© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/08 07. März 2008

Leserbriefe

Zu: "Es fehlt der Blick in die Zukunft", Interview mit Prof. Dr. Theodor Wolfgang Hänsch, JF 9/08

Der unternehmerische Geist zur Kaiserzeit

Wenn ich den Ansichten von Professor Hänsch im großen und ganzen zustimme, so hat mich doch eine Bemerkung gewundert: "Unser deutsches Selbstverständnis an den Hochschulen geht noch oft auf die Kaiserzeit zurück: Wir glauben vor allem, wir müßten in erster Linie gute Untertanen sein." Woher hat er das? Für mich ist hier unklar, ob es sich nur um die kaiserlichen Hochschulen handelt, an denen man sich als guter Untertan verstanden haben soll? Oder geht es um das bürgerliche Selbstverständnis zur Kaiserzeit im allgemeinen? Mit dem "amerikanischen Geist", von dem er an anderer Stelle spricht, soll wohl ein unternehmerischer gemeint sein. Der aber war in jener Zeit in großem Maße vorhanden. Deutschland gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur in den universitären Wissenschaften zur Weltspitze, sondern auch bei der industriellen Entwicklung. Gerade vor dem Ersten Weltkrieg gab es außerordentlich viele Firmengründungen, von denen allerdings nicht wenige nach 1945 zerschlagen und enteignet worden sind - zum Beispiel die Handelsflotte von Albert Ballin, die damals die größte der Welt war.

Was das jetzige bürgerliche Selbstverständnis betrifft, so mag es sein, daß der unternehmerische Geist nicht so ausgebildet ist wie zur Kaiserzeit. Über die Ursachen ließe sich wahrscheinlich trefflich streiten.

Prof. Dr. Uwe Schmidt, Rudersdorf

 

 

Zu: "Die Republik kippt" von Michael Paulwitz, JF 10/08

Einheitsliste ist schon da

Nein, bis zur "Einheitsliste der nationalen Front" ist es nicht einmal mehr ein "kurzer Gedankensprung". Diese Einheitsliste der "demokratischen Parteien" in der BRD haben wir realiter bereits, da sich diese in den wichtigsten Fragen nur noch graduell unterscheiden. Sie sagen es ja indirekt im selben Absatz.

Fritz Werner, Verden-Borstel

 

Wie lange noch zusehen?

Einfach brillant, diese Situationsanalyse der deutschen Politiklandschaft, weil für jeden eindrucksvoll auf den Punkt gebracht. Dieses seit langem schleichende, sich immer mehr beschleunigende Kippen in Richtung Sozialismus, Staatsdirigismus, Gleichmacherei, überbordende Bürokratie, Entmündigung und Enteignung der Bürger und Schwächung des Mittelstands bringt Deutschland aus der Balance. Die überlebensnotwendige Bipolarität geht verloren! Die linke Taktik der permanenten Diffamierung, Unterminierung und Vernichtung all dessen, was auf den Erhalt bewährter, konservativer Werte zielt, auf Belohnung von Eigeninitiative und Leistung, diese Taktik verunsichert immer mehr Menschen in diesem Land. Erkennen immer weniger Menschen, auf welchem Weg sie sind? Wie lange wollen Millionen schweigende Bürger diesem Abdriften in immer radikaleren Sozialismus noch zusehen? Quo vadis Deutschland?

Dieter Glenz, München

 

 

Zu: "Tausend Seiten zuviel" von Thor Kunkel, JF 10/08

Aus voller Hose ist gut stinken

Als ich den ersten Satz dieser Kritik las: "Nichts ist leichter, als frühere Ereignisse von der Warte überlegener Gegenwartskenntnisse aus zu verdammen" fiel mir spontan eine sehr volksnahe, aber zutreffende Variante ein, die mein Vater nach dem Zweiten Weltkrieg hin und wieder zitierte: "Aus einer vollen Hose ist gut stinken!" Nach dem Lesen der ganzen Kritik dachte ich, daß dieser Satz gerade bei diesem Schinken den Nagel auf den Kopf trifft.

Fritz Hübner, Köln

 

 

Zur Meldung: "Urteil: Erschlichene Einbürgerung gültig", JF 9/08

Richter ausgekungelt

Ein solches Urteil ist nur in Deutschland möglich. Das kommt davon, daß die politischen Parteien die Richter auskungeln können. Armes Deutschland!

