© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/08 04. Januar 2008

Hakenkreuz-Ritzereien
Mehr Zivilcourage
von Michael Paulwitz

Fällt das "N-Wort", setzt der Verstand aus. Nahezu gesetzmäßig stellt sich jeder Fall, in dem böse "Nazis" jungen Menschen, Frauen zumeist, ein Hakenkreuz in die Haut geritzt oder geschnitten haben sollen, als blanke Erfindung der vermeintlichen Opfer heraus. Einfühlsame Eltern oder schlicht ein Psychiater könnten da besser helfen als die Mobilisierung der Sicherheitsapparate bis hinauf zur Ministerebene.

Und doch funktioniert es immer wieder: Polizeibeamte, die Maßregelung fürchten, wenn sie die "rechte Gefahr" nicht ordentlich düster zeichnen, Provinzpolitiker, die ängstlich bemüht sind, es nicht am korrekten Eifer fehlen zu lassen, dazu die einschlägigen Gutmenschen und "Antifa"-Lobbyisten, denen jeder Anlaß recht ist, um ihre Ansprüche zu untermauern, blasen bedenkenlos jede braun scheinende Mücke zum Kurzzeit-Elefanten auf. Ein zweites Mügeln, immerhin, ist Mittweida nicht geworden. Nicht zuletzt, weil die Medien nicht das ganz große Skandalrad drehten. Investigativ nachgehakt haben sie aber auch nicht. Es wäre nicht der schlechteste Vorsatz zum neuen Jahr, wollten sich Journalisten, Politiker und Amtsträger auf ihren kritischen Verstand besinnen und auch dort noch hinterfragen, wo scheinbar nur das Einstimmen in den allgegenwärtigen Chor der politisch Korrekten gefragt ist. Das wäre dann wahrhaftig - Zivilcourage.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen