© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

WIRTSCHAFT
Falsche Schelte
Michael Weis

Nun ist es offiziell: Alle staatlichen Reanimationsmaßnahmen, mit denen seit 2001 versucht wurde, den Nokia-Standort Bochum zu retten, waren letzten Endes erfolglos. Der Mobiltelefon-Weltmarktführer zieht um - nach Rumänien und Ungarn, wo es neue Fördergelder gibt, günstigere Löhne und eine jede Industrie offen empfangende Politik. Ist den Finnen diese Entscheidung vorzuhalten? Nun, unser aller Wohlstand liegt darin begründet, daß Unternehmen sich ständig im Wettbewerb anpassen müssen. Vielen Kunden ist in ihrer Gier nach mehr Komfort bei niedrigeren Preisen das Made in Germany egal. Die Folge: Zwang zur Kostenoptimierung. Nokia hat seine Verpflichtung zur Aufrechterhaltung des Standortes Bochum bis September 2006 erfüllt. Daher ist eine Rückforderung von Subventionen wohl aussichtslos.

Hätten die verantwortlichen Politiker eine längere Bindung gewollt, hätte sie diese eben festschreiben müssen. Nokia muß sich zudem an den Sozialkosten für die Werksschließung beteiligen - die kostet insgesamt mehrere hundert Millionen Euro. Nokia tut nichts, was nicht auch deutsche Konzerne im Ausland taten: vorhandene Regelungen effektiv auszunutzen, um so dem Gesamtkonzern im Heimatland einen Vorteil zu verschaffen. Dies wird von deutschen Unternehmen stillschweigend erwartet, denn darüber werden schließlich indirekt die Produktionsstandorte in Deutschland gesichert, die hiesigen Löhne hoch gehalten und so die patriotische Pflicht erfüllt. Nokia darf ehrlicherweise nun nicht dafür verteufelt werden, daß es die Dummheit deutscher Politiker und der EU ausnutzt, die lieber ohnehin tote Industrien subventionieren, anstatt Steuern zu senken und so allen Bürgern und dem Industriestandort Deutschland zu helfen.

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