© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

Das Ziel vor Augen
Islam: Bau der Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Berlin-Heinersdorf schreitet voran / Bürgerinitiative der Anwohner hält an Kritik fest
Clemens Taeschner

Als die Bewohner des Berliner Stadtbezirks Pankow-Heinersdorf im Juli 2007 letztmals mit einem Protestmarsch gegen den ersten Moscheebau auf dem Gebiet der ehemaligen DDR demonstrierten, wünschte ausgerechnet ein Reporter des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders Radio MultiKulti zwei Teilnehmerinnen des Demonstrationszugs der moscheekritischen Bürgerinitiative Ipaph: "Viel Erfolg!" Die Argumente der zwei Heinersdorfer Frauen, mit denen der junge Journalist sprach, hatten diesen offenbar sprachlos gemacht, seine professionelle Distanz schwinden lassen. Doch alle Wünsche und Proteste haben nichts genützt: Ende Januar wird die Ahmadiyya-Gemeinde Richtfest feiern. Damit rückt die Erfüllung ihres "100-Moscheen-Plans" in Deutschland näher. Bis zum Jahr 2010 soll er umgesetzt sein.

Der genaue Termin des Richtfests in Pankow-Heinersdorf wird der Öffentlichkeit aber bislang von offizieller Seite vorenthalten - genauso wie der Wortlaut der am 26. November 2007 unterzeichneten "Kooperationsvereinbarung" zwischen der 1. Direktion der Berliner Polizei und der Ahmadiyya-Muslim-Jamaat-Gemeinde. Bei dem Papier, das der JUNGEN FREIHEIT vorliegt, handelt es sich um die Fortsetzung eines bereits im Bezirk Wedding praktizierten Modells, das sich mit dem blumigen Titel "Transfer interkultureller Kompetenz" (TIK) schmückt. Partner des ersten Abkommens war die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) gewesen, ein Verband, der die Integra-tion in die Bundesrepublik Deutschland eher behindert als befördert.

Vielsagend sind von daher die Passagen in der Kooperationsvereinbarung mit der fundamentalistischen Ahmadiyya-Sekte, die in den Medien als "progressive Reformgemeinde" des Islam vorgestellt wird, in Wirklichkeit jedoch schlechthin das Paradigma der sich ausbreitenden Parallelgesellschaft repräsentiert: eine ultra-orthodoxe, frauenfeindliche und totalitäre Organisation. Deutlich wird dies an den in der Ahmadiyya-Gemeinde praktizierten rigiden Regeln bis hin zum Verdacht der Zwangsheirat.

Auch können Ahmadiyya-Frauen laut Ipahp am Erwerbsleben nur mit Erlaubnis ihres Ehemanns teilnehmen. Überdies dürften sie von ihren Männern mit "negativen Zärtlichkeiten" bedacht, sprich: körperlich gezüchtigt werden. Entsprechende Hinweise hierzu fänden sich in den Predigten des Kalifen oder in den Äußerungen des Autors Hadayatullah Hübsch, des einstmaligen Pressesprechers der Ahmadiyya-Gemeinde Deutschland und Laienpredigers an der Nuur-Moschee in Frankfurt am Main. Hinzu tritt ein antichristliches und anti-jüdisches Selbstverständnis. Kurz: der Widerspruch zu den im Grundgesetz der Bundesrepublik verankerten Grundrechten, unter anderem zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, ist evident. Daß das Bauvorhaben dennoch im Pankower Stadtbezirksparlament unterstützt wird, verwundert darum bis zum heutigen Tag.

Vor diesem Hintergrund lesen sich einzelne Passagen des Kooperationspapiers mit besonderem Kopfschütteln, oder anders: als Orwellsches Neusprech nach der Jahrtausendwende. So wird der gegen den fast hunderprozentigen Widerstand der Anwohnerschaft durchgepeitschte Moscheebau als "erfolgreiche Integration der muslimischen Bevölkerung im Stadtgebiet" verkauft, welche die Demokratie "stärkt".

Befremdlich liest sich angesichts dessen die Absicht, der zufolge die Polizei "Verständnis für polizeiliches Handeln und den deutschen Rechtsstaat" vermitteln soll. Den Höhepunkt der von der Polizeidirektion 1 geplanten Aktionen bilden "zielgruppenorien­tierte Informationsveranstaltungen", unter anderem "zum Opferschutz sowie den polizeilichen Maßnahmen bei häuslicher Gewalt". Bleibt abzuwarten, ob dann auch "negative Zärtlichkeiten" registriert werden.

Foto: Rohbau der Moschee: Der Termin für das anstehende Richtfest wird geheimgehalten

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