© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/08 22. Februar 2008

Kosovo erklärt sich unabhängig
Brückenkopf Balkan
von Dieter Stein

Seit dem 17. Februar hat Europa seinen ersten mehrheitlich islamischen Staat - und dies mit freundlicher Förderung durch die deutsche Politik: Das Kosovo, Anfang des 20. Jahrhunderts noch fast ausschließlich von serbischen Christen besiedelt, hat sich dank der Fertilität der Kosovo-Albaner (höchste Geburtenrate Europas) und eines handfesten ethnischen Verdrängungsprozesses in ein von muslimischen Albanern dominiertes Siedlungsgebiet verwandelt.

Die unter dem Druck der USA forcierte Unabhängigkeit des Kosovo ist ein Politikum mit weitreichenden Folgen. Ein selbständiges Kosovo ist ein (von Türken gefeierter) islamischer Brückenkopf, der zu allem Überfluß von Bundeswehrsoldaten gesichert werden muß.

Es ist erstaunlich, daß die stärkere Autonomie oder sogar staatliche Unabhängigkeit von Völkern, die seit Jahrhunderten in ihren angestammten Gebieten leben - der Basken, Schotten oder der deutschen Südtiroler, ganz zu schweigen von den 14 Millionen Kurden in der Türkei - keine so mächtigen Fürsprecher in den USA oder der EU findet. Der Grund: Es geht nicht um Selbstbestimmungsrecht, sondern um geopolitische Interessen auf dem Balkan, deren Spielball das Völkergemisch nicht erst seit heute ist. Serbien im Verbund mit Rußland steht wiederum vor einem Scherbenhaufen seiner chauvinistischen Nationalitätenpolitik. Keine Sternstunde Europas.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen