Geheimnis Geschichte
Guido hilf!
Matthias Bäkermann

Modern und spannend aufbereitet, aber dennoch seriös" möchte die ARD dem Gebührenzahler Geschichte präsentieren (JF 51/07). Vergangenen Mittwoch durfte dann der frühere Sat1-"Anchorman" in der spätabendlichen Pilotsendung von der Leine. Permanent durch eine Kulisse schreitend, die wie eine ins Orbit katapultierte Reemtsma-Schau anmutete, plauschte Kausch, der sich im Focus zu Joschka Fischer als "Lieblingsfigur in der Geschichte" bekannte, über "Wertschätzung der Mutterrolle und die Förderung der Familie" im NS-Staat. Auf das dumme Evchen Herman anspielend, drohte er gleich volkspädagogisch, daß es natürlich nichts Positives in Adolfs Hades zu entdecken gebe, schon gar nicht die Familienförderung. Zwar durften Rentnerinnen in Fußgängerzonen oder der Antichrist aus Braunau höchstselbst in Kurzfilmchen das Gegenteil behaupten, doch sogleich fuhr der belehrende Kausch - streng schielend wie eine FDJ-Leiterin - dazwischen und erläuterte, daß das damals eingeführte Kindergeld schließlich Patchwork- und Ausländerfamilien ausschloß, allein deshalb "bösartig" war. Weiteres Dilettieren bar jeder historischen Abstraktion ließ bald sogar eine Sehnsucht nach Guido Knopp aufkeimen. "Geheimnis Geschichte" - bei der ARD bleibt dieses gut gehütet.