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken

 

 

Zu: "Die große Entrüstung" von Klaus Peter Krause , JF 9/08

Beispiellos in der Ausbeutung

Der Autor prangert die deutsche Steuerpolitik, die Investoren aus dem Ausland abschreckt, nachhaltiger an als Steuerhinterziehung, so sehr diese auch zu verachten ist.

Daß dieser Staat von einem Kriminellen für fünf Millionen Euro Beweismaterial kauft, wird als äußerst fragwürdige Handlung ebenso in die Zukunft hineinwirken wie die Verschwendung von Steuergeldern, Jahr für Jahr vom Rechnungshof angeprangert. Das gleiche gilt für die Beraubung der DDR-Enteigneten und den Verkauf bzw. die Verschleuderung von deren Eigentum, also die damit verbundene Betätigung als Hehler und was der Beispiele mehr sind. Dieser Staat ist über alles andere hinaus beispiellos in der Ausbeutung der Bürger und darf sich deshalb über Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit in großem Stil nicht wundern.

Dietlinde Bonnlander, imst, Österreich

 

 

Zu: "Farbbeutel und Pflastersteine" von Clemens Taeschner, JF 9/08

Selbst erst politisiert

Leider ist nicht sehr intensiv bis gar nicht auf die deutlichen Reaktionen der Öffentlichkeit eingegangen worden. Die Urheber dieser kruden Kampagne sind in den vergangenen Jahren ausschließlich anonym in Erscheinung getreten, um sich dem Zugriff der deutschen Justiz zu entziehen. Das muß Zweifel an deren Glaubwürdigkeit nähren. Die Kampagne ist nachweislich auf Behauptungen, falschen Rückschlüssen und Unterstellungen aufgebaut.

Wer wie ich politischen Extremismus ernst nimmt, muß die linksextreme "Antifa", die sich hinter dieser Hetzkampagne verbirgt, ebenso wie Neonazis als Teil des Problems betrachten. Ich habe aus Interesse die Vorwürfe überprüft und kann an den Produkten der Marke Thor Steinar den von der "Antifa" unterstellten politischen Charakter nicht erkennen. Die "Antifa" selbst hat diese Produkte und deren Konsumenten erst politisiert.

Jan Friedrich Heitermeier, Stuttgart

 

 

Zu: "Der neue Herr im Haus" von Michael Paulwitz, JF 9/08

Umgehend ausgeladen

Wie eine souveräne Regierung mit arroganten Staatsgästen verfährt, die sich in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen, zeigte der damalige kanadische Ministerpräsident Lester Pearson in den sechziger Jahren anläßlich eines Saatsbesuches des französischen Präsidenten de Gaulle. Dieser besuchte, ehe er sich in Ottawa vorstellte, die französischsprachige Provinz Quebec, wo er eine öffentliche Rede mit den markigen Worten "Es lebe das freie Quebec" beendete. In Quebec gab es damals ein starkes separatistisches Element, dem er offenbar mit diesen Worten den Rücken stärken wollte. Der kanadische Ministerpräsident lud ihn darauf umgehend aus, und de Gaulle reiste unverrichteter Dinge nach Frankreich zurück - wie ein geprügelter Hund, mit eingezogenem Schwanz.

Vergleiche damit das windelweiche, rückgratlose Verhalten deutscher Spitzenpolitiker. Bundeskanzlerin Merkel hätte Erdogan sofort die Tür zeigen und den anwesenden 15.000 Türken zurufen müssen: Wer von Euch so denkt wie Erdogan, der kann sofort die Koffer packen und mit ihm zurück in die Heimat Türkei gehen.

Frage: Wie souverän ist die Bundesrepublik eigentlich? Ich persönlich verstehe die Deutschen nicht mehr, die sich solche Vertreter wählen und eine solche Regierung dulden.

Martin Kaffanke, Maple Ridge, B.C., Kanada

 

Blindwütigkeit des Hasses

Die hier lebenden Türken sollen und wollen sich nicht assimilieren, also anpassen, und damit auch nicht integrieren. Dies brauchen sie auch nicht zu tun, da sie in 30 Jahren in den Großstädten und nochmals 30 Jahre später in ganz Deutschland die Mehrheit besitzen.

