© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/08 01. Februar 2008

DVD: Krimi
Nostalgie
Werner Olles

In der Ruhrgebiets-Metropole Essen treibt ein brutaler Frauenmörder sein Unwesen. Fünf junge, blonde Frauen hat er bereits erwürgt, doch die Polizei tappt nach wie vor im dunkeln. Ausgerechnet jetzt wird Kriminaloberkommissar Otto Dennert (Hans Albers) zwangspensioniert, und ein unfähiger Nachfolger übernimmt den Fall. Dann verkracht sich Dennert auch noch mit seinem Sohn Harry (Hansjörg Felmy), der als Kriminalassistent ausgerechnet mit der Ex-Verlobten (Susanne Cramer) eines Posträubers anbandelt. Während Dennert aus Sorge um die Karriere seines Sohnes die beiden auseinanderbringen möchte, läuft das Mädchen dem Mörder in die Arme. In letzter Sekunde gelingt es Harry, sie zu retten, und nun kann er auch den Täter beschreiben. Mit Hilfe des Ex-Ganoven Mücke (Werner Peters) kommt Dennert dem Täter, einem harmlos wirkenden Handelsvertreter (Horst Frank), endlich auf die Spur. Zwar gelingt diesem noch einmal die Flucht, doch schließlich stellen ihn die beiden Dennerts in einem Kindergarten ...

Eugen Yorks "Der Greifer" (1957) ist ein ebenso überladener wie biederer, teilweise recht krampfhaft um Spannung bemühter Kriminalfilm, der ganz auf Hans Albers, den Lieblingsdarsteller des Regisseurs, zugeschnitten ist. Obwohl er kein Remake des gleichnamigen Albers-Krimis aus dem Jahre 1930 ist, ähnelt dessen Rolle der damaligen. War er 1930 der forsche Erfolgstyp, der dank einer zwielichtigen Nachtclubsängerin einen als "Messer-Jack" gefürchteten Verbrecher zur Strecke bringt, so wird er diesmal auf den Klischeetyp des alternden, sentimentalen Helden festgelegt, der mit Hilfe einiger Ganoven einen Frauenmörder überführt.

Ziemlich naiv wirkt auch die romantische Verbrämung des Gaunermilieus, in dem sich der Oberkommissar wie zu Hause fühlt, während die Typisierung des pathologischen Mörders an der Oberfläche bleibt und jede Hintergründigkeit und Tiefe vermissen läßt. Dabei spielt Horst Frank seine Rolle erstaunlich gut, doch ein schwaches Drehbuch (Curt J. Braun) und eine mißlungene Dramaturgie geben ihm kaum eine echte Chance, sein schauspielerisches Können zu zeigen.

"Der Greifer" ist also nur für notorische Fans des "blonden Hans" und schwärmerische Fünfziger-Jahre-Nostalgiker empfehlenswert. Für ein wenig Entschädigung sorgen immerhin die Extras: Biographien der beiden Hauptdarsteller Hans Albers und Hansjörg Felmy, eine Fotogalerie, Trailer und ein Original-Prospekt des Films als DVD-ROM-Part.

DVD "Der Greifer", Kinowelt, Leipzig 2008, Laufzeit: ca. 93 Minuten

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