöfer residiert ganz oben im siebten Stock des Burda-Hauses in München. Als Vizevorsitzender des Vorstands ist er - nach Hubert Burda - der mächtigste Mann im Konzern. Davor war er zwanzig Jahre lang Politiker, saß 18 Jahre lang für die CDU im Bundestag. Wütend beschimpfte ihn Herbert Wehner als "Hodentöter". Vielen galt er als der Rechtsaußen seiner Partei. Richtig ist, daß er darauf bestand, sich eine eigene Meinung zu bilden - und die war auf seine Art konservativ.

Schon immer trieb den 1940 in Offenburg geborenen Juristen die Neugier um: Als Schüler fuhr er nach Algerien, um sich über den dortigen Konflikt zu informieren. Als Abgeordneter machte er 1975 Schlagzeilen, als er Chiles Präsident Augusto Pinochet besuchte und sich erfolgreich für die Freilassung Tausender politischer Gefangener einsetzte. In Lebensgefahr begab er sich 1980, als er mit einer Gruppe afghanischer Partisanen von Pakistan aus in das von der Sowjetunion besetzte Afghanistan eindrang. Todenhöfer war auch einer der ganz wenigen, die sich stets für eine aktive Wiedervereinigungspolitik der Bundesregierung stark machten. Zu diesem Thema schrieb er 1989 auch sein Bekenntnisbuch "Ich denke deutsch". Lange hatte er als einer der "Kronprinzen" der CDU gegolten, doch mit Helmut Kohls innerparteilicher Einebnungspolitik geriet er ins Abseits.

Kurz vor seinem Abgang aus der Politik holte ihn sein Schulfreund Hubert Burda in seinen Verlag. Todenhöfer gelobte seinem neuen Dienstherrn politische Rücksicht. Lange hielt er sich daran. Er lebte ein Leben der Reichen, das man aus Burdas Bunte kennt: Millioneneinkommen, Villa am See, Ferienhaus in Südtirol, drei Kinder, die im Ausland studieren konnten.

Aber etwas fehlte ihm - das Politische. Wenigstens im Urlaub wollte er sich damit befassen dürfen. "Es gibt Leute", sagt er, "die legen sich drei Wochen an den Strand. Das finde ich langweilig." Eigentlich hält sich der Ehren-Oberst der US-Armee für einen Freund Amerikas, schätzt den "Spirit", der Kennedy, Carter und Reagan antrieb. Den "Bushismus" um "Öl und Macht um jeden Preis" lehnt er aber ab. Gegen den Irak-Krieg schrieb er in der FAZ und anderswo scharfe Artikel, wurde zu einer "Symbolfigur der Kriegsgegner" (Financial Times Deutschland). Im Urlaub bereist er die Krisenregionen. Zwei Bestseller schrieb er darüber, was Bushs Kriege im Irak und in Afghanistan anrichten - und wie wenig sie ausrichten: "Nur Dummköpfe gehen mit Flugzeugträgern und Panzern auf die Fuchsjagd. Den Terrorismus bekämpft man mit dem Skalpell und nicht mit dem Schlachterbeil!" 2007 fuhr er dorthin, wo sich ohne militärischen Geleitschutz kein Mensch hintraut - ins Zentrum des irakischen Widerstands. Nun legt er das Substrat dieser Reise vor, sein neues Buch: "Warum tötest Du, Zaid?" (C. Bertelsmann). Für den Politikbetrieb und die CDU von heute ist er gewiß verloren. Es wird ihn auch nichts mehr dahin ziehen.

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