Das Brandunglück in meiner Straße hat nun einen unglaublichen Haß auf uns Deutsche offenbart, der sich durch Anspucken der Rettungskräfte und Rufen wie "Mörder, Nazis" und einem Schild "Gestern Juden, heute Türken" artikulierte. Daß es sich bei den Toten und Verletzten ausschließlich um Aleviten handelt, die in der Türkei, nicht jedoch in Deutschland, diskriminiert werden, zeigt die Blindwütigkeit des Hasses. Hierzu erklärt der Generalsekretär der Aleviten, Ali Ertan Toprok, gegenüber den türkischen Ermittlern, sie sollten "lieber ihre Energie in die Aufklärung der Tausenden politischen Morde in der Türkei stecken".

So etwas hörte man von keinem deutschen Politiker oder Staatsanwalt. Keiner von denen stellte sich vor uns Deutsche und erklärte, daß die Unterstellung eines Brandanschlags aufgrund von Fremdenfeindlichkeit eine strafrechtlich relevante "üble Nachrede und Volksverhetzung" sei.

Es kann und darf einfach nicht sein, daß dieses schlimme Unglück möglicherweise auf Versäumnisse der türkischen Hausbesitzer oder Handlungen von Bewohnern zurückgeht. Ein leichter Hauch von Fremdenfeindlichkeit sollte über dem Haus schon weiterschweben; unschuldig dürfen wir Deutsche niemals werden.

Werner Wegmann, Ludwigshafen

 

 

Zur Meldung: "Papst Benedikt", JF 9/08

Was juckt's die Eiche

Zu dem kurzen Artikel eine noch kürzere Bemerkung: Die "Stimme der historisch-kritischen Vernunft" aus Göttingen klärt also jetzt den Papst darüber auf, was denn wohl so zu gelten hat in bezug auf Bibel­exegese im allgemeinen und die Person Jesu im besonderen. Dazu fällt mir nur eine schöne derbe Volksweisheit aus meiner bergischen Heimat ein: "Wat juckt's die Eiche, wenn die Sau sich an ihr schubbert!"

René Hoffmann, Essen

 

 

Zu: "Christlicher Jugendkongreß unter Beschuß" von Christian Rudolf, JF 9/08

Es sind keine Tugenden

Da wird die "Freiheit" in Großbuchstaben geschrieben, bis es an die größten Probleme der heutigen Menschheit geht - die Sexualität. Hier wird nur noch diktatorisch auf ethisch gutmeinenden Glaubensleuten herumgehackt. Homosexualität und Lesbik sind keine Tugenden der Schöpfung. Sie sind schöpfungswidrig. Das beweist die Bibel in zwei wichtigen Abschnitten: 3. Mose 18 und Römer 1:18-32. Hier wird genau beschrieben, was die zu erwarten haben, die solche sexuellen Exzesse führen. "Und die Bibel hat doch recht ...!" "Irret euch nicht! Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten" (Galater 6:7).

Walter Nänny, Au, Schweiz

 

 

"Auf jeden Fall Feinde des Parlaments" von Felix Krautkrämer, JF 9/08

Alleintäterschaft

Dem Bemühen um eine objektive Berichterstattung stehen zwei Halbsätze im Artikel entgegen: "Hofer und Calic wiesen zwar glaubhaft nach, daß van der Lubbe den Reichstag unmöglich alleine hätte in Brand stecken können" und "Auch wenn die Alleintäterschaft van der Lubbes nahezu ausgeschlossen werden kann".

Beides ist nicht der Fall. Gerade die Tatsache, daß van der Lubbe Alleintäter war, auch wenn eine auf Minuten genaue Rekonstruktion weder zum damaligen Zeitpunkt und erst recht nicht nach 75 Jahren möglich ist, sollte entgegen anderslautenden Behauptungen als feststehend betrachtet werden. Ihre Bestreitung ist das "Einfallstor" für alle früheren und neueren Behauptungen über Mittäter und Hintermänner. Die in dem angeführten Band von Uwe Backes/Eckhard Jesse und anderen enthaltene Darstellung von Hans Mommsen "Van der Lubbes Weg in den Reichstag" sei jedem nachdrücklich zur Lektüre empfohlen, ebenso seine darin enthaltenen "Betrachtungen zur Reichstagsbrandkontroverse".

Gerd Unterricker, Dresden

 

 

Zu: "'Verbrechen gegen die Menschlichkeit'" von Günther Deschner, JF 9/08

Mißachtung des Völkerrechts

Wer erinnerte Ministerpräsident Erdogan nach seinem unmißverständlichen Auftritt hier bei uns in Deutschland an die Mißachtung des Völkerrechts in seinem Land, welches dort an Christen, Kurden und anderen ethnischen Gruppen begangen wird?

Wie kann man Menschen, denen man ihren Glauben verändert, ihre Sprache verbietet und alle Rechte nimmt, "Terroristen" nennen, wenn sie versuchen, in ihrer einstigen Heimat die Welt auf dieses Unrecht aufmerksam zu machen? Welche Mittel dazu besitzen sie denn oder sind ihnen geblieben? Darf man sie dafür foltern und mit Waffengewalt vernichten?

Erdogan rief zu Beginn dieses Feldzuges aus: "Die ganze Welt steht hinter uns!" Diesen Ausspruch möchte ich insofern korrigieren, als daß es sich hierbei nur um die "Machtbefugten" handeln kann, denn ich bin mir sicher, daß der Rest der Welt so denkt wie ich: Hier heißt es mal wieder "Macht geht vor Recht", doch nur der, den es selber trifft, der ohnmächtig zusehen muß, erkennt dieses Unrecht.

Die anderen sollten aber den Mut haben, im Namen des Glaubens, der Liebe und der Gerechtigkeit, ihre Stimme lautstark zu erheben.

Wilhelmine Baronin von Heyking, Stuttgart

 

 

Zu: "Tag der Erniedrigung Serbiens" von Olaf Müler, JF 9/08

Rücksichtslos Recht gebrochen

Respekt vor Olaf Müller und der Redaktion! Es wird immer schockierender, wie heute Völker mißachtet und internationales Recht eklatant gebrochen wird. Diese rücksichtslose Politik programmiert auch für unser Land Chaos im voraus.

Fred Suerdieck, Bergfelde

 

Der Souverän ist Serbien

Nach der Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates aus dem Jahr 1999 sollte eine "politische Lösung der Kosovo-Krise" durch ein "Interims-Rahmenabkommen" gefunden werden. Ausgegangen wurde dabei von den "Prinzipien der Souveränität und territorialen Integrität der Bundesrepublik Jugoslawien".

Ob eine Anerkennung der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo mit dieser Resolution vereinbar wäre, ist umstritten. Wenn man aber wegen des Scheiterns einer politischen Lösung die Resolution nicht mehr als Hindernis für eine Anerkennung der Unabhängigkeit ansieht, hört sie auch auf, eine Rechtsgrundlage für die Präsenz der UNO, der Nato und der Europäer zu sein. Der Souverän ist Serbien. Und einen neuen UNO-Beschluß gibt es nicht.

Übrig bliebe der faktische Kriegserfolg der "amerikanischen Strategie der Vorherrschaft" mit dem gigantischen exterritorialen Militärstützpunkt der USA in Priština, abgesichert durch eine europäische Verwaltung als Feigenblatt.

Dr. Erich Schäfer, Wien

 

 

Zum Leserbrief: "Was Cato sagte" von Gisela Spieß, JF 9/08

Difficile est satiram non scribere

Wenn schon jemand mit "gesträubten Haaren" Kritik am falschen Zitieren eines römischen Zensors übt, so sollte das mit fundiertem Sachverstand erfolgen. Nicht der tatsächlich falsch benutzte Genitiv in Sachen Germania fiel der Kritikerin auf, sondern ein angeblich falsches Zitat von Cato. Der Karthago-Hasser Cato der Ältere benutzte bei seinen Senatsreden am Ende seines Vortrags schlicht und einfach permanent folgenden Satz: "Carthago delenda est" - nachzulesen bei Plutarch. Alles andere ist Küchenlatein.

Ja, so einfach und auf den Punkt genau formulierten die alten Römer. Da könnte sich mancher "germanische" Politiker von heute ein Beispiel nehmen, wenn es um "Salus populi suprema lex esto" geht. Aber das sagte Cicero an die Träger öffentlicher Ämter - "De legibus".

Kapitän i. R. Willimar Feine, St. Michaelisdonn

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