© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/08 29. Februar 2008

Be stupid - Sei dämlich
Sei's drum: Berlin will nicht mehr "arm, aber sexy" sein und ist statt dessen drauf und dran, sich lächerlich zu machen
Thorsten Thaler

Führungskräfte, die lieber englische als deutsche Begriffe verwenden, werden von den Mitarbeitern tendenziell schlechter eingeschätzt als Vorgesetzte, die ihre Botschaften auf deutsch vermitteln. Zu diesem Ergebnis kommt eine erst kürzlich erschienene Diplomarbeit eines Absolventen der Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Osnabrück (Hilmar Grabow: Die Wirkung von Anglizismen in der Unternehmenskommunikation, IFB-Verlag, Paderborn 2007). Was aber, wenn die Führungskräfte, zwölf an der Zahl, in einem BerlinBoard versammelt sind, ausgestattet mit dem Auftrag, einen Claim für eine Markenstrategie abzustecken und einen Slogan zu finden, mit dem eine ganze Stadt - Arbeitstitel: City of Change - künftig national und international um Sympathien werben soll? Dann lautet das Ergebnis folgerichtig: "Be Berlin".

Auf diese Schnapsidee soll jener Beraterkreis gekommen sein, der Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei der "Entwicklung einer Strategie zur Positionierung und Kommunikation des Standortes Berlin" seit August vorigen Jahres unterstützt. Zu diesem erlauchten Kreis gehören neben Lokalpolitikern, Unternehmern und Wissenschaftlern auch der künftige Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sowie Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher. Leute also, die rätselhafterweise immer noch zu den Eliten des Landes gerechnet werden.

Und nun das: "Be Berlin" - Sei Berlin. Einfach nur so, ganz eigenschaftslos, und natürlich auf englisch. Dämlicher geht's nicht. Die Urheber dieses Unsinns müßte man mindestens zur Lektüre der Diplomarbeit eines FH-Absolventen aus Osnabrück verdonnern.

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